Blühende Krokusse im Winter – wegen der ungewöhnlich hohen Temperaturen.

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Wien – Nach dem zweitwärmsten je gemessenen Winter mit dem zweitwärmsten je gemessenen Februar in Österreich ist die Vegetation ihrer üblichen Zeit heuer teils weit voraus. Obstbäume haben an warmen Standorten mit ihrer Vegetation um durchschnittlich 14 Tage, teilweise sogar 21 Tage verfrüht begonnen. Das erhöht das Risiko von Spätfrostschäden erheblich, warnte die Hagelversicherung am Donnerstag.

Die Jahre 2016 und 2017 hätten gezeigt, dass auf derart hohe Temperaturen wieder ein Einbruch folgen kann. Damals gab es Schäden, die 300 Millionen Euro überstiegen. "Viele Obst- und auch Weinbauern konnten nur zusehen, wie innerhalb kürzester Zeit die Arbeit eines ganzen Jahres vernichtet wurde", so Versicherungschef Kurt Weinberger. Gerade junge Knospen, die vor dem Austreiben stehen, seien dabei besonders gefährdet. Einmal "im Saft", gibt es kein Zurück mehr. Folgt darauf nur eine einzige Frostnacht, drohen irreparable Schäden: Ganze Ernten können vernichtet werden.

Weniger Gas- und Stromverbrauch im Jänner

Das außerordentlich warme Wetter hatte auch zur Folge, dass der Strom- und Gasverbrauch im Jänner spürbar niedriger war als ein Jahr zuvor. Bei Strom lag der Endverbrauch mit 6,2 Terawattstunden (TWh) um 2,9 Prozent tiefer, bei Gas mit 13,73 TWh um 2,1 Prozent, geht aus Daten der Regulierungsbehörde E-Control hervor.

Der Jänner war überdurchschnittlich warm, in den Niederungen um 1,8 Grad über dem langjährigen Schnitt, in den Bergen sogar 3,6 Prozent darüber, erklärte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Die sogenannten "Heizgradtage" lagen laut ZAMG im Jänner um 2,97 Prozent tiefer als ein Jahr davor

Bei Strom fragten die Endverbraucher am Mittwoch, dem 15. Jänner, um 10 Uhr eine maximale Abgabe von 9,55 Gigawatt (GW) nach – diese Spitze war um 4,2 Prozent niedriger als jene von Jänner vorigen Jahres.

Nettostromimport wuchs

Der geringe Stromverbrauch drückte den Pumpstromverbrauch um 22,6 Prozent und den Eigenverbrauch der Kraftwerke um 15,8 Prozent. "Insgesamt wurde so um 131 GWh weniger 'Systemverbrauch' verursacht", resümiert die E-Control. Jedoch war die Inlandsstromerzeugung im Jänner um ganze 893 GWh niedriger als im gleichen Monat 2019. Die Nettostromimport wuchsen um 556 GWh und lagen bei 1,09 TWh – verursacht vor allem durch die geringen heimischen Stromexporte in die Nachbarländer.

Hauptverursacher der geringeren Inlandsproduktion waren vor allem die Laufwasserkraftwerke, die um 453 GWh weniger produzierten. Das entspricht laut E-Control nur 90 Prozent des Regelarbeitsvermögens. Ähnlich negativ war die Windkraft-Ausbeute.

Bei Gas reichte die Spitzenlast heuer ebenfalls nicht an jene des Vorjahres heran, im Jänner 2019 war sie mit 23,34 GW um 2,74 Prozent höher als heuer zu Jahresbeginn gewesen. Ende Jänner waren die Gasspeicher weiter zu 84,8 Prozent (oder mit 79,44 TWh) gefüllt. Vor allem die Gasimporte sanken heuer mit 36,2 Prozent stark, bei den Speicherentnahmen betrug der Rückgang 11,8 Prozent. In Summe war die Aufbringung somit um 18,04 TWh niedriger als im Jänner 2019. Diesen geringeren Gasmengen standen jedoch 17,47 TWh geringere Exporte gegenüber. So erhielt etwa Italien um 48 Prozent weniger Gas über das österreichische System als im Vorjahr.

Verschiebungen an der Grenze

Für die E-Control auffallend war eine Verschiebung der Gasimporte von der Übergabe an der slowakischen Grenze hin zu Importen an der deutschen Grenze. Während erstere nur bei 51 Prozent des Vorjahreswerts lag (-21,74 TWh), erreichte der Import aus Deutschland mit 6,65 TWh mehr als das Fünffache. "Dies führte zu einem Nettoimport von 5,31 TWh nach einem Nettoexport an der deutschen Grenze von 8,29 TWh im Jahr 2019", so die Behörde. (APA, 12.3.2020)