Das muss man sich einmal vorstellen. Da stecken sich hunderte Menschen in Ischgl mit dem Coronavirus an, Touristen schleppen es mit in ihre Heimat, und dem schwarzen Tiroler Landesrat für Gesundheit Bernhard Tilg fällt am Montagabend in der "ZiB 2" dazu nichts anderes ein, als so oft wie möglich unterzubringen, dass die Behörden richtig agiert hätten. Wir lernen: Schuld haben immer die anderen. Zum Beispiel die ausländischen Medien, die den Eindruck erwecken würden, dass das Coronavirus in Ischgl entstanden sei, es wurde "leider auch in das Paznauntal hineingetragen".

Auch dafür, dass es möglich war, dass Touristen aus Quarantäne-Gebieten vor ihrer Abreise in die Heimat noch in Innsbruck in Hotels nächtigen konnten, seien nicht die Behörden zu kritisieren. Weil die, wie Tilg nicht müde wird zu wiederholen, "haben ja richtig agiert". Man habe mit ihnen mit Formularen vereinbart, dass sie "zügig durch Tirol und Österreich durchfahren" und sich daheim zwei Wochen in Quarantäne begeben. Auch in der zeitlichen Abfolge sei alles richtig passiert, sagt er noch. Wie berichtet, hat Island Ischgl schon am 5. März zum Risikogebiet erklärt, die Kitzlochbar wurde dann am 10. März geschlossen, die Skibetriebe waren auch am Wochenende noch geöffnet.

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"ZiB 2"-Moderator Armin Wolf bemühte sich, fragte nach – um immer wieder dieselbe Antwort zu bekommen: "Die Behörenden haben alles richtig gemacht." Und: Tirol habe ständig Maßnahmen getroffen, "die Gesamtvorgangsweise war richtig". Dieses Interview ist entlarvend und macht Angst, weil man den Eindruck bekommt, als sei Tilg der Ernst der Lage nicht bewusst. Wenn noch mehr Menschen wie er an den Hebeln sitzen, um uns durch diese Corona-Krise zu führen, dann Gute Nacht. Fehlerkultur geht anders, Krisenkommunikation auch. (Astrid Ebenführer, 17. 3.2020)