Der Automobilmarkt hat Anfang des Jahres um zehn Prozent nachgelassen. Gleichzeitig haben die Verkaufszahlen der E-Autos weiter zugelegt. Im Jänner und Februar 2020 im Vergleich zum Vorjahr um fast 40 Prozent. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch bei den E-Zweirädern ab – von Scootern über Pedelecs bis hin zu E-Mopeds und -Motorrädern. Wobei Letztere erst jetzt losstarten.

Das Geschäft mit E-Motorrädern geht jetzt erst los, und sie brauchen die Konkurrenz der Verbrenner bei bestimmten Anforderungen nicht mehr zu fürchten.
Foto: Zero Motorcycles

"Dieses Segment von leistungsstarken Maschinen steht erst am Anfang", ist Hanno Voglsam von Vertical, einem Fachgeschäft für einspurige E-Mobilität in Wien, überzeugt. "In Wirklichkeit gibt es mit Energica und Zero gerade einmal zwei reine Elektro-Serienhersteller weltweit, die da ordentliche Geräte in einer halbwegs nennenswerten Stückzahl haben. Die Live Wire von Harley ist hier auch ergänzend zu erwähnen."

Hanno Voglsam betreibt mit Vertical ein Fachgeschäft für einspurige E-Mobilität in Wien.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Einsatzzweck

Er sieht diese Motorräder als durchaus konkurrenzfähig zu konventionellen Motorrädern – so halt die Anforderungen an so ein Fahrzeug entsprechen. Wer mehrtägige Touren mit langen Etappen fahren möchte, wird mit einem E-Motorrad derzeit nicht gut beraten sein, während so ein Bike für Pendler eine günstige Alternative sein kann. "Es gibt Einsatzzwecke, da passt ein E-Motorrad einfach nicht, und das ist auch okay so", sagt Voglsam. "Ich kann mit einer Moto-GP-Maschine nicht auf einer Motocrossbahn fahren."

Einen wichtigen Treiber für das Wachstum sieht Voglsam in den Förderungen, die Käufer abschöpfen können: "Entscheidend war sicherlich die Vorsteuerabzugsfähigkeit von E-Bikes, E-Mopeds und E-Motorrädern. In Kombination mit der Bundesförderung und Landesförderungen für einspurige E-Fahrzeuge sowie der Befreiung des Sachbezugs ergeben sich hier für Unternehmen neue Chancen."

E-Scooter

Eine starke Nachfrage gibt es auch bei den E-Kick-Scootern in allen Qualitätsausführungen, obwohl davon auch viele über Sharing-Anbieter erhältlich sind. Damit steht für Hanno Voglsam fest: "Dieses Produkt ist gekommen, um zu bleiben." Schlechte Nachrichten für die Hasser dieser Gefährte.

E-Mopeds gibt es heute in verschiedensten Ausführungen, vom Roller bis zum MX-Bike.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Gute Nachrichten gibt es aber für jene, die Mopeds nicht ausstehen können, weil die zu laut sind. Sie werden nach und nach von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen abgelöst. "Die E-Mopeds gehen gerade durch die Decke. Wir hatten 2019 rund 15 Prozent Wachstum in dieser Produktkategorie in Österreich." Und das bei einem Gesamtmarktanteil von ebenfalls 15 Prozent. "E-Mopeds werden die konventionellen Mopeds in wenigen Jahren zur Gänze vom Markt verdrängt haben. Das ist nicht die Zukunft, das ist die Gegenwart", sagt Voglsam. Und wenn man bedenkt, dass die Euro-5-Norm für einige am Markt präsente Mopeds mit Verbrennungsmotor das Ende bedeutet und viele andere ab dann leistungsmäßig nicht mehr mit den E-Mopeds mithalten werden können, ist diese Prognose leicht nachzuvollziehen.

Konkurrenz haben die E-Mopeds nach oben hin mit den leichten E-Motorrädern, die wegen ihrer Dauerleistung von 11 kW mit 125ern gleichzusetzen sind, aber eine Spitzenleistung haben, die oft weit höher, gern bei über 30 kW, liegt. Damit gibt es eigentlich auch keine Notwendigkeit mehr zu tunen.

Pedelecs

Anders sieht die Sache bei den Pedelecs aus. Es ist kein großes Geheimnis, dass sich viele Kunden wünschen, dass die Motorunterstützung nicht schon bei 25 km/h endet. Untersuchungen eines Herstellers zeigten, dass an die 40 Prozent seiner Pedelecs nach der Auslieferung getunt wurden.

Pedelecs haben von Haus aus eine Unterstützung bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Manchen ist das zu wenig.
Foto: Guido Gluschitsch

Die Vermutung, dass sogar noch mehr getunte E-Bikes unterwegs sind, liegt auf der Hand. Die Problematik dabei ist, dass diese Räder nicht für den Verkehr zugelassen sind – sollte es zu einem Unfall kommen, ist man nicht versichert und haftet mit seinem Privatvermögen. Zudem geben Experten auf dem Gebiet zu bedenken, dass die Infrastruktur bei uns auch meist nicht für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt ist. In Amsterdam sieht die Sache anders aus.

Seit Anfang 2020 sind die Hersteller von Pedelcs angehalten sicherzustellen, dass ihre Räder nicht mehr getunt werden können. Dem Absatz der Fahrräder dürfte das aber keinen Abbruch tun, Pedelcs verkaufen sich gut. "E-Bikes machen inzwischen ein Drittel des Gesamtmarktes aus. Der Gesamtfahrradmarkt war 2019 mit rund 450.000 Fahrrädern – davon rund 150.000 Stück E-Bikes – schon stark. In machen EU Ländern ist der Anteil an E-Bikes bereits bei rund 50 Prozent, und ich sehe auch hier in Österreich noch ein Wachstumspotenzial", meint Hanno Voglsam. Nicht zuletzt, weil die Produktpalette weiter wächst und es inzwischen vom Rennrad übers Mountainbike bis hin zum Lastenrad eine gute Auswahl gibt. (Guido Gluschitsch, 13.3.2020)