Viele Menschen auf engem Raum, viel Nähe durch viel Alkohol: Für das neue Corona-Virus ist Apés-Ski ein idealer Ort der Verbreitung.

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"Man spielte den Fall hier in Österreich eine Zeitlang herunter und hat wertvolle Zeit verloren", kritisiert der Tiroler Virologe Robert Zangerle. Das Land Tirol hat schließlich Mittwochabend in Sachen Coronavirus zwei weitreichende Maßnahmen präsentiert. Zum einen ist ab Samstag der Skibetrieb im Wintersportort Ischgl für zwei Wochen untersagt. Zudem sprach das Land ein generelles Verbot von Besuchen in allen Tiroler Krankenhäusern aus.

Es handle sich um eine "einschneidende Maßnahme", so Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) in Bezug auf Ischgl, wo zuletzt viele Coronavirus-Fälle aufgetreten waren. 35 von 55 infizierten Personen hätten mittlerweile einen "Ischgl-Bezug". " Platter räumte ein, dass es auch "Unverständnis" in dem bekannten Wintersportort für den nunmehrigen Schritt gegeben habe.

Geregelter Ablauf ist Ziel

In Bezug auf die Wintersportgäste solle die Maßnahme zu einem geregelten Ablauf führen. Daher sei auch der Samstag als jener Tag gewählt worden, an dem sie in Kraft trifft, nahm Platter Bezug auf den Wochentag als traditionellen An- und Abreisetag. Weiteren Skigebietsschließungen wollte Platter indes nicht das Wort reden. Mit Ischgl liege ein Sonderfall vor – ausgehend von einem 36-jährigen Barkeeper, der sich in der Oberländer Gemeinde infiziert hatte.

Für den Virologen Zangerle steht außer Zweifel, dass es vor allem die Après-Ski-Lokale waren, die für die Verbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 ideale Bedingungen boten.

"Après-Ski ist eine Virenschleuder", ist Zangerle überzeugt. Viele Menschen stehen auf sehr engem Raum zusammen, und mit dem Alkoholpegel verringert sich auch die Distanz. Zudem, so Zangerle, fassen die meisten nicht einmal 100 Leute und fallen auch weiterhin nicht unter die Verbote, die von den Behörden empfohlen wurden.

Nicht nur das "Kitz-Loch"

Er hält es für angemessen, sämtliche dieser Lokale in ganz Österreich zu schließen – weil es zur Eindämmung des Virus eine überaus sinnvolle Maßnahme wäre.

Bis Montag wurden in Ischgl zunächst 15 Personen positiv getestet. Alle Fälle standen in Zusammenhang mit der Erkrankung eines deutschen Barkeepers, der im bekannten Après-Ski-Lokal Kitzloch gearbeitet hat. Die Bar wurde daraufhin behördlich gesperrt. Am Dienstag kündigte Tirols Landeshauptmann Günther Platter schließlich an, dass alle Après-Ski-Lokale in Ischgl geschlossen werden. (Karin Pollack, David Krutzler, red, 12.3.2020)