Je potenter, desto präpotenter. So reagierten die diversen Sportarten auf die Krise. Der Fußball etwa musste seine Wichtigkeit unter Beweis stellen. So fand das Europacupspiel LASK gegen Manchester United (0:5) vor leeren Rängen statt, obwohl längst klar war, dass das Rückspiel nie und nimmer nach Plan über die Bühne gehen würde. In Leipzig sahen am Dienstag noch mehr als 40.000 ein 3:0 über Tottenham; diese Gefährdung der Allgemeinheit kann man kaum anders als kriminell nennen. Erst am Freitag und nach heftiger Kritik sagte die deutsche Liga (DFL) die geplante Geisterspielrunde am Wochenende ab. "Fußballer werden wie Affen im Zirkus behandelt", hielt Union Berlins Torhüter Rafal Gikiewicz fest. Die DFL betont, sie würde bei einem vorzeitigen Saisonende "existenzbedrohende Konsequenzen für einige Klubs" befürchten.

Das Europacupspiel LASK gegen Manchester United fand vor leeren Rängen statt.
Foto: APA/AFP/JOE KLAMAR

Doch der Fußball wird noch getoppt. Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), arbeitet nach wie vor "mit vollem Engagement auf den Erfolg der Sommerspiele" in Tokio (ab 24. Juli) hin. Und im Formel-1-Zirkus gab es vor dem WM-Start positive und Verdachtsfälle, sogar einige Fahrer waren schon aus Melbourne abgereist. Dennoch rang man sich erst knapp vor Trainingsstart zur Absage durch, als sich Zehntausende vor den Eingängen drängelten. Selten war es so deutlich zu erkennen: Wenn es ums Geschäft geht, spielen existenzbedrohende Konsequenzen für Menschen keine Rolle.(Fritz Neumann, 13.3.2020)