Die Beobachtung des nächtlichen Sternenhimmels hat auf Niue eine lange Tradition. Maßnahmen gegen die Lichtverschmutzung sollen diese bewahren helfen.
Foto: IDA/Mark Russell

Während manche die Dunkelheit fürchten, leben andere in der Finsternis erst so richtig auf. Zu letzterer Gruppe zählen zweifellos die Profi- und Amateur-Astronomen, deren Himmelsbeobachtungen durch die zunehmende Lichtverschmutzung immer schwieriger werden. In einer Welt, die mehr und mehr von künstlichem Licht geplagt wird, ist Dunkelheit daher ein kostbares Gut, das es zu schützen gilt. Davon ist jedenfalls die International Dark-Sky Association (IDA) überzeugt, eine gemeinnützige Naturschutzorganisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, die natürliche Finsternis der Nacht zu bewahren.

Kleines Eiland als erster Staat

Im Rahmen ihrer laufenden Kampagne hat die Organisation nun die winzige südpazifische Nation Niue zum ersten Staat mit dem offiziellen Label "International Dark Sky Place" erklärt. Die geringe Lichtverschmutzung der isolierten Koralleninsel 2400 Kilometer nordöstlich von Neuseeland ist freilich auch dem Umstand geschuldet, dass dort nur etwa 1.600 Einwohner leben.

Eine Karte der weltweiten Lichtverschmutzungs-Hotspots.
Grafik: Science Advances/Fabio Falchi el al.

International Dark Sky Places sind Gebiete, deren vorbildlichen Beleuchtungsrichtlinien für natürliche nächtliche Lichtverhältnisse sorgen. Derzeit existieren weltweit annähernd 130 anerkannte "dunkle Orte", dazu zählen Parks ebenso wie Gemeinden oder Regionen – ein ganzes Land war allerdings bisher nicht darunter.

Traditionelles Sternderlschauen

Um als IDA-Schutzgebiet anerkannt zu werden, müssen die lokalen Behörden einen Antrag bei der Organisation stellen und nachweisen, dass sie bei ihren Bemühungen um Verringerung der Lichtverschmutzung von den lokalen Gemeinden unterstützt werden. Im Fall von Niue umfasst das beispielsweise den Austausch aller Straßenlaternen durch lichtschwächere Modelle. In dem Inselstaat besitzt die Sternbeobachtung einen traditionell hohen Stellenwert.

"Niues Himmel wird seit Jahrhunderten beobachtet und geschätzt", erklärt die lokale Älteste und Kulturhüterin Misa Kalutea. "Der Status als "International Dark Sky Place" unterstreicht die Bedeutung unserer traditionellen Bräuche und liefert einen Grund für die Weitergabe dieses althergebrachten Wissens, ehe es verloren geht."

Die Milchstraße über dem Cerro Tololo Observatorium nahe La Serena, Chile – ein Anblick, den man hierzulande nur mehr an sehr entlegenen Orten genießen kann.
Foto: Imago/JOE MARINO

Schädliche Lichtverschmutzung

Dass Anstrengungen in diese Richtung notwendig sind, das belegen auch zahllose Studien zu den Folgen der Lichtverschmutzung für die Natur, die menschliche Gesundheit und die Forschung. Die künstliche Erhellung der Nacht ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass etwa ein Drittel der Menschheit das schimmernde Band der Milchstraße nicht mehr zu sehen bekommt. In den letzten Jahren wurde das Problem durch zusätzliche Lichtquellen in der Erdumlaufbahn weiter verschärft, was ganz besonders bei den Astronomen auf Missfallen trifft. (tberg, 14.3.2020)