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Die Passagiere der Diamond Princess durften nach einer zweiwöchigen Odyssee das Kreuzfahrtschiffe verlassen. Wieder zu Hause, wartete erneut Quarantäne auf sie.

Foto: Reuters/Athit Perawongmetha

Auch die Kreuzfahrt bleibt von Corona nicht verschont: Aktuell dürfen wegen mehrerer Verdachtsfälle an Bord der Marco Polo die Passagiere des Kreuzfahrtschiffs in Zypern nicht von Bord gehen. Das Schiff darf zwar in der Nähe der Küste der Mittelmeerinsel vor Anker gehen, die rund 800 Passagiere dürften das Schiff aber nicht verlassen.

Auch die Bahamas wollen ein Kreuzfahrtschiff eines britischen Unternehmens mit fünf Coronavirus-Patienten an Bord nicht andocken lassen. Vier Crewmitglieder und ein Passagier waren am Mittwoch auf der Insel Curacao positiv auf das Virus getestet worden, wie das britische Unternehmen Fred Olsen am Donnerstag mitteilte. Das Schiff Braemar habe deshalb vom Kurs einer Karibik-Kreuzfahrt, die am Donnerstag auf Barbados enden sollte, abweichen müssen. Es steuere nun die Bahamas an, wo es registriert sei. Das Transportministerium des Karibikstaates teilte einige Stunden später mit, im Interesse der Gesundheit seiner Bevölkerung dürfe das Schiff dort nicht andocken und Passagiere wie Crew nicht von Bord gehen. Das Schiff hat eine Kapazität von mehr als 900 Passagieren – wie viele an Bord waren, teilte der Anbieter nicht mit.

Konsequenzen

Tatsächlich hat es auf den Bahamas und auf Barbados bisher keinen bestätigten Covid-19-Fall gegeben. In der Karibik stellten bisher Kuba, Jamaika, die Dominikanische Republik sowie die französischen Überseegebiete Martinique, Saint-Martin und Saint-Barthelemy Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus fest. Todesfälle gab es dort bis dato nicht.

Der Kreuzfahrtanbieter Princess Cruises teilte am Donnerstag mit, er ziehe seine 18 Schiffe zählende Flotte wegen der Ausbreitung des Virus für 60 Tage aus dem Verkehr. Der zum Tourismusriesen Carnival gehörende Anbieter war zuvor durch Coronavirus-Ausbrüche auf zwei seiner Schiffe in die Schlagzeilen geraten.

Von der Quarantäne in die Quarantäne

Eine Odyssee haben die Passagiere der Diamond Princess hinter sich. Sie durften das Schiff für rund zwei Wochen nicht verlassen. In der Nähe von Tokio wurde der Erreger bei einem Mitreisenden aus Hongkong nachgewiesen. Die japanischen Behörden veranlassten daraufhin die Quarantäne von 3.700 Passagieren und Crewmitgliedern. Eine umstrittene Entscheidung, da sie möglicherweise zu vermeidbaren Neuansteckungen an Bord führte: Die Infektionsgefahr für die zunächst gesunden Passagiere erhöhte sich durch die Quarantänesituation. Nach zwei Wochen durften die Reisenden aus aller Welt das Kreuzfahrtschiff schließlich verlassen. In den Heimatländern erwarteten sie allerdings oft weitere Quarantänemaßnahmen.

Aber das Coronavirus ist nicht das einzige Ungemach, das einen an Bord eines Kreuzfahrtschiffs ereilen kann, wie diese Beispiele von Quarantänen in jüngster Vergangenheit zeigen, die von Meravando, einem Spezialisten für klimaneutrale Kreuzfahrten, zusammengefasst wurden.

Masern und Scientology

Die Freewinds ist ein Kreuzfahrtschiff der Scientology-Organisation und soll den Anhängern der religiösen Bewegung als spiritueller Rückzugsort dienen. Im Mai 2019 konnten 300 Passagiere des Schiffes ihre Reise nicht fortsetzen und saßen vor dem Hafen der Hauptstadt von Saint Lucia in der Karibik fest. Die Behörden vor Ort verweigerten den Landgang und die Weiterreise, denn an Bord war es zu einem Masernfall gekommen. Die Inkubationszeit der hochansteckenden Infektionserkrankung beträgt zwischen zehn und zwölf Tagen, sodass nach etwa zwei Wochen die Quarantänesituation aufgehoben wurde.

Mord auf hoher See

Was sich nach Kriminalliteratur anhört, wurde im Juli 2017 schreckliche Realität: Vor der Küste Alaskas kam es nach dem Mord an einer 37-jährigen Frau zu einem Lockdown auf dem Kreuzfahrtschiff Emerald Princess. Da sich der Todesfall in amerikanischen Gewässern ereignete, nahm das FBI die Ermittlungen auf. Acht Stunden lang mussten die restlichen Passagiere ausharren, bis sie schließlich von Bord gehen durften. Der Ehemann des Opfers wurde im Zusammenhang mit der Tat verhaftet. Er bekannte sich im Februar 2020 vor Gericht des Mordes an seiner Frau schuldig.

Schweinegrippe bei Crew und Passagieren

Nicht nur Urlauber, auch die Schiffsbesatzung ist gefährdet: Auf dem Kreuzfahrtschiff Pacific Dawn brach im Mai 2010 die Schweinegrippe aus. Vor der australischen Küste vermuteten die örtlichen Behörden bei fünf Passagieren eine Ansteckung mit dem H1N1-Virus. Ein Verdacht, der sich zuvor bereits bei drei Crewmitgliedern erhärtet hat. Nach knapp einer Woche gab es keine Anzeichen für weitere Infizierungen, und die Isolierung der Passagiere konnte aufgehoben werden.

Teilquarantäne wegen Norovirus

Fälle von Norovirus-Erkrankungen auf Kreuzfahrtschiffen sind zwar leider keine Seltenheit, verlaufen aber meistens harmlos. Im Jänner 2018 kam es beispielsweise zu einem Ausbruch der akuten Magen-Darm-Erkrankung auf dem Kreuzfahrtschiff Sea Princess. Bereits kurz nach dem Ablegen vom Hafen in Wellington erkrankten 200 der insgesamt 2.000 Passagiere. Sie wurden von ihren Mitreisenden getrennt und für 60 Stunden in ihren Kabinen isoliert. (APA, dpa, red, 13.3.2020)