Bei einer vollen To-do-Liste reichen die 24 Stunden des Tages manchmal nicht aus. Was aber sollen Velociraptor, Pteranodon und Hadrosaurus dazu sagen? Als sie vor etwa 80 Millionen Jahren im Campanium, eine Periode der späten Kreidezeit, lebten, waren die Tage sogar eine halbe Stunde kürzer als heute. Dies bestätigt eine aktuelle Studie aus Belgien.

Schon wieder ein Tag vorbei – Dinosaurier hatten weniger Zeit
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Neben den Dinosauriern lebten zu dieser Zeit auch weniger berühmte Tiere auf der Erde. Darunter waren Muscheln wie die riffbildenden Rudisten, deren Vertreter Torreites sanchezi den Forschern als Fossilienfund aus dem heutigen Oman vom Naturhistorischen Museum Maastricht zur Verfügung gestellt wurde.

Jahresringe aus Kalk

Wie unsere heutigen Muscheln wuchsen Rudisten ihr Leben lang, indem sie kontinuierlich Kalzit, also Kalkkristalle, in ihre Schale einlagerten. Die genaue Zusammensetzung der Schale ist darüber hinaus von äußeren Umständen abhängig und ändert sich daher im Jahresverlauf, mit den Gezeiten und sogar im Laufe des Tages. Auf Muschelschalen zeigen daher abwechselnd dunkle und helle Bereiche das Alter und die Lebensumstände der Muschel an, ähnlich wie die Jahresringe von Bäumen.

Muscheln haben Jahresringe, mit denen sich nicht nur ihr Alter bestimmen lässt, sondern die auch Aufschluss über ihre Lebensbedingungen geben.
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Beim vorliegenden Exemplar untersuchten die Wissenschafter die Zusammensetzung der Schalenmineralien mit einer räumlichen Auflösung von wenigen Mikrometern (ein Tausendstel Millimeter). Dabei zeigten sich periodische Änderungen der Konzentrationen von Calcium, Magnesium, Lithium und Kohlenstoffisotopen in überlagerten Mustern. "Wir haben vier bis fünf Messpunkte pro Tag, das bekommt man selten in der geologischen Geschichte", sagt Niels de Winter, der Hauptautor der Studie.

Mehr Tage pro Jahr

Neben den deutlich sichtbaren Streifen, bei denen es sich um Jahresmuster handeln sollte, gab es feinere Muster, die aller Wahrscheinlichkeit nach von tageszeitlichen Veränderungen verursacht wurden. Die Forscher vermuten symbiotische, Photosynthese-betreibende Bakterien als Ursache der unterschiedlichen Schalenzusammensetzung zwischen Tag und Nacht, da deren Aktivität vom Sonnenlicht abhängig sei.

Durch Abzählen der Tagesringe pro Jahresring schlossen die Autoren der Studie darauf, dass ein Jahr zu Lebzeiten der Muschel 372 Tage hatte. Da sich die Bewegung der Erde um die Sonne und damit die Jahreslänge nicht verändert haben, bedeutet das, dass ein Tag im Campanium 23 Stunden und 31 Minuten lang war.

Der Mond bremst die Erde ab und sorgt für längere Tage.
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Die Ergebnisse der neuen Studie reihen sich in ähnliche Untersuchungen ein und werden durch heutige Messungen bestätigt, wonach die Erdrotation jedes Jahrhundert um etwa zwei Millisekunden langsamer wird. Der Grund dafür ist die Gezeitenreibung, die von der Gravitation des Mondes verursacht wird und die Erde ausbremst. (Friederike Schlumm, 30.3.2020)