Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

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Linz – Beinahe drei Viertel der österreichischen Wahlberechtigten haben "den Eindruck, dass die Maßnahmen, die derzeit in Österreich bezüglich des Coronavirus getroffen werden, gerechtfertigt sind". Das geht aus einer aktuellen Market-Umfrage vom Mittwoch und Donnerstag (11. und 12. März) hervor. Besonders hoch ist die Zustimmung unter älteren Befragten – die Menschen über 60 halten die Eingriffe in die alltäglichen Abläufe zu 83 Prozent für gerechtfertigt.

Die Befragten in der Alterskohorte von 30 bis 40 Jahren sind am stärksten kritisch – was Market-Institutsleiter David Pfarrhofer darauf zurückführt, dass in dieser Gruppe besonders viele Eltern mit Betreuungspflichten sind. Dementsprechend sagt auch ein Drittel der Berufstätigen, dass die Maßnahmen übertrieben seien, von den Nichtberufstätigen sagen das nur 18 Prozent.

Kaum eigene Bedrohung gesehen

Gleichzeitig meinen 51 Prozent, dass das Virus für sie selbst kaum bedrohlich sei, weitere 15 Prozent halten es für persönlich ganz und gar nicht bedrohlich. Hier sieht Pfarrhofer einen Zusammenhang mit dem Bildungsniveau: Wer eine höhere Bildung genossen hat, fürchtet sich weniger. Im Wochenabstand – Market hatte auch schon vor zehn Tagen, am 4. und 5. März, zum Thema Coronavirus geforscht – ist die persönlich empfundene Bedrohung nur leicht gestiegen. Nur sechs Prozent empfinden das Virus für sich selbst als "sehr bedrohlich", in der Woche davor waren es fünf Prozent.

Dies deckt sich weitgehend mit Untersuchungsergebnissen von Gallup, dessen Österreich-Umfrage teil einer 30 Länder umfassenden Studie ist, die im Lauf der Woche zusammengefasst werden soll. Auch Gallup hat – vom 10 bis 13. März – 1000 Personen online befragt. Bei etwas anderer Fragestellung ergibt sich: Fast 80 Prozent der Befragten sind bereit, Einschränkungen in Ihren persönlichen Freiheiten in Kauf zu nehmen, wenn es hilft, die Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Die persönliche Betroffenheit wurde von Gallup mit der Frage erhoben, ob man befürchte, dass man selbst oder jemand aus der Familie angesteckt werden könnte. Daraus sagten 44 Prozent, dass sie diese Befürchtung hegen, 52 Prozent sehen die Gefahr ausdrücklich nicht.

Vertrauen in die Regierung und in Anschober

Schon in der Vorwoche hatte sich in einer Market-Umfrage gezeigt, dass sechs von zehn Wahlberechtigten sowohl der Bundesregierung als auch dem zuständigen Minister Rudolf Anschober (Grüne) ein "Gut" oder ein "Sehr Gut" geben. Nun wurde gefragt, wie die Befragten wählen würden.

In der von Market gestellten Sonntagsfrage zeigt sich die hohe Zustimmung zu den Regierungsparteien: Die ÖVP kommt auf den höchsten Wert seit der Ära Schüssel mit 40 Prozent in der Hochrechnung. Sie würde also gegenüber der Wahl vom September mehr als zwei Prozentpunkte zulegen. Die Grünen setzen als Regierungspartner ihren Höhenflug fort, sie kommen wie schon in der Februar-Umfrage auf 17 Prozent.

Grüne klar vor Freiheitlichen

Damit sind die Grünen klar vor den Freiheitlichen, die seit der Nationalratswahl weiter deutlich verloren haben: Jetzt kommt die FPÖ nur auf 13 Prozent.

Die SPÖ konnte sich dagegen bei 20 Prozent stabilisieren. Das ist zwar einen Prozentpunkt schlechter als bei der Nationalratswahl, aber eben auch einen Prozentpunkt besser als bei der Umfrage im Februar. Pfarrhofer: "Hier genießt die SPÖ durch die Fachkompetenz ihrer Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner einen gewissen Bonus. Wie stark sich dieser in der Krise entwickeln wird, kann man nicht abschätzen, aber eine Chance wäre wohl gegeben." Die Neos legen in der aktuellen Hochrechnung um einen Prozentpunkt auf neun Prozent zu, andere Parteien kämen nur auf ein Prozent.

Auch die Gallup-Umfrage belegt, dass knapp zwei Drittel (63,5 Prozent) der Befragten der Meinung sind, dass die Bundesregierung mit der Situation richtig umgeht, nur 16 Prozent sehen das ausdrücklich anders, der Rest ist unentschieden.

Die Conclusio der Gallup- Forscher lautet: "Die Österreicher und Österreicherinnen verfallen in dieser noch nie dagewesenen Bedrohungssituation keineswegs in irrationale Panik, sondern bleiben weitgehend gelassen, treffen vernünftige persönliche Vorsichtsmaßnahmen und zeigen eine ausgesprochene hohe Bereitschaft zur Solidarität mit vulnerablen Gruppen, indem sie persönliche Einschränkungen zur Eindämmung der Verbreitung des Virus akzeptieren." (Conrad Seidl, 15.3.2020)