Am 21. Februar gedachten viele Menschen des Mordes an Ján Kuciak.

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Bratislava – Eine Spezialeinheit der slowakischen Polizei hat am Mittwoch 13 teils hochrangige Richter und mehrere andere Personen wegen Korruptionsverdachts festgenommen. Von Medien veröffentlichte Fotos und Videos der beispiellosen Verhaftungswelle belegen, dass offenbar jene Vertreter der Justiz betroffen waren, die im Zuge der Ermittlungen des Journalistenmordfalls Ján Kuciak in Verdacht geraten waren.

Der als mutmaßlicher Auftraggeber des Journalistenmordes angeklagte Unternehmer Marian Kočner soll schon lange vor dem im Februar 2018 erfolgten Auftragsmord jahrelang systematisch Richter bestochen haben, die über seine zahlreichen Betrugsfälle zu entscheiden hatten. Zu den von den Medien dokumentierten Verhafteten gehören die ehemalige Justizstaatssekretärin Monika Jankovská und die stellvertretende Vorsitzende des Obersten Gerichts der Slowakei.

Keine Namen genannt

Die Polizei selbst teilte ohne konkrete Namensnennung auf ihrer Facebook-Seite mit, bei der Aktion unter dem Codenamen Sturm seien insgesamt 13 aktive Richter, eine ehemalige Richterin, eine Konkursverwalterin, eine Anwältin und zwei Zivilpersonen festgenommen worden. Vorgeworfen würden ihnen Korruption und Amtsmissbrauch sowie Vereitelung von Gerichtsverfahren und Gefährdung der Unabhängigkeit der Justiz. Nach Medieninformationen wurden einzelne Festgenommene dem im Gefängnis sitzenden Angeklagten Kočner gegenübergestellt.

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Der Millionär Marian Kočner
soll das Mastermind hinter dem Mord an Ján Kuciak sein.
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Millionär beschuldigt

Der Millionär Kočner ist in einem seit dem 13. Jänner laufenden Gerichtsverfahren angeklagt, den Mord am Investigativjournalisten Ján Kuciak und an dessen Verlobter Martina Kušnírová in Auftrag gegeben zu haben. Kuciak und Kušnírová waren am 21. Februar 2018 in ihrem Haus erschossen worden. Der Journalist hatte ausführlich über die Geschäfte Kočners, aber auch über andere Korruptionsfälle berichtet. Nach dem Mord führten Massendemonstrationen gegen Korruption zum Rücktritt der damaligen sozialdemokratischen Regierung.

Wegen der Coronavirus-Epidemie wurden am Donnerstag alle März-Verhandlungstermine abgesagt. Der Prozess hätte am 17., 18. und 19. März fortgesetzt werden sollen, schrieb die slowakische Nachrichtenagentur Tasr. (APA, 12.3.2020)