Der VW-Bus von 1950 ist der wahre Ahnherr der Großraumlimousinen, mit 4,29 m so lang wie heute ein Golf; den kleineren Fiat 600 Multipla (3,54 m) von 1956 könnte man ebenfalls erwähnen. Aber das, was man dann unter Van verstand, unter Minivan, geht auf das Konto von Chrysler und Renault. 1983 fuhr der Voyager vor, 1984 der Espace.

Gilt als erster Minivan: Chrysler Voyager, 1983.
Foto: Chrysler

Der Voyager lief sogar in Graz vom Band, 1991 bis 2007 wurden 619.000 Autos produziert, und für prosperierenden Absatz in Österreich ersannen die Bürokraten eine Lex Voyager, speziell auf seine Abmessungen zugeschnitten.

Renault folgte 1984 mit dem Espace. Trendauftakt.
Foto: Renault

Wo waren wir? 1983. Es dauerte dann eine gute Dekade, aber dann war der Trend da, der gleichzeitig den massiven Einbruch der unseligen Anglizismen in der Branche signalisierte. Sogleich fächerte der Trend auf, nach jenem Muster, den die SUVs dann nachvollzogen: erst die großen Gebinde, dann die kompakten, dann die kleinen und winzigen. Wer nicht mitmachte, sah bald alt aus – nicht ganz so alt wie bei den SUVs heute, weil Limos, Kombis und Fünftürer (Golf-Klasse) noch viel stärker waren, aber entziehen konnte sich kein Massenhersteller.

Und heute? Honda Jazz, Vankonzept-Kleinwagen.
Foto: Honda

Praktisch und gut

Was die Kunden so überzeugte, waren die praktischen Qualitäten. Bisher ungekannte Flexibilität, oft Schiebetüren, umklapp- und verschiebbare Rückbänke, Platz für bis zu sieben. Ein Kinderwagen war ebenso schnell verstaut wie die Gerätschaft der Freizeitgesellschaft, vom Surfbrett bis zum Mountainbike bewarb die Zunft ihre Mini-, Kompakt-, Mikrovans. Die Klientel ist heute, wenn nicht zum SUV, abgewandert zu den robusten Kastenwagen à la Renault Kangoo und VW Caddy...

Premium-Kompaktvans: BMW 2er Active Tourer...
Foto: BMW

Besonders die Franzosen hatten einen exzellenten Ruf, es punkteten aber auch Deutsche, Japaner, Koreaner, und apropos Franzosen: Sie setzten so lange auf den Van, dass der SUV-Zug fast ohne sie abgefahren wäre. Immerhin konnte Renault sich bei Nissan bedienen (Kadjar, vom Qashqai abgeleitet), flaggte eine Etage drunter den Van Modus auf Fronantriebs-SUV um (Captur), oben der Espace wurde ebenfalls behutsam und klug aus der Van-Falle herausmanövriert. Und PSA bediente sich zunächst der Kooperation mit Mitsubishi, etikettierte dann die Vans 3008 und 5008 konsequent mit dem Zusatz SUV in die gewünschte Richtung um, beide sind aber Fronttriebler (außer: Plug-in-Hybrid).

...und Mercedes B-Klasse. Hören ungern auf "Van".
Foto: Stockinger

Wie reichhaltig das Van-Angebot einst war, zeigt ein Blick ins Jahr 2000 (Auswahl): Chrysler PT Cruiser und Voyager. Citroën Xsara Picasso, Evasion (Schwestermodelle: Peugeot 806, Fiat Ulysse, Lancia Zeta). Fiat Multipla und eben Ulysse. Ford Galaxy. Honda Odyssey. Hyundai Trajet. Kia Carnival. Lancia Zeta. Mazda Demio, Premacy, MPV. Mitsubishi Space Star, Space Runner, Space Wagon. Opel Agila, Zafira. Peugeot 806. Porsche 911 Carrera-Van (reingefallen!). Renault Twingo, Scénic, Espace. Seat Alhambra. Suzuki Wagon R+. Toyota Yaris Verso, Picnic, Previa. VW Sharan.

Seat Alhambra (Bild) und VW Sharan, baugleich.
Foto: Stockinger

2010: Chrysler PT Cruiser, Voyager. Citroën C3 Picasso, Xsara Picasso, C8 (baugleich: Peugeot 807, Fiat Ulysse, Lancia Phedra). Daihatsu Materia. Dodge Caliber, Journey. Fiat Idea, Seidici, Multipla, Ford Fusion, C-Max, S-Max, Galaxy. Honda Jazz. Hyundai ix20. Kia Venga, Carens, Carnival. Lancia Musa, Phedra. Mazda5. Mercedes B- und R-Klasse. Mini Clubman (okay, etwas weit hergeholt). Mitsubishi Grandis. Nissan Cube. Opel Agila, Meriva, Zafira. Peugeot 3008, 5008, 807. Renault Modus, Scénic / Gran Scénic, Espace. Seat Altea, Alhambra. Škoda Roomster. Toyota Vero S, Verso. VW Golf Plus, Touran, Sharan.

Fords letzte Vans heißen S-Max (Bild) und Galaxy.
Foto: Stockinger

Und heute? Mit Verrenkungen kriegt man noch zusammen: BMW 2er Active und Grand Tourer. Citroën (Grand) C4 Spacetourer. Dacia Lodgy. Fiat 500L, 500L Living. Ford S-Max, Galaxy (B- und C-Max sind schon Geschichte). Honda Jazz. Mercedes B-Klasse. Mini Clubman. Renault (Grand) Scénic, Espace. Seat Alhambra (läuft wie der Sharan wohl früh 2023 aus). VW Golf Sportsvan (endet), Touran (bis ’23), Sharan. Vanfreie Zonen: Hyundai, Kia, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Opel, Peugeot, Škoda, Toyota. Was vom Van übrigblieb... (Andreas Stockinger, 25.03.2020)