Einfaches Drüberziehen erhöht die Sicherheit. Für die Brille.

Foto: Alpine Vju

Wien – Sie bezeichnen es als "Verhüterli für die Skibrille". Warum? Das Start-up Alpine Vju aus Annaberg in Salzburg hat einen Überzieher für Skibrillen entwickelt, der vor unerwünschten Folgen sorgloser Handhabe schützt: Kratzern im Glas. Das Konzept ist einfach. Man kann die Brille auf dem Helm lassen und stülpt eine Hülle aus bi-elastischem Mikrofasermaterial darüber. Bi-Elastizität bedeutet, dass sich der Stoff in alle Richtungen dehnen lässt.

Alpine[vju:] Goggle Protection

Erfunden haben die beiden Gründer Paul Weitz und Evelyn Poteschil das Produkt nicht, aber sie haben es als Erste nach Europa gebracht. "Wir arbeiteten beide als Skilehrer in Kanada, da haben wir diesen Skibrillenschutz kennengelernt. Das Bundesheer benutzte etwas ähnliches, aber im normalen Verkauf gab es das bei uns noch nicht", sagt Mitgründerin Poteschil im Gespräch mit dem STANDARD über die Idee zu Alpine Vju. Offiziell gegründet wurde das Unternehmen Anfang 2018. Im selben Jahr stieg mit Soggle aus Bayern dann auch der aktuell größte Konkurrent in den Markt ein, mit dem sich die Salzburger um Kunden matchen.

Klinken putzen

Die ersten Schritte seien dominiert gewesen von "Klinken putzen", man habe Händler erst mit Gratisproben vom Produkt überzeugen müssen. Einfacher sei die Vertriebssituation durch eine Kooperation mit dem heimischen Großhändler EPM-Sports geworden. "EPM hat uns die Türen in die heimischen Shops geöffnet", erklärt Poteschil. Bisher finanzierten die beiden das Projekt durch sogenanntes Bootstrapping, das heißt aus der eigenen Tasche.

Das Geschäftsmodell umfasst zwei Komponenten. Einerseits den Vertrieb mit eigenen Designs, andererseits können Unternehmen das Accessoire für Wintersportler personalisieren lassen und beispielsweise als Werbemittel einsetzen. Zu den bisherigen Kunden zählen Firmen wie A1, Kästle, BMW oder Schladminger Bergbahnen. Für eine personalisierte Auflage müssen mindestens 100 Stück zu je 5,90 Euro bestellt werden. Im Einzelhandel und im Onlineshop kostet eine Hülle 9,90 Euro (exklusive Versand). Aber auch Skischulen und Vereine zählen zu den Kunden. Produziert werden die "Verhüterlis" in Indonesien und Tschechien.

Ab 100 Stück kann man sich den Skibrillenschutz personalisieren lassen.
Foto: Alpine Vju

Zeitintensives Hobby

Stimmen von Kritikern, dass derartige Produkte ohnehin sinnlos seien, werden üblicherweise schnell laut. So etwas kaufe oder brauche ohnehin niemand. Poteschil meint jedoch, das Risiko sei gut kalkulier- und die Kosten überschaubar, deshalb habe man sich entschieden, es zu versuchen.

Von Alpine Vju zu leben geht sich für die beiden nicht aus. "Wir arbeiten beide Vollzeit. Das Start-up ist mehr oder weniger ein sehr zeitintensives Hobby", meint Poteschil. In dieser Saison (seit Oktober, Anm.) hätten sie mehr als 50.000 Stück im deutschsprachigen Raum verkauft, und es gebe bereits einige Bestellungen für die kommende Saison. Zu genauen Umsatz- oder Gewinnzahlen sagt sie – wie in der Start-up-Branche üblich – nichts. (Andreas Danzer, 10.3.2020)