Ein Erfolgsgarant geht zur Sicherheit in Isolation: Der jüngste Bond-Film startet erst im November.

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Die Zahlen sprechen für sich: Mit mageren 55,3 Millionen Dollar verzeichneten die US-Kinos an diesem Wochenende das schlechteste Einspielergebnis seit zwei Jahrzehnten – damals im Jahr 2000.

In vielen anderen Ländern wie in Österreich blieben die Kinos bereits ab Samstag geschlossen. Die Auswirkungen von Covid-19 auf die Filmbranche sind enorm. Nicht nur in Frankreich, wo die Filmförderung des Landes vom Kinoticketverkauf direkt mitprofitiert (2019: 145 Millionen Euro).

Denn auch ohne solche Verquickungen sind die finanziellen Schäden gravierend. Indien, mit Bollywood eine Großmacht in Asien, hat am Montag die gesamte Produktion gestoppt. Der Hollywood Reporter hat unterdessen ausgerechnet, dass die Verluste der US-Industrie rund 15 Milliarden Euro betrügen, so die Krise bis Juni andauert.

Walt Disney Studios

Die Starts des neuen Bond-Films, No Time to Die, Disneys Realfilm-Remale Mulan, auch Ghostbusters: Legacy wurden verschoben. Disney hat zudem verlautbart, mehrere Drehs wie die Marvel-Adaption Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings sowie Little Mermaid abzusagen – die Kosten solcher kurzfristigen Zeitplanänderungen belaufen sich auf rund 300.000 Euro pro Tag.

Auch BBC, Amazon und Netflix haben Filme und Seriendrehs verschoben. Warner ebenso, darunter ein Elvis-Biopic, Hauptdarsteller Tom Hanks ist in Australien selbst am Virus erkrankt und befindet sich in Isolation. Täglich werden Filmfestivals von San Francisco bis Nyon abgesagt, nur Cannes, die wichtigste Plattform für internationales Kino, harrt noch aus und will sich mit seiner Entscheidung bis 15. April Zeit lassen.

Dramatischer Dominoeffekt

Während die großen Player in Hollywood die finanziellen Einschnitte wohl verkraften können, trifft es vor allem die kleinen, unabhängigen Produktionsfirmen besonders hart.

Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Filmproduzent (Amour fou) und Vorsitzender der Fachvertretung für Film- und Musikwirtschaft in der Wirtschaftskammer, spricht von einem dramatischen Dominoeffekt, der alle Bereiche, von den Kinos über die Produktionsfirmen bis zu den Kreativen trifft.

Mit der Schließung der Kinos fallen erfolgreich laufende heimische Filme wie Dohnal mitten in der Auswertung aus dem Programm. Vorerst bleibt ungewiss, ob sie danach überhaupt wieder ins Kino kommen. Wie bei kleineren Theatern fragt man sich, wie die Arthouse-Kinos die Einbußen überstehen, zumal man befürchtet, dass sich das Publikum auch nach Abklingen der Krise zögerlicher geben könnte. Mit der Absage der Diagonale, des Festivals des heimischen Films, hat sich ein weiteres wichtiges Tor zur Öffentlichkeit geschlossen.

Mehrere Drehs in Österreich abgesagt

Unterdessen wurden auch in Österreich Drehs wie jener von Kurdwin Ayubs Spielfilm Sonne, ein Landkrimi von Marie Kreutzer oder Sabine Derflingers TV-Zweiteiler Eau de Vie gestoppt. Selbst ein für Sommer anberaumter Spielfilmdreh für Dieter Berners Alma und Oskar (über Alma Mahler und Oskar Kokoschka) steht "on hold", weil die Teams nicht über die Grenzen kommen.

Die Regelungen von Kurzarbeit seien bei befristeten Verträgen besonders schwierig, sagt Dumreicher-Ivanceanu, Absagen zögen Kostenexplosionen nach sich, Versicherungen zahlten bei einer Pandemie nicht. Um Filmschaffende, ja Produktionsfirmen vor dem Ruin zu schützen, appelliert er dringend für die Schaffung eines eigenen Katastrophenfonds. Von der in Deutschland angedachten Lösung, dafür auch Mittel der Förderung umzustrukturieren, hält Dumreicher-Ivanceanu allerdings wenig: "Damit wird man das Problem nur in die nächsten Jahre verschieben." (Dominik Kamalzadeh, 17.3.2020)