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Man will die Corona-Thematik nicht überstrapazieren, aber in solchen Zeiten ist Eskapismus gerne gesehen – egal ob vom Thema selbst, den Einschränkungen, die die Pandemie mit sich bringt, oder wenn man sich in Quarantäne befindet. In einer fast schon apokalyptischen Ironie veröffentlicht Nintendo nun seinen neuen Ableger zur knuffigen Rollenspielserie Animal Crossing. In New Horizons erfüllt man sich den Traum vieler Hackler, nämlich auswandern auf eine unberührte, einsame Insel, um sich dort ein neues Leben aufzubauen, inklusive Haus, Garten und neuer Nachbarschaft.

New Horizons bietet alle Möglichkeiten einer Insel. Dabei wurde im neuen Teil das liebgewonnene Gameplay der "Animal Crossing"-Reihe nur wenig verändert. Hauptaufgaben sind noch immer das Sammeln von Obst, das Jagen nach Insekten und das Angeln nach Fischen in Fluss und Meer. Eingetauscht gegen Sternis, die lokale Währung, lässt sich damit nicht nur das Eigenheim vergrößern, man hilft auf der Insel mit, neue Bewohner zu rekrutieren und eine Infrastruktur aufzubauen. Museum, Brücken, Häuser, Laden – alles hängt vom Spieler ab, ob, wann und wohin die Objekte auf der Insel ihren Platz finden. Möbel und Werkzeuge werden am Basteltisch selbst hergestellt, und Sidequests gehören ebenso zum Tagesablauf auf der "Animal Crossing"-Insel dazu: So muss man Seelenfragmente eines Geistes suchen oder Smartphone-Teile eines Gestrandeten im Sand finden. Neu ist eine Währung namens Nook-Meilen, die wie ein Bonusprogramm funktioniert: Sammelt man eine gewisse Zahl Insekten, baut fünf Werkzeuge oder wird von Wespen gestochen – ja, das zählt als Aufgabe –, bekommt man Punkte gutgeschrieben, die man gegen Goodies eintauschen kann.

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Was ist gelungen?

Die Insel als Setting erlaubt dem Spieler eine größere Freiheit in der Gestaltung seines oder ihres persönlichen Idylls, im Gegensatz zu alten Animal Crossing-Teilen, wo man sich in ein fertiges Dorf einleben musste. Ein Haus am Strand? Das Museum im Wald? Der Laden gleich nebenan, damit man nicht so weit laufen muss? Das alles liegt in der Hand des Spielers.

Die Grafik wurde schön aufpoliert, die Figuren wirken wie selbstgebastelt, und die Gestaltungsmöglichkeiten des Eigenheims sind positiv hervorzuheben. Wer will, kann viel Geld ins Interieur investieren. Ich geh da lieber Fossilien suchen, mein richtiges Quarantäne-Eigenheim sollte auch auf Vordermann gebracht werden, warum sollte ich es virtuell anders handhaben?

Was ist weniger gelungen?

Für Animal Crossing-Neulinge ist der Einstieg ein wahrlich behäbiger. Zu Beginn gibt es wenig zu tun, die Tätigkeiten beschränken sich auf das Sammeln von Obst und Getier und deren Verkauf. Erst mit der Zeit werden die Aufgaben "anspruchsvoller" – um neue Bewohner auf die Insel zu holen, muss man bestimmte Möbel für den Innen- und Außenbereich bauen. Aber bis es zu diesem Punkt kommt, dauert es leider sehr lang. Andere Rollenspiele – zum Beispiel Stardew Valley – bieten da viel mehr Abwechslung, auch was die Interaktion mit den Dorfbewohnern betrifft.

Auch das Layout der Insel ist nach ein paar Spielstunden redundant. Neben sehr viel Wasser gibt es auf der Insel nicht wirklich viel zu entdecken. Da würde man sich Höhlen oder weitere erschließbare Gebiete wünschen. Dieses Manko wird vermutlich mit dem Besuch von Inseln anderer Spieler wieder wettgemacht – dieses Feature konnte aber vorab nicht getestet werden.

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Fazit

Animal Crossing: New Horizons könnte nicht zu einem geeigneteren Zeitpunkt erscheinen: Flucht vor der Realität, das Führen eines entschleunigten Lebens auf einer Insel und Kontakt mit anderen Spielern haben, aber dennoch Social Distancing betreiben – all das kann man im neuen Rollenspiel-Ableger machen. "New Horizons" ist ein ideales Quarantäne-Game. Für Neueinsteiger ist der Einstieg frustrierend langsam und wenig abwechslungsreich, es dauert, bis man den Animal Crossing-Charme spürt. Fans der Serie werden es lieben, vereinigt es doch alles, was Animal Crossing so beliebt macht. Also, stay the fuck home und spielt! (Kevin Recher, 21.3.2020)