Muss man gesehen haben, und jetzt ist endlich Zeit: Das Spin-off "Better Call Saul" ist in der finalen Staffel endlich gut und auch lustig geworden.

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Veranstaltungen sind abgesagt, Familienfeste und größere Menschenansammlungen soll man meiden. Corona-Cocooning ist schon jetzt das Wort des Jahres. Das Virus legt das soziale Leben lahm. Das Gute daran: Wir haben wieder mehr Zeit für Serien.

DER STANDARD hat für Sie wärmste Empfehlungen in Zeiten sozialer Enthaltsamkeit:

"Emergency Room"

Schwingende Türen, schwerkranke Patienten auf hastig hereingeschobenen Rollbetten, hochkonzentriert arbeitende Ärzte, Schwestern und Pfleger – dem Team der weltbesten Notaufnahme war keine Atempause vergönnt. Damit retteten sie nicht nur tausende Menschenleben, sondern hievten zwischen 1994 und 2009 das Arztserien-Genre auf einen neuen Level. Warum der Erfolg so groß war, erklärte einmal George Clooney in einem STANDARD-Gespräch: "Im ersten Teil von 'Emergency Room' half ich einem Kind. Seither durfte ich mir in der Serie alles erlauben." 331 Folgen für die Quarantäne. Zum Beispiel über Amazon.

sweetriver

"Succession"

Nicht ein einziges Mitglied dieser schrecklichen und überhaupt nicht netten Familie möchte man zum Freund haben. Die Sippschaft des Medienmoguls Logan Roy (Brian Cox) ist egoistisch, rücksichtslos, durchtrieben, machtgierig – und damit ein Abbild reicher Amerikaner. "Succession" räumte bei den Golden Globes ab. Ähnlichkeiten mit dem lebenden Medientycoon Rupert Murdoch und seiner Familie sind beabsichtigt. Wer verstehen will, wie die USA ticken, schaut hier rein. Zwei Staffeln, über Sky.

HBO

"Gentleman Jack"

Diese Frau hätte wahrscheinlich auch das Problem mit dem Coronavirus gelöst. Wo immer Anne Lister hinkommt, sind die Sorgen dahin. Sie beherrscht gewalttätige Väter ebenso wie besserwisserische Gutsherren. Als Abenteurerin erweist sich die entschlossene Eroberin des eigenen Geschlechts im 19. Jahrhundert. Acht Folgen galoppierenden Vergnügens mit Suranne Jones, auf Sky.

JoBlo TV Show Trailers

"Chernobyl"

Im Falle des Reaktorunglücks von Tschernobyl 1986 gelangte die Wahrheit lange Zeit nicht ans Tageslicht. Jahrelange Managementfehler führten zum verheerenden Super-GAU, der in eine weitere Katastrophe mündete, nämlich jene des fahrlässigen Umgangs und der versuchten Vertuschung. Die fünfteilige TV-Serie rollt bei Sky die Geschichte der Wahrheitsfindung als fiktive Erzählung neu auf. Gehört zum Besten im Serienjahr 2019, unbedingt nachholen.

HBO

"This Is Us"

"Folgendes ist eine Tatsache: Laut Wikipedia teilt sich der Mensch seinen Geburtstag im Durchschnitt mit über 18 Millionen anderen Menschen. Es gibt keinen Beweis dafür, dass sich ein gemeinsamer Geburtstag in irgendeiner Weise auf das Verhalten dieser Menschen auswirkt. Falls dem doch so ist, hat ihn Wikipedia noch nicht für uns entdeckt." So beginnt diese Serie, die nichts anderes als eine Therapie gegen soziale Kälte und somit wärmstens empfohlen werden kann. Drei Gründe, die dafür sprechen, sich die bisherigen vier Staffeln anzuschauen: herzzerreißend, emotional, Milo Ventimiglia.

