Schülerinnen und Schüler werden für einige Zeit daheim bleiben.

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Schulen zu schließen ist fürwahr keine Kleinigkeit. Die Zentralmatura zu verschieben schon gar nicht. Die Regierung hat mit sich und den Bundesländern gerungen, bis sie diese Maßnahmen "bis auf weiteres" verkündete. Es sind dies tiefgreifende Einschnitte in die persönlichen Lebensbereiche von Menschen.

Auf hunderttausende österreichische Familien kommen fraglos unbequeme und mühsame Wochen zu. Trotzdem war es richtig von der Regierung, so zu entscheiden – weiter zuzuwarten wäre fahrlässig gewesen. Die Vorgehensweise der Regierung ist gut abgestimmt mit den Gesundheitsexperten, die Koalition agiert hier weder übereifrig noch hyperventilierend. Denn dieses Virus ist auch keine Kleinigkeit, es ist hochansteckend und absolut ernst zu nehmen.

Ernst nehmen ist wichtig

Sars-CoV-2 ist nicht die kleine Schwester der Grippe, die bei den meisten Menschen nur eine mittlere Erkältung auslöst. Es ist ein noch zu wenig erforschter Virenstamm, der sich blitzschnell verbreitet und gegen den es noch keine wirkungsvolle Impfung gibt. Das allein – und die Tatsache, dass vor allem ältere, gesundheitlich anfällige Menschen und solche mit bereits existierenden anderen Erkrankungen nach Ansteckung einen schweren, mitunter lebensgefährlichen Verlauf durchleiden – ist Grund genug für drastische Maßnahmen.

Die WHO hat Corona den Status einer Pandemie zuerkannt. Das beste Argument dafür lieferte Gesundheitsminister Rudolf Anschober bei der Pressekonferenz von Regierung und Sozialpartnern Mittwochnachmittag. Allein zwischen 8 und 15 Uhr nachmittags dieses Tages, sagte Anschober, sei die Zahl der Neuerkrankungen um 45 gestiegen. Das entspreche dem Trend der vergangenen Tage und zeige, dass der exponentiell steile Anstieg der Infektionen noch nicht gestoppt sei.

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Neuland für alle

Nicht nur die Regierung betritt mit dem Coronavirus Neuland. Auch die Medien wandeln auf einem schmalen Grat: Wie weit geht die notwendige, ausführliche Information – und wo beginnt Panikmache? Wie in vielen anderen Fällen auch kommt es nicht zuletzt auf die Wortwahl an. Wer drastische Wortbilder malt, von "Schockstarre" und "Panik" berichtet, wird drastische Emotionen erzeugen. Das nützt niemandem, Angst ist immer ein schlechter Berater.

Die kommenden Wochen werden eine Herausforderung sein – für alle. Das ist aber auch etwas Gutes. Jeder und jede kann sein soziales Verantwortungsgefühl und seine Selbstdisziplin schärfen. Wir alle werden einen Gang zurückschalten und uns auf das Wesentliche beschränken. Das ist in Zeiten von Ich-AGs und Selbstoptimierung nicht die schlechteste Übung in Sachen (Mit-)Menschlichtkeit.

Interessante Erkenntnisse

Was die Sache mit den geschlossenen Schulen angeht, tun sich ebenfalls interessante Erkenntnisse für die Zeit "danach" auf: Die vielen guten Lehrerinnen und Lehrer in Österreich werden weiterhin den Kontakt mit ihren Schülerinnen und Schülern halten. Sie werden alle technischen Möglichkeiten nutzen, um die Klassengemeinschaften virtuell aufrechtzuerhalten und ihre Schützlinge weiterzubilden. Und man wird wissen, was man von jenen zu halten hat, die für einige Wochen einfach abtauchen.

Die Lage ist ernst. Das Coronavirus zwingt uns in vielen Belangen umzudenken. Das ist kein Grund zur Panik. (Petra Stuiber, 12.3.2020)