Ein Demonstrant vor einer Polizeikette in Venezuela.

Foto: APA/AFP/FEDERICO PARRA

Caracas – Mindestens drei oppositionelle Abgeordnete der Nationalversammlung in Venezuela sind nach einer Demonstration gegen die Regierung in ihrer Unterkunft in Caracas festgenommen worden. Nach einer Razzia in dem Hotel wurden mindestens fünf Personen festgenommen, unter ihnen die Abgeordneten Renzo Prieto, Zandra Castillo und Ángel Torres, wie es in einem Tweet der Nationalversammlung hieß.

Verantwortlich war demnach die berüchtigte Polizei-Spezialeinheit FAES, die nach Einschätzung von Human Rights Watch gezielt gegen Regierungsgegner vorgeht. Über die beiden anderen Personen wurden keine Angaben gemacht.

Protestmarsch gegen die Regierung Maduro

Die Oppositionspolitiker hatten am Dienstag an einem Protestmarsch teilgenommen, den der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó angeführt hatte. Dabei war es zu schweren Ausschreitungen gekommen. Sicherheitskräfte hinderten die Protestierenden mit Gewalt daran, zur Nationalversammlung zu gelangen. Polizisten in schwerer Montur und mit gepanzerten Wagen blockierten den Weg ins Zentrum, Demonstranten wurden mit Tränengas zurückgedrängt.

Die Abgeordneten Zandra Castillo und Ángel Torres wurden noch am Dienstagabend (Ortszeit) freigelassen. Auf einem Video war zu sehen, wie Torres berichtete, dass man sie in ein Polizeizentrum gebracht habe und sie unter der Aufsicht des FAES-Direktors gestanden hätten.

Guaidó, der auch Parlamentspräsident ist, hatte sich im Jänner vergangenen Jahres selbst zum Präsidenten ernannt. Seitdem versucht er, den autoritär regierenden sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro aus dem Amt zu drängen. Doch Maduro sitzt fest im Sattel, auch weil er das Militär auf seiner Seite und die Polizei im Griff hat.

UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hatte sich in ihrem Bericht vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf erst am Dienstag besorgt gezeigt, dass Gewaltaktionen gegen Oppositionspolitiker in Venezuela weiter an der Tagesordnung seien. Die politische und wirtschaftliche Krise in dem Land hat in den vergangenen Jahren rund 4,9 Millionen Menschen ins Exil getrieben, wie aus Bachelets Bericht hervorgeht. (APA, 11.3.2020)