"Das entschleunigt sich von selbst": Wolfgang Fellner über Sport, Society, Kultur in Zeiten von Corona.

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Die Fellner-Mediengruppe um "Österreich" und die "Oe24"-Medien hat am Montag intern Kurzarbeit ausgerufen. Vorerst würden 50 Prozent weniger Arbeitszeit intern gegenverrechnet mit alten Urlaubsrückständen, sagt Herausgeber Wolfgang Fellner auf STANDARD-Anfrage. In weiterer Folge plane man einen formellen Antrag auf Kurzarbeit.

Fellner erklärt die Maßnahme mit "massiven Anzeigeneinbrüchen" und andererseits mit Bedürfnissen der Mitarbeiter, ebenfalls Corona-bedingt, etwa in der Kinderbetreuung. Als Modell nannte er etwa je zwei Arbeitstage und zwei arbeitsfreie Tage.

"Durchwegs positives Feedback"

Die Belegschaft der Mediengruppe beziffert der Herausgeber und De-facto-Eigentümer mit 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Er habe den Mitarbeitern versichert, dass es keine Kündigungen gebe und auch keine geplant seien. Die Kurzarbeitsregelung solle dies ermöglichen, sagt Fellner. Er habe am Montag "durchwegs positives Feedback" wahrgenommen.

Fellner hat den Mitarbeitern nach eigenen Angaben am Montag erklärt, dass die nächsten Gehälter zum Monatsende voll bezahlt würden, bei Journalisten sind das laut deren Kollektivvertrag Vorauszahlungen für den nächsten Monat. Fellner: "Danach werden wir sehen, wie die Kurzarbeitsregelung ist und ob Adaptierungen notwendig sind."

  • Update 16.3.2020, 21:00: Journalistische Mitarbeiter aus der Mediengruppe Österreich widersprechen dieser Darstellung gegenüber dem STANDARD. Sie schildern die internen Ankündigungen zur Kurzarbeit so: Sie seien darüber informiert worden, dass Kurzarbeit mit 2020 mit den bestehenden Urlaubsansprüchen gegenverrechnet werde, bis alle Urlaubstage für dieses Jahr aufgebraucht seien. Danach solle das AMS einen Teil der durch Kurzarbeit entfallenden Arbeitszeit abgelten. Seien die Urlaubstage vor Monatsende verbraucht, würden sie nach den internen Ankündigungen nicht das volle Gehalt ausbezahlt bekommen. Redakteure erklären, sie seien in der MGÖ nicht nach dem Journalisten-KV angestellt.
  • Update 18.3.2020 09:00: Wolfgang Fellner erklärt dem STANDARD, dass es in seinem Haus zu keinem Zeitpunkt Thema gewesen sei, den aktuellen Urlaub anzugreifen, das wäre rechtlich auch nicht möglich. Inzwischen sei auch das im ersten Gespräch angesprochene Gegenrechnen mit alten Urlaubsansprüchen vom Tisch, das sei wenige Stunden später neu geregelt worden.
  • Update Regelung Kurzarbeit: Die Bedingung für Kurzarbeit, Alturlaub aufzubrauchen, soll inzwischen fallen, mehr unter diesem Link. In mehreren österreichischen Medienunternehmen werden Möglichkeiten der Kurzarbeit geprüft und diskutiert.

"Per se Kurzarbeit"

Ist die Kurzarbeit mit halbierter Arbeitszeit bei der bestehenden Besetzung möglich? Fellner bejaht das: Die Mannschaft sei durch Samstags- und Sonntagsdienst gewohnt, mit 30 Prozent der Werktagskapazität zu produzieren.

Ressorts wie Sport, Kultur oder Society seien schon jetzt "per se in Kurzarbeit", sagt Fellner – mangels Bewerben und Veranstaltungen. Viele Mutationen – inhaltliche Aktualisierungen nach dem ersten Andruck einer Zeitung – fielen dadurch weg, und ebenso dafür nötige Abenddienste. "Das entschleunigt sich von allein", sagt Fellner.

Inseratenbedingt würden die Umfänge der Zeitung von geplanten 48 Seiten im März und April nun auf 32 oder auch nur 28 Seiten zurückgefahren.

"Uralteintrag" zu "Anwesenheitspflicht"

Am Wochenende kursierte in sozialen Medien ein Screenshot eines Outlook-Kalenders aus der Mediengruppe Österreich, der für ein Sales-Team "Anwesenheitspflicht" bei einer Besprechung vorsah. Fellner erklärt das als "Uralteintrag" aus Vor-Corona-Zeiten, man habe das "Missverständnis" intern längst ausgeräumt. Am Montag sei nur eine Person (aus dem betroffenen Team von fünf oder sechs Mitarbeitern) tatsächlich zu dem Treffen erschienen.

  • Update 17.3.2020 10:30: Informationen aus der MGÖ widersprechen dieser Darstellung. Die Einladung zur Sitzung am Montag wurde demnach am vergangenen Freitag um 12:35 Uhr mit dem Vermerk "Anwesenheitspflicht für Verkäufer" ausgesendet. Der Vermerk wurde später aus dem Termin entfernt. Laut einer Quelle nahmen an der Sitzung mehrere Mitarbeiter an der Sitzung am Montag teil.
  • Update 18.3.2020 9:00: Wolfgang Fellner erklärt, dass an dem Treffen nur ein Mitarbeiter des Sales-Teams teilgenommen habe, die übrigen Teilnehmer seien Mitglieder der Geschäftsleitung beziehungsweise des Sekretariats gewesen. (fid, 16.3.2020)