Dr. Volker Seehorst ist als Arbeitsmediziner bei der Caritas tätig und steht den dort Beschäftigten vermutlich nicht nur mit Rat und Tat zur Seite, sondern gerne auch mit dem Bleistift. In einem Posting auf seiner Facebook-Seite (auf der er zur Caritas verweist) empfiehlt er ein recht schlichtes Symbol aus mehreren Halbkreisen zur Corona-Virusabwehr: "Du kannst dieses Zeichen auf Wasser übertragen. Stelle dazu einfach ein Glas Wasser für mindestens drei Minuten auf dieses Symbol und trinke das Wasser danach über den Tag verteilt schluckweise."  Alternativ dazu könne man die antiviralen Halbkreise auch auf einen Zettel malen und sich sodann darauf stellen. Doch Obacht, der Mediziner warnt: "Maximal drei Minuten." Die Dosis macht bekanntlich das Gift, das gilt wohl auch für die Halbkreis-Zettel-Schutzimpfung.

Die Plejader haben uns die Zeichen geschickt

Das Posting des Arztes hat epische Länge und ist für naturwissenschaftliche Spaßbremsen vermutlich nicht im ersten Lese-Durchgang zu erfassen. Der Versuch eines Abstracts durch die Stiftung Gurutest: Die Plejader (wer auch immer die sind, sie sind jedenfalls die Netten) haben was durchgegeben an uns samt besagtem Schutzsymbol. Das wirke gegen allerlei von "dunklen Mächten und Wesenheiten geschaffene Viren", die in die menschliche Gesellschaft gestreut wurden. Wie bei einem echten Tolkien ringen Gut und Böse. Dr. Sehorst macht jedenfalls einen auf Frodo der Feinstofflichkeit und zitiert unsere Plejader-Freunde von der hellen Seite des Monds: "Wir möchten euch deshalb jetzt ein geometrisches Zeichen übergeben, das euch im Falle eines Virenbefalls helfen kann." 

Wer jetzt glaubt, dass die Plejader aus der Waldorfschule kommen und mit der Pastellfarben-Wachsmalkreide in der Hand auf Rationalität pfeifen, der irrt gewaltig. Die an uns schlichte Erdenbürger durchgegebene Symbolik hat Hand und Fuß. Mit den Halbkreisen überraschen wir die "künstlich geschaffenen, mutierten Viren", die bilden zusammen nämlich auch niemals kreisförmige Verbindungen. Das, bitte, ist doch einleuchtend. Wer wird gegen Viren denn ganze Kreise zeichnen? Eine Anfrage zum Einsatz beantwortet der Arzt umgehend: "Das habe ich selber von mehreren vertraulichen Quellen zugesandt  bekommen und auch schon damit gearbeitet." Allerdings ist der Arzt auch ein wenig verzagt ob mancher Skeptiker: "Bei der Caritas wird wenig Offenheit für derartige Symbole bestehen."

Auch ein Arzt im Zillertal ist von den Symbolen entzückt

Sehorst ist nicht der einzige Arzt mit einem Faible für die Macht des Halbrunden. Der Zillertaler Allgemeinmediziner und Zahnarzt Robert Altrichter schickt die frohe Kunde mit dem Symbol, das Covid-19 vermutlich in Schach setzen wird, via Whatsapp in die Welt. Er vermittelt dabei nicht den Eindruck, für Freunde einen schlechten Scherz machen zu wollen: "Ich wollte eine homöopathische Mischung kreieren, die uns hilft, mit dem Virus besser umzugehen." Sodann hält er einen Zettel mit den Symbolen in die Kamera. Dann hebt sich die Stimme etwas: "Diese Information, dem Körper gegeben, hilft uns, eine antivirale Bereitschaftsimmunität aufzubauen."  

Ärztliche Tipps zur Virenabwehr

Auch Vitamin C ist ein heißer Shice!

Ob die Chinesen, die den Virus zumindest eingedämmt haben, auch einen heißen Tipp von den Plejadern bekommen haben und sich rechtzeitig auf deren Symbol-Zettel gestellt haben? Wir wissen es nicht. Vielleicht haben sie sich einfach nur ganz viele Zitronen ausgepresst. Dass Vitamin C gegen das Virus hilft, ist pseudomedizinischer Schwachsinn, der allerdings aus unzähligen esoterischen Kanälen quillt und die sozialen Medien flutet. Die WHO warnt vor dieser medizinischen Fake-News. Das hält den einen oder anderen Arzt nicht davon ab, die Mär der antiviralen Vitamin C-Gabe elegant am köcheln zu halten.

Salzburger Arzt verspricht: "Vitamin C tötet Viren"

Der Salzburger Arzt Michael Spitzbart verkündet in einem Facebook-Posting recht vollmundig: "Vitamin C tötet Viren höchst effektiv ab." In China seien die Neuinfektionen zurückgegangen, weil die Chinesen 50 Tonnen hochdosiertes Vitamin C verteilt hätten. Spitzbart fragt spitzbübisch: "Könnte es sein, dass wir das Mittel gegen Corona schon längst haben, es aber einfach nur zu billig ist?" Ein kleiner Seitenhieb gegen die Pharmaindustrie darf schon mal sein, das kommt gut an in der pharmakritischen Community. Spitzbart führt den Dialog auf seiner Facebook-Seite jovial, hie und da gibt der Arzt en passant dort auch Tipps zu Produkten und zur Selbstmedikation: Einer Followerin empfiehlt er "mikroverkapseltes Vitamin C von CeTeBe". Da ist dann die Pharmaindustrie nicht mehr so böse, diese Vitaminkapseln werden nämlich vom Pharmakonzern GlaxoSmithKline hergestellt und so schließt sich dann der Kreis vom pseudomedizinischen Humbug zum Pharmariesen mit 30 Milliarden Euro Jahresumsatz schön und versöhnlich. (Christian Kreil, 17.3.2020)

Empfehlung für Vitamin C vom Pharmariesen. Gegen Viren helfen Vitamine trotzdem nicht.
Screenshot Facebook

Stellungnahme der Caritas
"Wir distanzieren uns entschieden von den geposteten Aussagen des Mitarbeiters und halten ausdrücklich fest, dass die genannten Behandlungsformen nie innerhalb der Caritas zur Anwendung gekommen sind. Wir haben sofort nach Bekanntwerden der Causa das Gespräch mit dem Mitarbeiter gesucht und ihn aufgefordert, unverzüglich entsprechende Inhalte von seinem privaten Facebookauftrit zu entfernen und fortan keinerlei Inhalte zu posten, die unsere arbeitsmedizinischen Auflagen und Richtlinien konterkarieren könnten. Klar ist seitens unserer Organisation auch, dass wir uns arbeitsrechtliche Schritte vorbehalten."

Weitere Beiträge des Bloggers