Fox Home Ent

"The Hot Zone"

In der Miniserie spielt Julianna Margulies die US-amerikanische Veterinärmedizinerin Nancy Jaax, die 1989 wesentlichen Anteil daran hatte, einen Ebola-Ausbruch in den USA zu verhindern. Dabei ist zu sehen, wie man angesichts einer drohenden Pandemie nicht vorgeht: Weil die Gesundheitsbehörde ein Chaos befürchtet, wenn die Nachricht an die Öffentlichkeit käme, musste Jaax alle Maßnahmen unter strikter Geheimhaltung durchführen und sich gegen eine Männerriege an Neinsagern durchsetzen. Die Serie habe sie verändert, sagte Margulies bei Erscheinen der Serie 2019 durchaus vorausschauend. Sie sei "hypersensibel" in Hygienefragen: "Ich habe überall Handdesinfektionsmittel dabei. Und ich berühre niemals die Griffe in den U-Bahnen." Über National Geographic.

National Geographic

"Lindenstraße"

Am 29. März läuft im ZDF die allerletzte Folge. Damit geht nach 35 Jahren eine Ära zu Ende, die wie der Untergang eines Fernsehzeitalters wirkt. Wir halten aktuell bei Folge 1.755, und alles steuert auf ein großes Drama am Ende zu. Mutter Beimer, wir weinen mit dir.

Lindenstraße

"Star Trek"

Damals, als es nur FS1 und FS2 gab, wuchs eine ganze Generation mit Raumschiff Enterprise auf. Nach dem Kindergarten oder der Schule waren Captain Kirk, Spock und Uhura angesagt. Für Kinder reichten die mauen schauspielerischen Leistungen und bizarren Kostüme locker aus. Zumindest bis "Star Wars" in die Kinos kam, dann konnte die Vereinte Föderation der Planeten einpacken. Mit "Star Trek: The Next Generation" feierte die Enterprise ein passables Comeback. Dieses Mal mit echten Schauspielern und halbwegs guten Drehbüchern. "The Next Generation" ist noch immer ein gutes Nachmittagsprogramm.

TrekCore

"Sons of Anarchy"

Nazis und die Feds, das sind die Hauptfeinde der "Sons of Anarchy". Einer Motorradgang in Kalifornien, die in Waffenhandel und Pornos macht. Die Serie sticht aber durch die Darstellung des Generationenkonflikts zwischen den jungen und alten Sons hervor. Literarische Feinspitze und jene, die ihre Schulzeit nicht nur im Bahnhofsrestaurant verbracht haben, werden darin auch ein, zwei Anleihen bei William Shakespeare finden. Allerdings ist die Darstellung von Frauenrollen nicht gewöhnungsbedürftig, sondern inakzeptabel.

Sinovi Anarhije

"Halt and Catch Fire"

Alle, die in den 1980ern mit Homecomputern aufgewachsen sind und später über E-Mails oder Napster staunten, müssen "Halt and Catch Fire" einfach lieben. Die Serie erzählt die Anfänge der IT, voller Raubkopien, Rebellen, Drogen, Spinner und Computer jeder Art. Besonders erwähnenswert sind die Leitungen der Darstellerinnen.

Entertainment One UK

"Breaking Bad" und "Better Call Saul"

Wenn es eine Serie gibt, die man sich mehrmals anschauen kann, dann ist es "Breaking Bad". Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Das Spin-off "Better Call Saul" ist in der finalen Staffel endlich gut und auch lustig geworden.

Rotten Tomatoes TV

"Penny Dreadful"

Romantischer Horror mit Frankenstein und berühmten Figuren der Gruselliteratur. So verführerisch und beängstigend wurde es nie wieder. Schaurig-schön, zum Fürchten, aber eben nicht nur. Showtime reicht eine neue Staffel ab 26. April nach.

Penny Dreadful on SHOWTIME

Sofern die freiwillige Ausgangsbeschränkung länger anhält, ist Nachschub in Sicht:

Am 15. März startet im ORF die Netflix-Serie "Freud". Der Streaminganbieter hat sie ab 23. März im Angebot. Am 26. März startet auf Netflix die Serienversion des Bestsellerromans "Unorthodox", tags darauf geht "Ozark" in die dritte Runde. Am 30. folgt auf Sky die dritte Auflage von "Westworld". Am 15. April kommen ebendort neue Folgen von "The L Word", "Das Boot" sticht am 24. wieder in See, Amazon schickt am 26. April die dritte Staffel von "Killing Eve". To be continued. (Doris Priesching, Markus Sulzbacher, 13.3.2020)