Seit Tagen warten tausende Migranten an der griechisch-türkischen Grenze auf ihre Chance, in die EU einzureisen – was griechische Grenzbeamte verhindern. Montagfrüh griff die griechische Küstenwache rund 200 Migranten vor der Insel Kea auf. Ihr Kleinfrachter war vor dem Hafen der Insel wegen stürmischer Winde auf Grund gelaufen. Zuvor hatten Schlepper mit einem Schlauchboot das Boot verlassen, berichtete der Sender ERT unter Berufung auf die Küstenwache.

Die Migranten waren nach Informationen aus Kreisen der Küstenwache von der türkischen Ägäisküste gestartet. Sie seien auf dem Weg nach Italien gewesen, um nicht in Griechenland bleiben zu müssen. Denn Griechenland hat das Asylverfahren für Migranten, die seit dem 1. März aus der Türkei kommen, ausgesetzt. Das gilt zunächst für einen Monat. Alle angekommenen Migranten werden seitdem in geschlossenen Lagern festgehalten, um sie später auszuweisen.

Maßnahme als Reaktion auf Türkei

Athen hatte diese Maßnahme getroffen, nachdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Ende Februar die Grenze zur EU für offen erklärt hatte. Tausende Migranten hatten sich daraufhin auf den Weg Richtung Griechenland gemacht.

Die griechischen Sicherheitskräfte konnten bisher – auch unter Einsatz von Tränengas und Blendgranaten – die meisten Menschen daran hindern, in die EU zu kommen. Das kritisieren Hilfsorganisationen. Beamte der EU-Grenzagentur Frontex unterstützen die griechischen Sicherheitskräfte.

Dramatische Lage

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wies unterdessen auf die dramatische Lage in den Lagern in Griechenland und an der griechisch-türkischen Grenze hin. "Die Kinder, Frauen und Männer leben dort unter schwierigsten Bedingungen", sagte Steinmeier am Montag zu t-online.de. Die geplante Aufnahme von 1.600 Minderjährigen in Deutschland und weiteren EU-Staaten sei unter diesen Umständen "das Mindeste, was wir tun können".

Er sei sehr froh, dass die beteiligten EU-Staaten hier ein Zeichen setzen, sagte Steinmeier. "Gleichzeitig können wir nicht auf den Schutz der EU-Außengrenzen, auch den Schutz vor unkontrollierten Grenzübertritten verzichten", betonte er. Angesichts des türkischen Vorgehens fügte er hinzu: "Europa darf sich nicht erpressen lassen von einer zynischen Politik, die tausende Menschen absichtlich in eine Sackgasse schickt." (red, 16.3.2020)