Es werden Besuchsverbote für Angehörige in Krankenanstalten verhängt. Entsprechende Informationsblätter wurden auf Slowenisch, Kroatisch, Türkisch und in arabischer Sprache an den Kliniken ausgebracht.

Foto: apa/stringer

Viele von uns werden in diesen Tagen Gespräche mit Familienmitgliedern und Freunden führen, in denen wir uns alle gegenseitig dazu ermuntern, nicht panisch zu werden, aber wachsam zu bleiben. Das gilt insbesondere für ältere Menschen, die man derzeit nicht besuchen soll, aber, so weit es geht, unterstützen muss.

Hat man betagte Migranteneltern, ist man es ohnehin gewohnt, Behördensprache, Gesetzesänderungen und Ähnliches beim Familienessen zu besprechen und zu übersetzen. Diesmal habe ich meine Eltern gebeten, nur ORF und "ZiB" zu schauen, so wie vor 20 Jahren, als sie noch keine 150 Programme aus dem exjugoslawischen Raum hatten.

Englisch? Schön und gut

Damals war der ORF die wichtigste Informationsquelle. Während der Jugoslawienkriege auch manchmal Radio Beograd. Für die 150 Kanäle, die für die Diaspora vor allem schlechtes Musikprogramm liefern, hätten sie als Berufstätige damals ohnehin keine Zeit gehabt.

Jetzt, in der Pension, lassen sie sich den ganzen Tag davon berieseln. Sie schauen Nachrichten, die ihnen vor allem das politische Geschehen in Bosnien, Kroatien und Serbien näherbringen – über das Land, in dem sie leben und in dem ihre Enkelkinder leben, erfahren sie dort nichts. In Zeiten der Corona-Pandemie ist das fatal.

Alle brauchen die gleichen Infos

Damit wir uns alle an die notwendigen Maßnahmen halten, müssen wir alle gleichermaßen informiert werden. Googelt man derzeit nach Corona, bekommt man sinnvollerweise zuerst die seriösen Infos der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages), und zwar auf Deutsch und Englisch. Wo bleiben Bosnisch/Kroatisch/Serbisch und dann natürlich Türkisch und auf jeden Fall Arabisch? Das Gleiche gilt für die Informationsseiten des Gesundheitsministeriums.

Alle Menschen brauchen derzeit Infos in einer Sprache, die sie am besten verstehen und der sie vertrauen. Das ist im Sinne von uns allen. Um zu verhindern, dass Migranten mit nichtausreichenden Deutschkenntnissen auf Infos aus ihren Herkunftsländern, die mit der österreichischen Realität wenig zu tun haben, angewiesen sind, brauchen wir eine untertitelte "ZiB" in der TVthek. Eine Aufgabe, der der öffentlich-rechtliche Rundfunk schon vor mehr als 50 Jahren hätte nachkommen müssen. Stellen Sie sich nur vor, die türkischen und jugoslawischen Gastarbeiter hätten allabendlich von Anfang an im ORF ihre Muttersprache gelesen und so Deutsch gelernt! Und das lange bevor es die zahlreichen Satellitenkanäle aus der alten Heimat gab. Das wäre wirklich ein feiner Beitrag zur besseren Integration gewesen. (Olivera Stajić, 12.3.2020)

Nachtrag:

Die Stadt Wien bietet eine gute Zusammenfassung der Corona-Informationen in B/K/S und Türkisch.

Update am 12.3.2020 um 16:13: Das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz hat die Infos der Stadt Wien auf der eigene Seite veröffentlicht.

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