Donald Trump: Mitten in der Coronaviruskrise damit beschäftigt der Presse "Fake News" vorzuhalten.

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Es war einer der zentralen Punkte in einer vergangenen Freitag abgehaltenen Pressekonferenz von US-Präsident Donald Trump: Google werde nicht nur ein umfassendes Infoportal zum Coronavirus bauen, über diese Seite sollen US-Bürger dann auch selbst überprüfen können, ob die Symptome bei ihnen auf eine entsprechende Erkrankung hinweisen. Ist dies der Fall, soll die Google-Seite dann auch gleich Termine für Tests vergeben.

Realität trifft Versprechen

Klingt nach einer äußerst nützlichen Seite, die Angelegenheit hat nur einen klitzekleinen Haken: Google wurde von Trumps Versprechen offenbar komplett unvorbereitet getroffen. Mehrere US-Medien versuchten infolge bei der Pressestelle von Google herauszufinden, was konkret geplant ist. Als Reaktion gab es offiziell nur Schweigen, während unter der Hand aus dem Unternehmen zu hören war, dass Trump offenbar einige Dinge vermischt und falsch verstanden habe.

Eine Spurensuche von "The Verge" verweist darauf, dass Trump-Schwiegersohn und Berater des Weißen Haus, Jared Kushner, eine entscheidende Rolle bei all dem gespielt haben soll. Dieser soll mit Google-Verantwortlichen über deren Pläne gesprochen haben. Dabei wurde er offenbar über drei verschiedene Projekte informiert, die er dann zu einem gemeinsam Fantasieportal zusammengebaut hat.

Hintergrund

So hatte zwar nicht Google aber zumindest dessen Schwesterfirma Verily tatsächlich von Anfang an vor, eine Seite zu bauen, über die Betroffene eine Symptomabklärung vornehmen können. Allerdings war das Projekt zu dem Zeitpunkt als Trump es öffentlich machte erst in einer frühen Planungsphase, und zudem nie für die gesamten USA gedacht. Langsam wollte man mit einer Testphase in der Bay Area rund um San Francisco beginnen. Google selbst hingegen arbeitet derzeit tatsächlich an einem Infoportal, wo sich die Nutzer informieren können. Zudem informiert das Unternehmen schon seit Tagen über seine Suche aber auch andere Plattformen wie Youtube gezielt über Schutzmaßnahmen und Hintergründe.

Mit jener Webseite, die auf der Trump-Pressekonferenz sogar anhand eines Diagramms vorgezeigt wurde, hatte das hingegen nichts zu tun. Das ist auch nicht weiter überraschend, soll die Grafik doch auch nicht von Google sondern von Kushner stammen. Was die gesamte Angelegenheit noch seltsamer macht, ist dass eine Firma namens "Oscar Health" am Freitag eine Seite ankündigte, die den Versprechungen schon näher kam, da sie zumindest bei der Suche nach Testcentern hilft. Einer der Hauptinvestoren bei Oscar Health: Joshua Kushner, Bruder von Jared.

1.700 Mitarbeiter?

Und dann wäre da noch ein weiteres Detail: Nämlich Trumps Behauptung, dass bereits 1.700 Google-Mitarbeiter an der betreffenden Webseite arbeiten würde. Eine Aussage, die schnell für Verblüffung sorgte, nicht zuletzt weil Verily selbst nicht einmal annähernd diese Anzahl an Angestellten hat. Und tatsächlich hat auch hier die Trump-Administration etwas missverstanden: Bei den 1.700 Personen handelt es sich lediglich um die Zahl an Google-Mitarbeitern, die sich zuvor in einem internen Dokument eingetragen hatte, um zu signalisieren, dass sie bereit wären, bei Projekten zur Aufklärung rund um den Coronavirus zu helfen – mit der behaupteten Webseite hatte dies gar nichts zu tun.

Bei Google und Verily scheint die Trump-Ankündigung jedenfalls für einige Aufregung gesorgt zu haben. Während man sich nach außen zunächst in Zurückhaltung übte, schoben die Angestellten der beiden Unternehmen über das Wochenende Überstunden, um so schnell wie möglich eine Webseite zur Erstabklärung zusammenzuzimmern. Dies wohl aus der Überlegung, hier Verantwortung zu übernehmen, da weite Teile der Öffentlichkeit nun ein eben solches Projekt von Google erwarteten.

Umsetzung

Seit Sonntagabend gibt es diese Seite nun also tatsächlich – zumindest was den Teil mit der Symptomabklärung betrifft. Vorerst befindet sich das Ganze aber noch in einer frühen Testphase, die regional auf die Bay Area beschränkt bleibt. Entwickelt wurde das Projekt in Kooperation mit lokalen Behörden in Kalifornien. Wann und ob das Programm auf andere Regionen ausgedehnt wird, ist dabei noch unklar. Öffentlich hat hingegen Google am Sonntag die Pläne für ein Infoportal gemacht, dieses soll noch am Montag starten und international verfügbar sein.

Nachtreten

Auf diese Entwicklungen reagiert der US-Präsident, wie man es von ihm gewohnt ist: Über das Wochenende war er damit beschäftigt, Medien die über das Chaos im Hintergrund berichteten, mit "Fake News"-Vorwürfen einzudecken, und hielt dabei gar ausgedruckte Tweets der Presseabteilung von Google in die Kameras. Doch damit nicht genug, behauptet Trump, dass sich Google-Chef Sundar Pichai persönlich bei ihm gemeldet hat, um sich für die Vorgänge zu entschuldigen. Bei Google wollte man diese Behauptungen nicht kommentieren. (Andreas Proschofsky, 16.3.2020)