Bei Naughty Dog werden aktuell massiv Überstunden eingelegt. "The Last of Us 2" erscheint Ende Mai.

Foto: Naughty Dog

Crunch, also massive Überstunden über einen längeren Zeitraum, sind in der Videospielbranche allgegenwärtig. Bei vielen Spieleschmieden sind Monate vor Release zwölf Stunden aufwärts sieben Tage die Woche keine Seltenheit. Dies führt dazu, dass einige Entwickler nach dem Release eines Spiels ausgebrannt sind und eine monatelange Auszeit benötigen. Investigativjournalist Jason Schreier hat für "Kotaku" nun mit aktuellen Mitarbeitern von Naughty Dog gesprochen. Die US-Firma arbeitet aktuell an The Last of Us 2 – das mit Spannung erwartete Spiel erscheint nach einer weiteren Verschiebung Ende Mai.

PlayStation

Perfektionismus wird großgeschrieben

Naughty Dog hat sich mit Perfektionismus einen Namen gemacht. Auf die US-Firma aus Kalifornien gehen Hits wie The Last of Us und Uncharted zurück. Wie Schreier berichtet, hat das Ausnahmestudio aber mit einer immensen Mitarbeiterfluktuation zu kämpfen. So sollen etliche Mitarbeiter, die an The Last of Us beteiligt waren, nicht mehr in der Firma arbeiten. Sie hätten die heftigen Arbeitszeiten nicht mehr ausgehalten. "Ich kann einfach nicht mehr Tag und Nacht arbeiten", erzählt ein ehemaliger Entwickler gegenüber "Kotaku".

Mitarbeiter trauen sich nicht, nach Hause zu gehen

Generell gibt es bei dem Studio keinen Zwang zu Überstunden. Allerdings wurde durch die Anzüchtung von Perfektionisten und einer Unternehmenskultur ein Arbeitsplatz geschaffen, bei dem sich kaum noch Leute trauen, nach acht Stunden nach Hause zu gehen. Verlässt man nämlich früher das Studio, kann es vorkommen, dass andere Mitarbeiter warten müssen. Um diese nicht im Stich zu lassen und Deadlines einzuhalten, wird im Büro ausgeharrt – oftmals bis weit nach Mitternacht. "Man kann einfach nicht nach Hause gehen", schildert ein Entwickler.

Durch Abgänge zusätzlicher Druck auf Veteranen

Naughty Dog hat durch die regelmäßigen Abgänge auch Probleme, neue Experten anzuheuern. Ungelernte Entwickler oder Designer will die Firma nämlich nicht anstellen. Neue Mitarbeiter mit Erfahrung brauchen aber trotzdem Wochen bis Monate Eingewöhnungsphase, um Arbeit zu liefern, die den Ansprüchen der Führungskräfte gerecht wird. Dadurch ergibt sich für die verbleibenden Studioveteranen noch mehr Arbeit. Viele Entwickler würden auch schnell entmutigt werden, weil Feedback bei Naughty Dog generell negativ ausfällt.

"Die verstehen nicht, dass es anders geht"

Damit die Mitarbeiter im Studio bleiben, gibt es bei dem Unternehmen auch Duschen und kostenloses Essen. Beides würde in stressigen Zeiten aber von manchen Entwicklern nicht benutzt. Der Bericht von Schreier zeigt auf, dass es trotzdem Mitarbeiter gibt, die mit ihrem Job zufrieden sind, da sie Meisterwerke hervorbringen. "Sie verstehen aber nicht, dass das mit derart viel Aufopferung einhergeht", beklagt ein Entwickler. "Sie verstehen nicht, dass es auch anders geht", erzählt ein weiterer Developer.

PlayStation

Mitarbeiter hoffen auf Flop, der zu Wandel führt

The Last of Us 2 wurde mehrere Male verschoben. Das Spiel erscheint nun Ende Mai für Playstation 4. Offenbar haben sich die harte Arbeit und Aufopferung der Entwickler wieder einmal ausgezahlt. Das Spiel dürfte – so behaupten es mehrere Leute gegenüber Schreier – eines der besten Games von Naughty Dog werden. Allerdings gibt es bei der Spieleschmiede auch Mitarbeiter, die sich wünschen würden, dass das Game ein Flop wird und so endlich ein Umdenken stattfindet. (dk, 13.3.2020)