Der Mediziner Bernhard Benka setzt die Schritte gegen das Coronavirus.

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Täglich um halb neun Uhr früh tagt der Krisenstab zur Corona-Krise. Der Platz neben Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ist stets für Bernhard Benka reserviert. Der 44-jährige Mediziner ist Leiter der Abteilung für übertragbare Erkrankungen, Krisenmanagement und Seuchenbekämpfung im Gesundheitsministerium. Derzeit koordiniert er die Expertengruppe zur Bekämpfung des Coronavirus. Alle medizinischen Entscheidungen für Krisenmaßnahmen gehen letztlich auf ihn zurück. Mit den Verantwortlichen des Innenministeriums werden die Schritte abgesprochen, schließlich handelt es sich, wie Benka sagt, mittlerweile längst um eine multizentrische Krise, bei der nicht mehr nur sein Bereich betroffen ist.

"Wir bewerten die Situation Tag für Tag", erzählt Benka dem STANDARD aus seinem derzeitigen Alltag. In Kontakt steht er genauso mit den Bundesländern wie mit Kollegen aus anderen EU-Ländern. Jede Maßnahme könnte drastische Auswirkungen haben. Oberstes Gebot sei deshalb, situationsangepasst zu reagieren. Wie lange die nun verlautbarten strikten Regelungen gelten werden, sei noch nicht abschätzbar, sagt Benka. Es gelte, den richtigen Zeitpunkt für die Lockerung zu finden.

Benkas Arbeitstage dauern derzeit 15 Stunden. Sozialkontakte einzuschränken falle ihm daher leicht, weil er abseits von der Arbeit ohnehin zu nichts komme.

Kampf gegen Tuberkulose und HIV

Nach seinem Medizinstudium in Wien absolvierte der gebürtige Oberösterreicher einen Master in International Health in Berlin und war danach fünf Jahre lang bei Ärzte ohne Grenzen tätig, wo er unter anderem nach Kenia, Indien und Paraguay reiste. Seit 2015 arbeitet er im Ministerium. Normalerweise hat seine Abteilung mit Krankheiten wie Tuberkulose, Hepatitis und HIV zu tun. Benka fungiert außerdem als Schnittstelle zur Weltgesundheitsorganisation WHO und zur europäischen Behörde ECDC, wo er auch im Managementboard sitzt.

Klug, bescheiden, beliebt. So beschreiben Benka seine Kollegen. In seiner Freizeit ist er viel in der Natur – zum Klettern oder um Skitouren zu gehen. Gerne hört er auch Podcasts. Derzeit etwa das tägliche Corona-Update seines deutschen Kollegen Christian Drosten auf NDR Info. Als dieser dort einmal die Maßnahmen Österreichs lobte – konkret ging es um Schulschließungen –, freute sich Benka besonders. Doch auch hier fiel die Reaktion bescheiden aus. "Nice", antwortete er kurz und knapp der Pressesprecherin, die ihm das erzählt hatte. (Rosa Winkler-Hermaden, 16.3.2020)