Kapstadt hat kaum mehr Touristen.

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Dementsprechend wenig los ist auch am International Airport von Kapstadt.

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Obwohl das Kap der Guten Hoffnung bislang "nur" 61 Fälle der Viruserkrankung gemeldet hat, rief Staatspräsident Cyril Ramaphosa am Sonntagabend einen Notstand über das Land aus und erklärte ein Einreiseverbot für Reisende aus dem von der Pandemie besonders betroffenen Staaten Italien, Iran, Südkorea, Deutschland, Spanien, USA und Großbritannien. Auch Einreisewillige, die in den vergangenen drei Wochen ein Land mit hohem Corona-Risiko aufgesucht haben, sollen abgewiesen werden, gab Ramaphosa bekannt.

Noch radikaler will Kenia gegen die Bedrohung vorgehen: Der ostafrikanische Staat wird in den nächsten 30 Tagen keinen Besucher aus einem der weit über 100 Ländern der Welt mit bestätigten Corona-Fällen einreisen lassen. In Kenia wurde bislang erst ein einziger Fall der Infektionskrankheit registriert.

In Südafrika ordnete die Regierung außerdem die Schließung von drei Vierteln aller Grenzstationen des Landes und zwei der acht Häfen an. Ferner sollen sich alle Reisenden aus Hochrisikostaaten, die seit Mitte Februar ins Land eingereist sind, testen lassen.

Beginn einer gefährlichen Phase

Niemals seit der Demokratisierung des ehemaligen Apartheidstaats vor 26 Jahren sei das Land mit einer "ähnlich schweren Herausforderung" konfrontiert gewesen, sagte Ramaphosa. Während bis zum Wochenende noch jeder einzelne Ansteckungsfall in Südafrika auf Reisende aus Europa oder den USA zurückgeführt werden konnte, wurde am Sonntag erstmals auch die Infizierung eines Südafrikaners gemeldet, der sich nicht im Ausland aufgehalten hatte. Für Epidemiologen kommt das einer neuen, gefährlicheren Phase der Pandemie gleich.

Neben den Einreiseverboten verfügte die südafrikanische Regierung auch zahlreiche Maßnahmen, die vor allem eigene Staatsbürger betreffen. So werden ab Mittwoch sämtliche Schulen geschlossen und alle öffentlichen Versammlungen von mehr als 100 Menschen untersagt.

Einschneidende Reisebeschränkungen

Der Präsident rief die Bevölkerung auf, möglichst nicht zu reisen: Auch alle nicht unbedingt nötigen Reisen staatlicher Bediensteter sollen abgesagt werden. Alle Südafrikaner wurden schließlich aufgefordert, von Reisen nach Europa und in andere Hochrisikoregionen Abstand zu nehmen. Obwohl die bestätigten Corona-Fälle auf dem afrikanischen Kontinent mit gut 200 Infizierten noch äußerst gering sind, haben auch andere Staaten wie Ruanda, Ghana, Marokko und Namibia einschneidende Reisebeschränkungen verhängt. Afrikas Regierungen sind besorgt, dass eine Verbreitung des Virus unter den auf dem Kontinent herrschenden Bedingungen katastrophale Folgen haben könnten.

Vor allem werden in diesem Zusammenhang die Schwächung des Immunsystems zahlreicher HIV-positiver Afrikaner, die schlechte Gesundheitsfürsorge und die hygienischen Zustände in Slums oder abgelegenen ländlichen Gebieten ohne Wasserversorgung genannt. Experten befürchten, dass sich die Pandemie in Afrika weit schneller als in anderen Erdteilen ausbreiten könnte. Die drastischen Reisebeschränkungen afrikanischer Regierung werden die Folgen der Pandemie auf die Volkswirtschaften noch weiter verschlimmern. Afrika erwirtschaftet fast zehn Prozent seines Bruttoinlandprodukts durch den Tourismus: In besonders attraktiven Staaten wie Kenia, Ägypten, Südafrika und Namibia ist der Prozentsatz noch höher.

Stornierungen im Tourismussektor

Zumindest in den kommenden Wochen wird der afrikanische Tourismussektor völlig zusammenbrechen: Schon jetzt klagen südafrikanische Unternehmen über unzählige Stornierungen. In Kapstadt wurden auch große Veranstaltungen wie der Zwei-Ozeane-Marathon, das Radrennen Cape Epic und das internationale Jazzfestival abgesagt. Die Corona-Pandemie werde schließlich besiegt werden, gab sich Präsident Ramaphosa überzeugt: "Aber es liegt an uns zu bestimmen, wie schwer sie ausfällt, wie lange sie dauert und wie schnell wir uns wieder erholen werden." (Johannes Dieterich, 16.3.2020)