Am Donnerstag besteht für die EZB Handlungsbedarf – das sieht auch Notenbankchefin Christine Lagarde so.
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Frankfurt – Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) wurde die Generalprobe gleich zur Premiere: Am Montag testete die Notenbank den Ernstfall und ließ ihre 3700 Mitarbeiter am Hauptsitz in Frankfurt von zu Hause arbeiten, um die Belastung der IT-Infrastruktur auszuloten. Der Probelauf sei erfolgreich verlaufen, erklärte die EZB – und musste am Montagabend einräumen, dass ein Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Etwa 100 Beschäftigte, die mit ihm in engerem Kontakt standen, sollen nun weiterhin von zu Hause arbeiten.

Denn gefordert ist die EZB noch am Donnerstag, wenn geldpolitische Entscheidungen anstehen. In der Corona-Krise sieht der Internationale Währungsfonds (IWF) nun die Notenbanken in der Pflicht. Sie müssten ihre Rolle spielen, sagte IWF-Finanzexperte Tobias Adrian. "Zentralbanken können schnell handeln und die Verschärfung der Finanzierungsbedingungen lindern, in dem sie Liquidität injizieren und Zinsen senken – und so eine mögliche Kreditklemme verhindern."

Mit Zinssenkungen vorangeprescht sind in der Vorwoche die US-Notenbank Fed und andere Währungshüter, am Mittwoch legte die Bank of England nach. Sie verringerte den Leitzins wie zuvor die Fed um einen halben Prozentpunkt auf nunmehr 0,25 Prozent. Nun ist die EZB am Zug – und auch sie wird liefern.

Bankenaufsicht zieht mit

Vor einer Krise wie 2008 hatte EZB-Chefin Christine Lagarde bereits am Dienstagabend in einer Videokonferenz mit EU-Staats- und Regierungschefs gewarnt, falls nicht direkt gehandelt werde. Auch die bei der EZB angedockte Bankenaufsicht, welche die großen Geldhäuser der Eurozone kontrolliert, will Insidern zufolge im Kampf gegen die Folgen der Epidemie den Finanzsektor unterstützen. Die Aufseher planen dazu laut den Informationen eine Mitteilung nach dem Zinsbeschluss der EZB.

Wie wird dieser voraussichtlich aussehen? Da die EZB aber schon mit sehr niedrigen Zinsen hantiere, dürfte deren Schwerpunkt wohl auf erneuten Aufkaufprogrammen liegen, erwartet Ökonom Bernd Krampen von der deutschen NordLB. Derzeit kauft die Zentralbank jeden Monat Anleihen im Wert von 20 Milliarden Euro, eine Aufstockung um zumindest zehn Milliarden gilt an den Finanzmärkten beinahe als ausgemacht.

Obwohl der Leitzins der EZB bereits bei null und der Strafzins für Bankeinlagen bei minus 0,5 Prozent liegt, wird erwartet, dass die EZB Letzteren auf minus 0,6 Prozent verschärft und die Bankenaufsicht im Gegenzug Erleichterungen ausspricht, um die Geldhäuser der Eurozone nicht noch weiter unter Druck zu setzen. (red, 12.3.2020)