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San Francisco – Richard Sherman war mehr als enttäuscht. "Die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Männer ist der wichtigste Aspekt. Es gibt dafür kein Preisschild", schrieb der Football-Star bei Twitter und machte seinem Ärger über den neuen Tarifvertrag der US-Profiliga NFL Luft. Der Cornerback von den San Francisco 49ers gehört zu einer ganzen Reihe von prominenten Gegnern der Vereinbarung, die am Montag mit ganz knapper Mehrheit in Kraft trat.

Bei der von der Spielergewerkschaft NFLPA durchgeführten Abstimmung sprachen sich 1019 Spieler dafür aus, 959 stimmten dagegen. Die Besitzer der 32 Teams hatten die Vereinbarung, die bis 2030 gilt, bereits im Februar abgenickt. Hauptstreitpunkt war die Erhöhung der Spielanzahl in der regulären Saison. Ab 2021 werden die Teams nicht mehr 16, sondern 17 Partien vor den Play-offs absolvieren.

Rodgers und Sherman dagegen

"Für mich war die Anzahl der Spiele nie verhandelbar. Die Eigentümer haben klar gemacht, dass das 17. Spiel als Gegenleistung für die Einkommenserhöhungen zu verstehen ist. Daher habe ich mit Nein gestimmt", stellte Quarterback Aaron Rodgers von den Green Bay Packers klar. Auch Sherman lehnt das Papier ab: "Wir haben versucht, etwas Besseres zu erreichen. Wir sind gescheitert."

Dabei werden die Spieler durchaus mehr als zuvor von den Einnahmen profitieren. Ab diesem Jahr erhalten sie einen höheren Anteil an den Liga-Einkünften (47 Prozent), 2021 steigt die Zahl auf mindestens 48 Prozent. Abhängig vom Volumen der neuen TV-Verträge kann sich der Anteil noch einmal um 0,5 bis 0,8 Prozentpunkte erhöhen.

Für Russell Wilson reicht das dennoch nicht aus. "Die NBA und die MLB machen es richtig. Die Spieler stehen an erster Stelle. Wir NFL-Spieler verdienen es, genauso behandelt zu werden", so der Spielmacher der Seattle Seahawks. In der NBA und in der MLB gehen 50 bzw. 52 Prozent der Einnahmen an die Spieler.

Brady zufrieden

Tom Brady hingegen lobte DeMaurice Smith, den Vorsitzenden der Spielergewerkschaft NFLPA. "Gut gemacht, De", schrieb der Star-Quarterback auf Twitter. Am meisten von der Reform profitieren werden wohl die Profis, die derzeit das Mindestgehalt beziehen. Ab sofort gibt es 20 Prozent mehr. Das betrifft knapp zwei Drittel aller Spieler. Außerdem gibt es insgesamt mehr Stellen, die Kadergröße steigt von 53 auf 55.

Auch die Abschaffung der automatischen Sperre bei positiven Marihuanatests dürfte auf Gegenliebe stoßen. Der Testzeitraum wird auf die ersten beiden Wochen im Trainingscamp reduziert. Statt einer Bestrafung ist ein Hilfsangebot vorgesehen. Ein positiver Test wird künftig von einer Mediziner-Kommission geprüft, diese entscheidet, ob der Spieler eine Behandlung benötigt.

Zwei zusätzliche Playoffteams

Der Vertrag beinhaltet auch eine Aufstockung der Play-off-Teilnehmer um zwei Mannschaften auf 14 bereits zur kommenden Saison, die am Mittwoch wie geplant beginnt. Das Transferfenster öffnet am Montag, ungeachtet der Coronakrise. Die Liga ist der Ansicht, dass Vertragsverhandlungen auch ohne persönlichen Kontakt geführt werden können.

Alle anderen Aktivitäten wie Meetings, Scouting, etc. sind allerdings zunächst gestrichen. Die ersten Workouts stehen für April auf dem Programm, ob diese stattfinden ist ebenso ungewiss wie die Durchführung der jährlichen Talenteverteilung.

Der Draft ist für den 23. bis 25. April in Las Vegas geplant. Anders als die anderen großen Profiligen, die ihre Saisons unterbrechen mussten, beginnt der erste Spieltag der NFL erst am 10. September. (sid, 16.3.2020)