Capitals-Boss Hans Schmid: "Eine schlechte Ernte."

Foto: Vymlatil/Weitsicht.cc

"Es ist nicht so, dass tote Hose ist. Wir haben viel zu tun!" Hans Schmid sagt das, der Präsident der Vienna Capitals. Viel zu tun? Das überrascht. Schließlich ist die Eishockeysaison im Gegensatz zu anderen Saisonen, die vorerst nur unterbrochen sind, sehr abrupt zu Ende gegangen, mitten im Viertelfinale. Die Capitals, der Vizemeister, lagen da gegen Graz mit 2:1-Siegen in Führung, Meister KAC gegen Linz schon mit 0:3 zurück. Das alles zählt nun elf, erstmals seit 1945 gibt es keinen österreichischen Eishockeymeister.

Keine Spiele, kein Betrieb, keine Arbeit, so könnte man meinen. Doch da irrt man sich, sagt Schmid. "Wir müssen abrechnen. Wir verhandeln mit Spielern wegen der nächsten Saison. Und einiges andere mehr."

Alles ist schwierig

Der gebürtige Kärntner Schmid (79), der sich als Unternehmer in der Werbung (GGK) und in der Medienbranche (Wiener Zeitung, Arbeiter-Zeitung) etablierte, ist Winzer (Mayer am Pfarrplatz), Gastronom (Sky Bar) und Eigentümer des Wiener Kaufhauses Steffl. Den Vienna Capitals steht er seit 2001 als Präsident vor, immerhin schauten zwei Meistertitel (2005, 2017) heraus. Auch heuer hätten die Caps um den Titel mitspielen können, davon ist nicht nur Schmid überzeugt. "Mir tut es leid für die Fans. Es ist eine schwierige Situation. Wobei – andere Branchen, vor allem viele kleine Betriebe, Start-ups und Selbstständige, trifft es natürlich noch viel härter. Es wird sich wirtschaftlich dramatisch abspielen, viele sind ohnehin immer nur am Kämpfen. Dass bei uns das Saisonende ein Monat früher kommt, ist bitter, aber keine Tragödie."

Den Capitals entgehen vor allem Einnahmen aus dem Ticketverkauf, sie rechneten im Playoff mit einem Zuseherschnitt von knapp 6000 und zumindest mit dem Halbfinaleinzug. Erfolgsprämien einzelner Sponsoren und Einnahmen aus der Gastronomie, die der Verein selbst betreibt, wären noch dazugekommen. Schmid kann die finanziellen Einbußen kaum beziffern, sie gehen in die Hunderttausende. Sein Linzer Präsidentenkollege Peter Freunschlag ging, einen Finaleinzug vorausgesetzt, von einem Minus in der Höhe von 600.000 Euro aus. Schmid: "Die Liga boomt ja sportlich und auch zuseher-mäßig. Sie war extrem ausgeglichen und sehr spannend."

Abgesehen vom Sportbetrieb kommen die Capitals für Gehälter von 32 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf. "Wir kündigen niemanden", sagt Schmid. "Es werden Guttage und Gutstunden aufgebraucht." Staatlicher Unterstützung für Sportvereine würde sich Schmid klarerweise nicht verschließen. "Wenn es in der Landwirtschaft eine schlechte Ernte gibt, gibt es Kompensation, das finde ich ja auch sehr in Ordnung. Und jetzt gibt es halt im Eishockey oder generell im Sport eine schlechte Ernte."

Nur kurz stand im Raum, das Playoff dramatisch zu verkürzen (best of 1), um irgendwie einen Meister zu küren. Doch funktioniert hätte das sowieso nicht, das Ende mit Schrecken war die richtige Entscheidung. Sie wurde von allen Vereinen mitgetragen. Eishockey unter Ausschluss der Öffentlichkeit ist nicht nur für Schmid schwer vorstellbar. "Die Zuschauer spielen eine große Rolle, das Spiel lebt davon, dass die Leute ständig mitgehen, weil es permanent spannend ist."

Alles wird schwieriger

Wie im Fußball eine Pause einzuplanen war nicht möglich, da die Saison schon in der Zielkurve lag. Nach den Ligen sollten noch Weltmeisterschaften stattfinden, zunächst die B-WM mit Österreich in Ljubljana, dann die A-WM in der Schweiz, auch diese Turniere stehen vor einer Absage. Als vom Coronavirus noch keine Rede war, hatte die Liga ihren Hauptsponsor (Erste Bank) und den TV-Partner (Servus TV) verloren. Nun bleibt Liga-Geschäftsführer Christian Feichtinger zwar mehr Zeit, eine Lösung zu finden. Allerdings bleibt auch die Frage, wer sich in Zeiten wie diesen auf große Deals einlässt. Die Zeiten, sagt Hans Schmid, werden sich auch wieder ändern. "Wir müssen da durch, und wir kommen da durch." (Fritz Neumann, 16.3.2020)