"the.heldenplatz.thing" heißt das neue Stück des Bernhard Ensemble. Im Bild: Ernst Kurt Weigel.

Günter Macho

Ein Theaterklassiker und ein Hollywood-Horrorstreifen haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Dass eine Kombination aus beiden trotzdem funktionieren kann, hat das Bernhard Ensemble schon öfter bewiesen. Jetzt versucht man es mit the.heldenplatz.thing ein weiteres Mal – das Ergebnis ist eine hochexplosive Mischung aus Thomas Bernhards Heldenplatz und John Carpenters Kultfilm The Thing.

Ernst Kurt Weigel inszeniert im Wiener Off-Theater ein Stück, in dem es Schlag auf Schlag geht: Aus Carpenters Film (isoliertes Forscherteam wird von Alienvirus heimgesucht) und Bernhards Drama (tief drinnen sind alle Österreicher Nazis) wird eine absurde Geschichte über Vertrauen, Solidarität und den Niedergang der Republik.

Die Story ist schnell erzählt: Ein bunt zusammengewürfelter Forschertrupp verlässt seine Feel-Good-Blase und taucht in eine Welt voll Miselsucht und Fremdenhass ein, um die österreichische Gesellschaft umfassend zu erforschen. Als plötzlich eine Flüchtende ins Geschehen platzt, ahnt noch niemand: Dieses scheinbar hilflose Wesen überträgt ein fremdartiges Virus, das Menschen zu Antisemiten mutieren lässt.

Witz verebben

Das Bühnenbild, eine kristallartige Iglu-Konstruktion mit kubistischer Anmut, ist in der Mitte des kreisrunden Raumes des Off-Theaters platziert, die Sitzplätze sind ringsum angeordnet. Das impliziert eine ständige Interaktion mit dem Publikum, die an Intensität kaum zu überbieten ist.

Regisseur Ernst Kurt Weigel übernimmt auch im Stück die Rolle des Anführers. Besonders gut gelingt die Figur der Zittel, die die allwissende Dauerschweigende mimt. Auch die übrigen Schauspieler spielen ihre klischeehaften Charaktere mit einem Augenzwinkern. Stolpert am Anfang des Stücks noch ein trocken-satirischer Österreich-Witz über den nächsten, so kippt die Stimmung bald nach Auftreten des Virus. Die Bewohner der Forschungsstation verfallen nacheinander dem kollektiven Wahnsinn. Angenehme Abendunterhaltung wird zu schwer verdaulicher Kost.

Leider gelingt diese Gratwanderung zwischen Witz und Wahnsinn kaum. Den Zuschauern wird kein sozialkritischer Spiegel vorgehalten. Sie finden sich in einer beinahe hysterischen Performance wieder, die bis auf wenige Zitate kaum etwas mit ihren Vorbildern gemein hat.
(Caroline Schluge, 12.3.2020)