Bei Kurzarbeit fängt das Arbeitsmarktservice (AMS) einen Teil der Lohneinbußen ab. So kann die Wochenarbeitszeit beispielsweise um 60 Prozent reduziert werden.

Foto: elmar gubisch

Wien – Ein Instrument hat sich 2009 und in den Folgejahren der Finanzkrise besonders bewährt: die Kurzarbeit. Wenn Aufträge wegbrechen, sind Unternehmen in der Regel zu größerem Mitarbeiterabbau gezwungen. Das verschärft den Abschwung, weil die betroffenen Personen weniger ausgeben und somit der Konsum geschwächt wird. Die überwiegende Meinung der Experten dazu: Hier soll der Staat eingreifen und Kurzarbeit fördern.

Bei Kurzarbeit fängt das Arbeitsmarktservice (AMS) einen Teil der Lohneinbußen ab, die auf die geringere Stundenzahl zurückzuführen ist. So kann die Wochenarbeitszeit beispielsweise um 60 Prozent reduziert werden, das Gehalt schrumpft hingegen nur um zehn Prozent. Die Differenz zahlt das AMS.

Instrument gibt es seit Finanzkrise

Das Instrument steht seit der Finanzkrise zur Verfügung, es sind also keine gesetzlichen oder anderen Vorkehrungen notwendig, um die Hilfe zu gewähren. Was fehlt: Geld. Heuer hat das AMS 20 Millionen für Kurzarbeit budgetiert. Seit Ausbruch des Coronavirus wird mit einem großen Andrang von Betrieben auf die Unterstützung gerechnet. Erster Großeinsatz ist die AUA, die fast 7000 Mitarbeiter kurzarbeiten lassen will. Am Mittwoch wurde bekannt, dass auch Laudamotion Kurzarbeit beantragt hat. Die bisher getroffenen Maßnahmen wie Urlaubsabbau reichten nicht aus, um der gesunkenen Auslastung Rechnung zu tragen, berichtet das Fachportal AviationNet. Seit Ende Februar beantragten sechs Unternehmen Kurzarbeit, zudem sind 40 Betriebe dazu in Gesprächen.

Darunter finden sich Vernehmen nach einige größere Firmen wie der Papierkonzern Mondi. Bekannt wurde zudem, dass 500 Personen beim deutschen Autozulieferer Schaeffler im niederösterreichischen Berndorf kurzarbeiten. Somit ist klar, dass der genannte Budgetposten mehr als erschöpft ist. Dazu kommen noch weitere Fälle, wie beispielsweise das Voestalpine-Rohrwerk im steirischen Kindberg. Der Standort mit 1150 Mitarbeitern leidet unter der schwachen Nachfrage nach Nahtlosrohren, die für die Gas- und Ölförderung hergestellt werden.

Wie stark das Instrument in Anspruch genommen werden wird, lässt sich heute nicht sagen. Mehrere Gewerkschafter haben bereits von einer notwendigen Mittelaufstockung für die Kurzarbeit auf 150 Millionen Euro gesprochen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sicherte Mittwochabend ausreichend Mittel für die Kurzarbeit zu: "Wir werden selbstverständlich mehr Geld in die Hand nehmen", sagte er nach dem Gipfel der Regierung mit Sozialpartnervertretern.

113 Millionen Euro im Jahr 2009

Zum Vergleich: 2009 wurden für die Maßnahme 113 Millionen Euro aufgebracht. Damals nahmen rund 66.000 Personen Kurzarbeit in Anspruch. Das trug dazu bei, dass die Beschäftigung im internationalen Vergleich nur leicht zurückging. Allerdings sind sich viele Ökonomen einig, dass die Unterstützung nur vorübergehend sinnvoll ist. Längerfristig wird sie zu teuer und verhindert eine notwendige Kapazitätsanpassung der Betriebe – so der Tenor. Daher ist die AMS-Hilfe auch mit zwei Jahren befristet.

Arbeitgebervertreter machen sich für Erleichterungen stark. So soll Kurzarbeit auf der Betriebsebene und nicht mit der Gewerkschaft verhandelt werden, fordert die Industriellenvereinigung. (as, ung,11.3.2020)