Wien – Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat in Interviews mit österreichischen Tageszeitungen und über den ORF die Bevölkerung eindringlich dazu aufgerufen, angesichts der Verbreitung des Coronavirus zu Hause zu bleiben. Aktuell gebe es nur drei Gründe, das Haus zu verlassen:

  1. Nicht aufschiebbare Berufsarbeit, etwa Gesundheitspersonal, Polizei und Lebensmittelhandel
  2. Dringend notwendige Besorgungen wie Lebensmitteleinkauf
  3. Um anderen Menschen zu helfen, weil sie es selbst nicht können
Kanzler Sebastian Kurz fordert die Bevölkerung auf, nur mehr das Haus zu verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Man dürfe hier nicht irgendetwas beschönigen und meinen, das Vorgehen gegen die Krankheit sei übertrieben, sagte Kurz. Er müsse mit aller Deutlichkeit aussprechen, "was da noch auf uns zukommt".

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"Die Krankheit bringt Leid und vielen Menschen den Tod", so Kurz. Der Bundeskanzler erinnerte an die Lage in Italien, wo es "hundert Tote pro Tag" gebe. Angehörige müssten sich von ihren sterbenden Angehörigen am Telefon verabschieden. Ärzte müssten entscheiden, wen sie noch behandeln könnten, weil nicht genügend Kapazitäten vorhanden seien.

Der Kanzler appellierte an die Bürger, ihren Beitrag zu leisten, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Dazu gehöre unter anderem, nur aus dem Haus zu gehen, wenn es unbedingt nötig sei, und Hygieneregeln einzuhalten. Er hoffe, dass man nach Ostern das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben wiederaufleben lassen könne. Auf Twitter fügte er hinzu: "Nehmen Sie die Situation ernst, und glauben Sie den Beschwichtigungen nicht! Nur gemeinsam können wir die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen."

Am Sonntag folgten weitere drastische Maßnahmen: Versammlungen werden künftig gänzlich untersagt, an keinem Ort sollen sich mehr als fünf Menschen auf einmal treffen. Spiel- und Sportplätze werden geschlossen. Restaurants werden ab Dienstag vollständig schließen. Die österreichische Bevölkerung wird aufgefordert, sich selbst zu isolieren, also nur noch Kontakt mit jenen Menschen zu pflegen, mit denen man zusammenlebt.

Angesichts der dramatischen Lage werde die Republik ab Montag auf Notbetrieb heruntergefahren, es werde nur einen Minimalbetrieb geben. Man müsse aber darauf achten, dass das System handlungsfähig bleibe, und man habe deshalb eine Vorlaufzeit eingeplant.

Hinsichtlich des von der Regierung bereitgestellten Soforthilfepakets in der Höhe von vier Milliarden Euro versicherte der Kanzler, es gebe kein Limit, wenn es darum gehe, die Arbeitsplätze und wirtschaftliche Stabilität sicherzustellen.

Neue Infokampagne

Die Regierung startet zudem mit dem Roten Kreuz eine Infokampagne mit dem Motto "Schau auf dich, schau auf mich. So schützen wir uns". Ziel davon ist, das Bewusstsein für das große Risiko, das vom Coronavirus ausgeht, zu schärfen und ältere Menschen über 65 als größte gefährdete Gruppe zu einer Verhaltensänderung zu bewegen: Bleiben Sie zu Hause, halten Sie Kontakt über Handy und Mail, heißt es etwa. Speziell angesprochen wird aber auch die jüngere Zielgruppe, die sogenannten Millennials, um das Bewusstsein dafür zu stärken, den Älteren gegenüber solidarisch zu sein und zu Hause zu bleiben, selbst wenn sie außerhalb der sogenannten Risikogruppe sind. (APA, red, 15.3.2020)