Bei Asril funkelt sogar "die Gesichtsmaske". Das Release-Konzert ist zwar Corona-bedingt verschoben, seine Musik ist aber ansteckend genug.

Foto: Alexander Gotter

Die Kontrollfreaks unter uns wissen: Will man etwas G’scheites zum Geburtstag bekommen, muss man es sich selbst schenken. Friek heißt auch eine von sechs Nummern auf Lukas Riels Mini-LP, die seinen Künstlernamen, Lou Asril, trägt. Er schenkt sie sich sozusagen heute, zu seinem 20. Geburtstag, selbst.

"Kontrollfriek"? Zumindest Perfektionist, denn "was G’scheites" ist sein Debüt allemal. Der junge Künstler erweckt den Eindruck, alles sehr gut im Griff zu haben. Einen Plan B außer der Musik gibt es momentan nicht. Die Eltern, beide Musiker, hätten zwar nichts gegen etwas mehr Sicherheit und ein Studium gehabt, sie unterstützen den Sohn aber in seiner Wahl.

Lou Asril

Schon im Alter von elf Jahren, als er erste Songs zu schreiben begonnen hatte, wollte Riel es ernsthaft mit der Musik versuchen. Nun wirkt er äußerst entspannt. "Wenn es nicht klappt, mache ich etwas anderes", sagt er mit der Gelassenheit eines Zenmeisters. Das Zeug dazu, dass es klappt, hat er jedenfalls. Als voriges Jahr die Single Divine Goldmine erschienen ist, spitzten Branchenkenner und Musikenthusiasten die Ohren.

Mit Anleihen aus Soul und R’n’B kocht Asril seinen wunderbar schmusigen und trotzdem aufregenden Popentwurf zusammen. "Ich glaube, an R’n’B ist es die Leichtigkeit, und an Soul ist es die Stärke, die mich reizen." Professionell, aber nicht nach Schema F produziert, eingängig, aber nicht zu sehr am Mainstream orientiert klingen die sechs Songs – hier sitzt alles.

Beste Schule: Youtube

Trotz seines jungen Alters hat Riel viel Erfahrung. Unterricht in klassischem und Jazz-Klavier genießt er bereits als Kind, später besucht er den Popular- und Computermusik-Zweig im Linzer Borg. Mit 17 gewinnt er mit seinen Eigenkompositionen den Joe Zawinul Award. Der ermöglicht ihm einen kurzen Aufenthalt in L. A., wo er im Haus von Zawinuls Sohn Anthony wohnt, Gesangsstunden erhält und an Songs arbeitet. Eine größere Zuhörerschaft erreicht Asril bereits voriges Jahr beim Popfest. Sogar bei den Amadeus Awards 2019 trat er als kompletter Newcomer auf.

Neben dem Erlernen des Handwerks ist es aber etwas anderes, das Asrils musikalische Vision prägen wird. Stundenlang sitzt er – auch heute noch – vor Youtube und zieht sich ein Video nach dem anderen rein. Es ist nicht nur die Musik, hier insbesondere Black Music, wie er erzählt, die ihn fasziniert, sondern die ganze Inszenierung, die große Geste. "Ich liebe den Aspekt des Empowerments bei Popmusik, besonders bei der Musik von Frauen. Vermutlich kann ich mich mit Frauen wegen meiner Sexualität besser identifizieren."

Lou Asril

"I like to be sexy and a man" haucht er verführerisch auf Safe and Complete, "I like it rough, sometimes I can’t get enough" auf Friek. Es ist eine liebevolle Lust, sowohl auf sich selbst als auch auf das Gegenüber, die diese Songs antreibt. Asril schafft es dabei, textlich gar nicht zu explizit werden zu müssen; der Sex liegt in den Instrumentierungen, den warmen Pianos und Synths, dem Falsettgesang.

Es geht aber nicht nur um die eigene Sexualität, sondern um die bedingungslose Liebe zu sich selbst, darum, sich zu akzeptieren, wie man ist. Die sechs Songs der Mini-LP ergeben eine Coming-of-Age-Platte, ein Porträt des Künstlers als junger Mann. Insofern ergibt es auch Sinn, dass Riel nicht zwischen Lou und Lukas unterscheidet. "Lou Asril ist keine Kunstfigur. Es ist vielleicht eine verspieltere, ein bisserl mehr aufgepeppte Version von mir."

Fürs Album aufheben

Warum jemand, der so genau weiß, was er will, nicht gleich ein Album gemacht hat? Auch hier hat sich Asril etwas überlegt: "Ich möchte ein bisschen mehr Reichweite haben, wenn ich mein erstes Album veröffentliche. Ich will einfach, dass mehr Leute diese Songs hören, weil sie mir so wichtig sind."

radio FM4

Asril bringt viel mit, was ihn für eine längerfristige Karriere empfiehlt. Wie man sich gut inszeniert, wie wichtig visuelle Medien – seien es Videos oder eine konsistente Onlinepräsenz – sind, ist ihm als Digital Native völlig klar. Trotzdem wird sein Erfolg – so er ihn haben wird – auf seiner Musik beruhen, nicht auf gutem Marketing. Seine Songs sind persönlich, sie sind authentisch, sie sind dringlich.

Ihretwegen hat der von der funkelnden Popkultur so faszinierte junge Mann das Potenzial, sich in ebendiese einzuschreiben. (Amira Ben Saoud, 13.3.2020)