Vorbild für J. Fletcher in "Mord ist ihr Hobby": Frances Glessner Lee.

Foto: Charlotte Cambon

Die Eröffnung von Tricky Women / Tricky Realities musste abgesagt werden, das Animationsfestival findet aber statt. Denn das Patriarchat will auch in Zeiten von Corona zerschlagen werden. "Animation as a tool to destroy the Patriarchy" lautet der Titel eines Vortrags, den die Filmkritikerin Amanda Barbour halten wird. Animation kann sich ob ihrer genreimmanenten Freiheit leichter neue Realitäten erschaffen, Möglichkeitsräume bauen und mit ihren Mitteln eine – vielleicht gerechtere – Welt imaginieren.

Surreale Alpenwanderung mit Omi

Seit 2001 bietet das Wiener Festival, das sich dem Animationsfilm von Frauen verschrieben hat, genau dafür einen Raum. Heuer mit einem Fokus auf Filmschaffen aus Frankreich. Drei Episoden aus der dort startenden Reihe Culottées/Brazen über die Protoforensikerin Frances Glessner Lee, Bluetooth-Erfinderin Hedy Lamarr und Schwimmerin Annette Kellermann wird es in Wien zu sehen geben. Im internationalen Wettbewerb tummeln sich einige Filme, die bereits Oscar-nominiert waren, wie etwa Daughter der Tschechin Daria Kashcheeva, die auch anwesend sein wird. Ihr Film verhandelt wortlos eine schwierige Vater-Tochter-Beziehung.

Im Österreich-Panorama darf man sich auf eine außergewöhnliche Oma auf surrealer Alpenwanderung freuen. Kathrin Steinbachers In Her Boots zelebriert nicht nur den Pongauer Dialekt, sondern auch die Lebenswelt einer älteren Frau. Solche sind ohnehin viel zu selten auf den Leinwänden zu sehen. Spannend klingt auch das Spezialprogramm "Love & Algorithm", das die unterschiedlichsten Positionen in Digitalität, Liebe oder beidem zugleich vereint. Mit kopulierende Grafiken, die aus der normierten Welt einer Powerpoint-Präsentation ausbrechen! (abs, 11.03.20)