Die WTA muss ruhen.

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Wien – Nach der Entscheidung der Vereinigung der männlichen Tennis-Profis ATP hat nun auch die WTA nachgezogen. Nach Indian Wells und Miami sind nun auch die Events in Guadalajara, Charleston und Bogota wegen der Ausbreitung des Coronavirus abgesagt worden. Aktuell stehen Stuttgart und Istanbul (jeweils ab 20.4.) noch im Programm, aber auch diese Turniere wackeln sehr.

Peter-Michael Reichel ist seit Jahren im WTA-Tour-Board vertreten und hat die Entwicklung daher hautnah verfolgt. "Wir sind seit Tagen Tag und Nacht in Calls. Es gibt unterschiedliche Interessen, unterschiedliche Meinungen. Die ATP ist vorgeprescht, so viel ich weiß aufgrund von Aussagen von Djokovic und Nadal. Die sind bereits von Indian Wells abgereist gewesen und wollten nicht mehr nach Miami zurückfliegen. Was inzwischen auch gar nicht mehr möglich wäre", schildert Reichel.

"Am linken Fuß erwischt"

Eine akkordierte Entscheidung mit der ATP sei deshalb nicht möglich gewesen. "Eigentlich hatten wir seit Jänner auch aufgrund des neuen Managements der ATP eine andere Art der Zusammenarbeit beschlossen, nämlich enger zusammenzuarbeiten. Jetzt ist genau das Gegenteil passiert. Man hat uns mit der Entscheidung völlig am linken Fuß erwischt", erklärte der seit einigen Jahren in der Schweiz lebende Oberösterreicher und Turnier-Veranstalter.

Natürlich gibt es auch Schwierigkeiten wegen der rechtlichen Lage. "Ja, das spielt eine große Rolle, die rechtlichen Integrationen sind bei jedem anders. Der eine ist versichert, der andere nicht, der eine kann es sich leisten, einfach abzusagen", so Reichel, der dieses Jahr mit dem WTA-Turnier in Linz das 30-jährige Jubiläum feiern wird. So ist der Eigentümer des Turniers in Indian Wells der Milliardär Larry Ellison. Laut Reichel hat die WTA selbst keine Versicherung für diese Situation.

Nicht zuletzt ist man wohl, ähnlich wie auch in ganz anderen Bereichen, froh, wenn die Politik eingreift und Veranstaltungen aller Art absagt und die Verantwortung übernimmt. Reichel bestätigt das. "Natürlich, es ist in einzelnen Ländern unterschiedlich. In Miami wollte man zum Beispiel spielen."

Die Wahrscheinlichkeit, dass auch die WTA-Tour-Pause noch verlängert wird, ist jedenfalls hoch. "Bei uns ist nach wie vor die Entscheidung für die Sandsaison in Europa noch nicht getroffen. Man wird sehen wie es sich generell entwickelt, es ist ja jeden Tag was Neues jetzt", erklärte Reichel. Allerdings ist er wenig optimistisch. "Ich glaube, dass alles abgesagt wird, ehrlich gesagt. Es gibt noch keinen Beschluss, außer für die Turniere, die unmittelbar bevorstehen." Wahrscheinlich werde man aber das Gleiche machen wie die ATP. (APA; 13.3.2020)