Asuncion – Wegen der rigorosen Inhaftierung von Brasiliens Ex-Weltfußballer Ronaldinho nach seiner Einreise in Paraguay mit gefälschten Ausweisen haben sich nun sogar höchste Regierungskreise beider Länder in den Fall eingemischt. Im Gespräch mit dem TV-Sender NPY forderte am Montag Paraguays Staatspräsident Mario Abdo Benitez von seinem Innenminister Euclides Acevedo eine lückenlose Aufklärung "ohne Rücksicht auf Verluste".

Zuvor hatte Brasiliens Justizminister Sergio Moro, der daheim wegen seiner Verurteilung des ehemaligen Staatspräsidenten Luiz Inacio Lula da Silva einen Ruf als Hardliner genießt, sich bei Acevedo höchstpersönlich telefonisch über den Stand der Ermittlungen erkundigt. Ronaldinho ist erklärter Sympathisant des polarisierenden brasilianischen Regierungschefs Jair Bolsonaro und zudem offiziell Tourismusbotschafter für das nationale Fremdenverkehrsamt Embratur.

Hausarrest abgelehnt

Ronaldinho muss vorerst in Paraguay in Untersuchungshaft bleiben. Ein paraguayischer Richter lehnte einen Antrag von Ronaldinhos Anwälten ab, den 39-Jährigen auf Kaution freizulassen oder in Hausarrest zu überführen, wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte.

Richter Gustavo Amarilla verwies auf die Schwere des Falles, neue Beweise sowie auf die Beteiligung von Beamten und Geschäftsleuten, die Ronaldinhos Aufenthalt in Paraguay ermöglicht haben sollen. Amarilla räumte ein, dass die Maßnahmen hart seien, jedoch liege es in seiner Verantwortung, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht unterbrochen würden, was seiner Ansicht nach der Fall sein könnte, wenn die Verdächtigen "aus dem Land fliehen".

Der ermittelnde Staatsanwalt Osmar Legal stellte im Interview mit der Tageszeitung "Folha de S. Paulo" klar: "Die Verteidigung von Ronaldinho und Roberto (Assis) basiert praktisch nur auf vermeintlichen Prozessfehlern. Die beiden werden aber nicht eher das Land verlassen, bis sie die wahren Informationen über den Zweck der falschen Ausweise vortragen."

Brüderliches Bankkonto

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Ronaldinho und sein Bruder Roberto Assis (dahinter) in Handschellen auf dem Weg zur Richterin, die die U-Haft verhängte.
Foto: AP/Jorge Saenz

Zumal die Antikorruptionsbehörde am Montag ein neues pikantes Detail veröffentlichte. Nach Angaben des zuständigen Ministers Rene Fernandez wurden im Dezember umgerechnet 12.000 Euro auf den Namen der Brüder auf ein Bankkonto transferiert, das der Abwicklung von Einbürgerungsanträgen dient. Das Geld liege aber immer noch dort.

Ronaldinhos Anwalt hatte am Wochenende beteuert, der Ex-Fußballer habe die gefälschten Dokumente nicht absichtlich benutzt. "Ronaldinho hat kein Verbrechen begangen, weil er nicht wusste, dass der Pass, den sie ihm gegeben haben, gefälscht war", sagte Sergio Queiroz. Dem 39-Jährigen waren die Pässe demnach von einer Stiftung zur Verfügung gestellt worden, "um leichter Geschäfte im Land machen zu können".

Ronaldinhos Pläne

Der zweimalige Weltfußballer und Weltmeister von 2002, wollte in Paraguay Werbung für sein neues Buch machen. Zugleich wollte er ein Programm starten, das Kinder für einen sportlichen Lebensstil begeistern soll, und das Casino eines brasilianischen Geschäftsmannes eröffnen.

Ronaldinho und sein Bruder waren am vergangenen Mittwoch mit gefälschten Papieren, die ihnen die paraguayische Staatsbürgerschaft bescheinigten, in Asuncion eingereist. Die Dokumente wurden aber erst Stunden später im Hotel von der Polizei einkassiert. Nach einer ersten Vernehmung am Donnerstag noch auf freiem Fuß gelassen, veranlasste ein Richter am Freitag dann die Verhaftung der beiden.

Daheim in Brasilien waren den Brüdern im November 2018 die Reisepässe entzogen worden. Hintergrund war eine nicht geleistete Strafzahlung von umgerechnet 2,25 Millionen Euro. Diese Strafe war laut brasilianischen Medienberichten verhängt worden, weil sie bei der Bebauung eines Grundstücks in Porto Alegre massive Umweltschäden verursacht haben sollen.

Weltmeister, Weltfußballer

Zu seinen fußballerischen Glanzzeiten hatte Ronaldinho eine Zeitlang als der beste Kicker der Welt gegolten. Tatsächlich gewann er ja auch im Jahr 2002 mit dem brasilianischen Nationalteam den WM-Titel sowie in den Jahren 2004 und 2005 die Wahl zum Weltfußballer. Mit dem FC Barcelona holte er zweimal die spanische Meisterschaft und den Champions-League-Titel.

Der offensive Mittelfeldspieler zeichnete sich durch Tempodribblings, hohe Torgefährlichkeit und enorme Passgenauigkeit aus. In 97 Länderspielen kam er auf 33 Tore. Bis vor wenigen Jahren kickte er professionell, danach trat er als Unterstützer für den rechtsgerichteten Partido Republicano Brasileiro in Erscheinung. (sid, APA, 10.3.2020)