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Das Wachstum im deutschen Paketgeschäft verlangsamt sich.

Foto: REUTERS/Leon Kuegeler

Die Deutsche Post bekommt in ihrem Paketgeschäft die zunehmende Eigen-Zustellung des Online-Riesen Amazon zu spüren. Amazon verlagere immer mehr Paketsendungen in die eigenen Netze, sagte Post-Finanzchefin Melanie Kreis am Dienstag in Troisdorf. Dies habe sich bereits im Weihnachtsgeschäft gezeigt, hier verlangsamte sich das über Jahre rasante Wachstum des Paketgeschäfts der Post in Deutschland.

Weiterer Trend

Im laufenden Jahr werde sich dieser Trend fortsetzen. Das Wachstum für die Post im deutschen Paketmarkt werde dann bei maximal fünf Prozent liegen – oder im schlechtesten Fall sogar stagnieren. Die Bonner wollen nun aber den Umsatz mit anderen Online-Händlern steigern. "Insgesamt wird der E-Commerce weiter wachsen – und wir auch", versicherte Konzernchef Frank Appel.

Die Post hatte im vergangenen Jahr rund 1,2 Mrd. Euro ihres Umsatzes von gut 63 Mrd. Euro im Geschäft mit Amazon erzielt, den Löwenanteil davon in der Bundesrepublik. Amazon baut jedoch in zahlreichen Regionen der Welt die eigenen Zustell-Netze aus und könnte so in Zukunft vom großen Kunden zum Konkurrenten werden. Im vergangenen Jahr steuerte die Post beim Paket-Geschäft in Deutschland noch auf Rekordkurs. In der Bundesrepublik transportierte der Konzern rund 1,6 Milliarden Pakete – knapp sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Die Brief- und Paketsparte fuhr knapp 25 Prozent des Gesamtumsatzes ein. Insgesamt hatte der Konzern 2019 Rekordwerte bei Umsatz und Ertrag verbucht, die Bonner erhöhten die Dividende auf 1,25 (Vorjahr: 1,15) Euro je Anteilsschein.

Folgen des Coronavirus

2020 kommen nach dem Rekordjahr 2019 indes Belastungen durch die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus und den Produktionsstopp des Elektro-Transporters StreetScooter auf die Post zu, wie die Bonner bereits Ende Februar verkündet hatten. Konzernchef Frank Appel hatte deshalb die Prognose eines operativen Ertrags von mindestens 5 Mrd. Euro für 2020 mit einem dicken Fragezeichen versehen. "Auch unser Unternehmen kann sich nicht von der weltwirtschaftlichen Situation entkoppeln", betonte Appel: "Noch ist es aber zu früh, die konkreten finanziellen Auswirkungen abschätzen zu können."

Doch in China sieht der Konzern erste Anzeichen einer Erholung. Das Express-Geschäft in der Volksrepublik habe Anfang März wieder zugelegt, sagte Finanzchefin Kreis. Appel betonte, der Konzern sei mit seinem globalen Netzwerk breit aufgestellt und könne deshalb Krisen in einzelnen Regionen der Welt abfedern. China ist mit Blick auf den Umsatz für die Post der viertgrößte Markt weltweit. Das Coronavirus war dort zuerst aufgetreten. In Europa spüre der Konzern bislang noch keine Abkühlung, sagte Appel. (Reuters/APA, 10.3.2020)