Foto einer Demonstration für Pressefreiheit und die Freilassung von Julian Assange.

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Laut dem Uno-Sonderberichterstatter für Folter, Nils Melzer, seien die Missbrauchsvorwürfe, mit denen der Wikileaks-Gründer Julian Assange konfrontiert gewesen war, erfunden. Die "konstruierte Vergewaltigung" sei ein Mittel, um an Assange ein Exempel zu statuieren und die Pressefreiheit einzuschränken. Melzer hatte auch von Umdeutungen der Aussagen und Vorwürfe gesprochen, die bewusst in der Schwebe gehalten worden seien, um Assange zu diskreditieren.

Eine These, der nunmehr eine der beiden Frauen, die 2010 zur Polizei gingen, widerspricht, wie der "Spiegel" berichtet. Noch nie habe sich Anna A. "so sehr missbraucht gefühlt" wie durch seine Aussagen, schreibt sie direkt an Melzers Büro. Er hatte zuvor angegeben, dass eine Art von "Vergewaltigungserzählung" erfunden worden sei – A. kritisiert nun, dass er damit den Opfern die Schuld zuschiebe.

"Ein Grund, seine Tätigkeit zu beenden"

Auch fühle sie sich persönlich verleumdet. Es sei zudem unwahr, dass Assange sich bereiterklärt habe, auszusagen. Für sie sei Melzers Handeln "vollständig inakzeptabel, schockierend und ein Grund, seine Tätigkeit bei der Uno zu beenden".

Melzers Vorwürfe im Fall Assange wiegen schwer: Im Gespräch mit dem Schweizer Magazin "Republik" erklärte er: "Vier demokratische Staaten, USA, Ecuador, Schweden und Großbritannien, schließen sich zusammen, um mit ihrer geballten Macht aus einem Mann ein Monster zu machen, damit man ihn nachher auf dem Scheiterhaufen verbrennen kann."

"Unvollständige" Sachlage

Gegenüber A. räumte er im E-Mail-Kontakt ein, dass sein "Verständnis der Sachlage vielleicht noch unvollständig" sei. Aus seiner Sicht seien aber die damals getätigten Aussagen "absichtlich verzerrt, verbreitet, weitergeführt und instrumentalisiert" worden – vor allem jene der zweiten Frau. Gegenüber A. erklärte er aber, dass er nicht glaube, dass ihre Aussagen fingiert seien. (red, 10.3.2020)