Im Wiener Volx/Margareten wird mit "Urfaust/FaustIn and out" weiterhin Theater gespielt.

Foto: Christine Miess / Volkstheater

UPDATE, 13.3.: "Aufgrund vieler Absagen von Seiten der Musiker und Kooperationspartner, aber auch aufgrund des eingeschränkten Flugverkehrs sehen wir uns gezwungen, den größten Teil der Veranstaltungen abzusagen", heißt es seit Kurzem auf der Facebook-Seite des Wiener Jazz-Clubs Porgy & Bess. Und nicht nur dort – praktisch alle unten genannten Clubs, Museen und Veranstaltungsorte haben mittlerweile ihre Schließung bis April verlautbart. (red)


Das Coronavirus bringt die größten Kulturinstitutionen des Landes zum Erliegen. Bundesmuseen wie die Albertina, das Kunsthistorische Museum, das Belvedere oder die Nationalbibliothek haben geschlossen, die Bundestheater Staatsoper, Volksoper und Burgtheater ebenso. Auch das Wien-Museum hat alle seine Standorte geschlossen, zu sind in der Bundeshauptstadt auch Konzerthaus und Musikverein. In den Bundesländern sind vom Schließungserlass der Bundesregierung unter anderem alle Standorte des Grazer Joanneums betroffen sowie die größeren Theater in den Landeshauptstädten.

Dafür halten vor allem kleinere Institutionen, Initiativen und Vereine die Stellung. Im Folgenden eine Übersicht, wo man trotz Coronavirus noch Kunst, Musik, Theater und Co erleben kann.

Kabarett

Das Coronavirus verlachen kann man weiterhin in kleineren Kabarett- und Comedyhäusern: In Wien führt das Kabarett Niedermair seinen Betrieb uneingeschränkt weiter, am Freitag recht schwarzhumorig mit der Premiere "Serben sterben langsam" von Malarina. Weiter geht's auch im Theater am Alsergrund und in der Eden-Bar, etwas eingeschränkt im Spektakel sowie im Gloria Theater. Die Arge Kultur Salzburg hält alle Termine unter 100 Personen offen, ebenso das Theatercafé Graz und Arche Noe in Kufstein. (stew)

Kunst

Von dem Corona-Wahnsinn kann sich jetzt vor allem in kleineren Museen oder Galerien abgelenkt werden: Im Wiener Museumsquartier können weiterhin die Kunsthalle und die Ausstellung Approximation by Bilderbuch im Q21 besichtigt werden. Ebenso bleiben die Secession, das Dommuseum (maximal 40 Personen), das Volkskundemuseum, die Universitätsgalerie im Heiligenkreuzer Hof sowie alle Galerien geöffnet. Generell können auch weiterhin alle Standorte der Landesmuseen in Salzburg, Kärnten, Tirol und Vorarlberg besucht werden. Außerdem trotzen das Museum der Moderne Salzburg und das Kunsthaus Bregenz den Schließungen. In allen Häusern wird darauf geachtet, dass sich nie mehr als 100 Personen zugleich in den Ausstellungen befinden, oft wird Desinfektionsmittel am Eingang bereitgestellt. (kr)

Musik

Die Club- und Konzertkultur abseits großer Mainstream-Veranstaltungen reagiert vorsichtig, solidarisch und pragmatisch. Im Flex am Wiener Donaukanal sind alle Konzerte verschoben, der Café-Bereich hingegen bleibt geöffnet – allerdings nur für 99 Personen. Auf der Homepage des Gürtellokals Chelsea ist bei allen Konzerten angeführt, ob sie abgesagt sind oder stattfinden. Nach jetzigem Stand bleibt ein Teil des Monatsprogramms aufrecht. Am Montag spielt zum Beispiel das französische Duo Beranger. Lokale wie Venster 99, das Rhiz oder das B72 haben auf die Situation zumindest auf ihrer Homepage noch nicht reagiert. Im Fluc sind viele der regelmäßigen abgehaltenen DJ-Veranstaltungen abgesagt. Nach jetzigem Stand findet jedoch am 19. März ein Konzert der Band Villalog statt, ebenso soll am 25. März der Salon Skug mit Liveprogramm und DJs stattfinden. Auch das Rockhouse in Salzburg hält einige Programmpunkte aufrecht – entsprechend den behördlichen Auflagen findet etwa am Montag das Konzert von High South statt. Auch die Workshops der Rockhouse Academy finden alle wie geplant statt. Ebenso das Konzert der heimischen Band The Weight am Freitag in der Rockhouse-Bar. Der Linzer Posthof hat alle Konzerte und Kabarettprogramme im betroffenen Zeitraum abgesagt beziehungsweise die Ersatztermine angeführt. (flu)

