Mal ist es ein falscher Microsoft-Supportmitarbeiter, ein andermal jemand bei Amazon oder einem anderen Versandhändler: Betrüger geben sich als Angestellte großer Unternehmen aus, um vor allem ältere Menschen reinzulegen und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Dabei dauern Telefonate mitunter Stunden, die "Mitarbeiter" haben das Ziel, so viel wie möglich zu entwenden.

Teil 1 von Brownings Recherche.
Jim Browning

Der als "Jim Browning" auftretende Youtuber hat es geschafft, Scam-Mitarbeiter über mehrere Monate hinweg zu beobachten – indem er sich in das Überwachungssystem eines Unternehmens in Indien hackte, das weltweit Menschen via Telefon in die Irre führt.

Auf die Gruppierung gestoßen war er, weil sie eine fingierte Microsoft-Warnmeldung in seinem Browser ausspielten. Diese alarmierte ihn aufgrund eines vermeintlichen "Virus", der auf seinem PC entdeckt worden sein. Um dagegen vorzugehen, wurde er dazu aufgefordert, Microsofts Mitarbeiter zu kontaktieren. Die angegebene Nummer verbindet mit einem der Mitarbeiter der Betrugsfirma.

Eine Zusammenfassung der BBC.
BBC Stories

Mann weinte während Telefonats

Browning lud im Zuge seines Cyberangriffs 70.000 Telefonate herunter, darunter auch eines, bei dem einer der Betrüger immerhin 1.295 britische Pounds verlangt, um ein "technisches Problem" zu lösen. Das Opfer beginnt zu weinen und offenbart, depressiv zu sein – die Mitarbeiter lachen den Mann im Hintergrund aus.

Browning telefonierte selbst mit den Mitarbeitern und wollte konkret wissen, ob diese eine (erfundene) technische Erklärung haben, das war jedoch nicht der Fall.

Der Youtuber konnte auch Zugriff auf die Kamera im Büro des Chefs der Betrugsfirma erlangen, der bei Mitarbeitergesprächen beispielsweise erklärte, dass die Kunden "scheißegal" seien. Monatlich konnten anhand dieser Strategie hunderttausende Dollar erschlichen werden.

Betrüger enthüllen

Browning hat es sich zur Aufgabe gemacht, Betrüger aufzudecken – dafür legt er diese manchmal selbst herein, auch enthüllt er teilweise ihre Identitäten. Was er tut sei zwar nicht legal, aber dennoch wolle er helfen. Seine Recherche hatte jedenfalls einen positiven Effekt: Auch die BBC griff die Geschichte auf, was wiederum dazu führte, dass der Chef von der indischen Polizei festgenommen wurde. (red, 14.5.2020)