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Die irakische Armee fand bei einem Einsatz gegen Milizen Raketenwerfer vor.

Foto: Reuters

Bagdad – Der von den USA und auch Deutschland genutzte irakische Militärstützpunkt Taji ist zum zweiten Mal innerhalb nur weniger Tage mit Raketen beschossen worden. Dabei wurden drei US-amerikanische und zwei irakische Soldaten verletzt.

Insgesamt hätten am Samstagvormittag 33 Katjuscha-Raketen Einheiten der irakischen Luftverteidigung getroffen, teilte die gemeinsame Militärführung des Landes mit. Die irakische Militärführung verurteilte den Angriff als "unverhohlene Aggression". Wer für den Beschuss verantwortlich ist, war zunächst unklar. Die irakische Militärführung erklärte, sie habe sieben Raketenabschussrampen entdeckt.

Kataib Hezbollah unter Verdacht

Bereits am Mittwoch waren Raketen auf Taji abgefeuert worden. Dabei wurden zwei US-Soldaten und eine britische Soldatin getötet. Der Verdacht richtet sich gegen die pro-iranische Miliz Kataib Hezbollah. Die USA griffen als Vergeltung in mehreren Provinzen Stellungen der Miliz an. Dabei starben mindestens sechs Menschen.

Der Kommandant der US-Streitkräfte im Nahen Osten (CENTCOM), General Kenneth McKenzie, sagte am Freitag nach der Bombardierung in Washington, bei den angegriffenen Zielen habe es sich um "Stützpunkte von Terroristen" gehandelt. "Diese Angriffe waren darauf ausgerichtet, künftige Angriffe zu verhindern."

Nach den Angriffen vom Samstag ließ das US-Verteidigungsministerium die Möglichkeit eines Vergeltungsschlages offen. Ministeriumssprecher Jonathan Hoffman lehnte am Samstag Spekulationen ab, verwies jedoch auf frühere Äußerungen von Verteidigungsminister Mark Esper: "Du kannst nicht amerikanische Soldaten angreifen und verwunden und straflos davonkommen."

Die Angriffe erhöhten die ohnehin schon großen Spannungen zwischen den USA und den eng mit dem benachbarten Iran verbundenen Kräften. Die Schiitenmilizen im Irak, die sogenannten Volksmobilisierungskräfte, pflegen enge Kontakte zu Teheran. Sie fordern den Abzug der US-Truppen aus dem Land. Dafür hatte sich auch das irakische Parlament ausgesprochen.

Anführer bei Luftangriff getötet

Die bewaffnete Gruppe Kataib Hezbollah (Kataib Hisbollah) zählt zu den stärksten Milizen des Landes. Ihr Anführer Abu Mahdi al-Muhandis war im Jänner beim US-Luftangriff auf den iranischen General Qassem Soleimani im Irak getötet worden. Die Miliz drohte danach mit Vergeltung und lobte auch den Beschuss des Stützpunktes Taji in dieser Woche.

Die US-Armee und auch Truppen aus Deutschland und anderen Bündnisstaaten unterstützen die irakische Armee im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Zellen der Extremisten sind in dem Land weiter aktiv.

Die neue Gewalt verschärft die schwere politische Krise im Irak. Regierungschef Adel Abdul Mahdi ist nur noch geschäftsführend im Amt, nachdem er infolge von Massendemonstrationen gegen die politische Führung des Landes seinen Rücktritt erklärt hatte. Bisher konnten sich die führenden Parteien nicht auf einen Nachfolger einigen. Im Hintergrund tobt ein Machtkampf. In der kommenden Woche läuft die in der Verfassung festgelegte Frist ab, innerhalb derer ein neuer Kandidat mit der Bildung einer Regierung beauftragt werden muss. (APA, 15.3.2020)