Jazz

Was den Jazz anbelangt, ist nicht alles verloren: Das Porgy & Bess veranstaltet weiter, lässt aber maximal hundert Zeitgenossen herein, die nach einem Set Platz für andere hundert Besucher machen. Allerdings regnet es zurzeit Absagen internationaler Künstler (etwa das freitägige Konzert von Oud-Spieler Rabih Abou-Khalil). Konzerte bietet weiterhin das Wiener Jazzland an, am Freitag swingt man mit Bassist Joschi Schneeberger. Falls die Musiker auftreten wollen, steht auch das Blue Tomato zur Verfügung, da es an dem derzeitig verordneten Limit von 100 Personen nicht anstreift. Da die Konzerte der Alten Schmiede aus raumtechnischen Gründen auf unter 100 Besucherinnen konzipiert sind, finden "entsprechend den gesetzlichen Vorgaben" alle Veranstaltungen wie angekündigt statt. Auch im Grazer Stockwerk konzertiert man, und auch die freitägige Lange Graz-Jazznacht findet statt. Allerdings muss diese ohne die Konzerte im Florentinersaal der KUG auskommen, da die Uni den Campus gesperrt hat (auch das Konzert im Royal Garden Jazz Club fällt aus). Das Salzburger Jazzit sperrt ebenfalls nicht zu. Die Veranstaltungen in der Jazzit-Bar finden wie gewohnt statt. Einzig größere Veranstaltungen im Jazzit-Saal werden nicht durchgeführt. (tos)

Literatur

Zur Not kann man immer noch zu Hause auf der Couch lesen. Während das Literaturhaus Graz, das Literaturhaus am Inn, das Stifterhaus in Linz, die Stadtbibliothek Salzburg und das Musil-Institut in Klagenfurt ihre Programme bis April vollständig abgesagt haben, hält das Literaturhaus Wien zumindest partiell die Stellung. Auch die Alte Schmiede versorgt Wien noch mit Literatur – sogar vollumfänglich. Im Literaturhaus Salzburg bleiben die Veranstaltungen für Erwachsene alle im Programm, etwa mit Peter Balko (16.3.) oder Sabine Scholl und Margit Schreiner (18.3.). Im Posthof Linz wird unter anderen die Lesung von Rammstein-Keyboarder Flake verschoben, Birgit Birnbacher (20.3.) und Denis Yücel (30.3.) treten aber auf. Die Abhaltung des Literaturfestivals Literasee (27.–29.3.) ist noch in der Schwebe. Das Wiener Kinderliteraturfestival, die Rauriser Literaturtage und das Festival Literatur im Nebel hätten auch alle im März stattfinden sollen und haben bereits abgesagt. (wurm)

Theater

Das Gros der Theaterbühnen des Landes hat gemäß Erlass bis 3. April geschlossen. Und doch gibt es Häuser, die ihren Betrieb aufrechterhalten, sei es weil sie die maximal erlaubte Publikumszahl ohnehin unterschreiten oder weil sie den Kartenverkauf dahingehend limitieren. In Wien wird an folgenden Adressen gespielt: Schauspielhaus, Volx Margareten, Drachengasse, Kosmostheater, Schuberttheater, Marionettentheater, Kabinetttheater, Theater Pygmalion, Theater Center Forum, Klettenheimers Kleinkunst, Komödie am Kai, und auch das Theater Arche wird seine Premiere von "Hikikomori" nächste Woche absolvieren. Im Wuk bleiben nur wenige Programmpunkte aufrecht. Das Tanzquartier Wien hatte erst auf unter hundert Plätze reduziert, nun aber doch alle Veranstaltungen abgesagt. Das Imagetanzfestival kann großteils stattfinden. In den restlichen Bundesländern wird vereinzelt und je nach Theatergröße ebenfalls gespielt. Der Betrieb bleibt mit Vorsicht (Distanzgebot, Hygiene) etwa im Theater im Bahnhof Graz aufrecht sowie im Theatercafé Hin und Wider. Ebenso am Klagenfurter Ensemble. Gespielt wird weiterhin auch am Theater Kosmos in Bregenz, am Theater am Saumarkt in Feldkirch (nur wenige größere Veranstaltungen wurden abgesagt), im Schauspielhaus Salzburg, Theater des Kindes Linz bleiben nur vereinzelte Veranstaltungen aufrecht. Der Posthof hat alle Theatertermine abgesagt oder verschoben. In Innsbruck spielt weiterhin das Kellertheater sowie das Theater Praesens, wo mit Liat Fassbergs "Etwas kommt mit bekannt vor" am 20.3. eine Premiere ansteht. Die Fischamender Spielleut haben ihre Sitzplatzkapazität auf 80 Plätze reduziert. (afze)

Film

Filminstitutionen wie Metro oder Filmmuseum stehen nicht still, alle arbeiten mit Personenbeschränkung, nur größere Premieren werden verschoben oder auf zwei Säle aufgeteilt. Abgesagt wurde die Diagonale, das Linzer Crossing-Europe-Festival wartet noch ab bis Ende März. Cineplexx füllt seine Sitzreihen mit je einem leeren Sitz zwischen zwei Besuchern. Polyfilm verschiebt den Kinostarttermin für "Über die Unendlichkeit" von März auf Mai, da "eine Schließung aller Kinos nicht mehr auszuschließen ist". (kam, 12.3.2020)