Die digitale Tafel fördert den lehrerzentrierten Unterricht. In Volksschulen bewährt sie sich, weil sie den Kindern die Orientierung und das Mitkommen erleichtert.

Foto: Lisa Kogelnik

Luigi, der Pizzalieferant, ist wieder unterwegs. Er steht bei Nummer 18 und soll zu Nummer 21 fahren. Wie viele Punkte am Lineal muss er noch passieren? "Es sind zwei!", "Es ist einer!" – die Kinder in der zweiten Klasse der Volksschule Parsch in Salzburg scherzen. Ihre Lehrerin Claudia Just zeigt gerade her, was ihre Tafel kann. Jetzt fehlt noch einer, und dann ist Luigi bei Nummer 21 angekommen. Zwei plus eins ist drei, die gesuchte Zahl ist also drei.

Volksschullehrerin Just arbeitet seit fast schon zehn Jahren mit einem sogenannten Smartboard. Das ist eine interaktive Tafel mit Touchfunktion, die sie an ihren Laptop anschließen kann und die eine Verbindung zum Internet hat. Sie kann damit Schulbuchseiten projizieren, Videos abspielen, interaktive Spiele mit den Schülern spielen, aber auch einfach schreiben wie auf einer normalen, grünen Tafel. Das Spiel mit Luigis rotem Auto hat sie für ihre interaktive Tafel selbst erstellt, um die Schüler die Zehnerschritte beim Rechnen zu lehren.

Buchseite an der Tafel

"Meine Schüler sind begeistert. Ich habe das Gefühl, dass sie mit dieser Tafel aufmerksamer sind. Sie verlieren auch die Angst davor, an die Tafel zukommen, weil es ihnen mehr Spaß macht", sagt Just. Eine große Erleichterung sei auch die Projektion der Buchseiten an die Tafel. "Die Kinder können sich so viel besser orientieren."

Letztens wollten Justs Schüler wissen, was eigentlich ein Wecker ist. Die Lehrerin hat die Google-Suche gestartet und einen analogen Wecker gesucht. "Ah, ich glaube, mein Opa hat noch so was", hat ein Kind gesagt. Just meint: "Es ist einfach praktisch, weil man alles sofort herzeigen kann."

5.000 bis 6.000 Euro pro Stück

An der Volksschule Parsch im Zentrum der Stadt Salzburg sind mittlerweile alle Klassen mit einem Smartboard ausgestattet. Nur eine Lehrerin hat auch ihre grüne Tafel behalten. "Die zeichnet so gerne", sagt Direktorin Martina Fantl und lacht. Bereits 2011 hat sie für ihre Schule das erste Smartboard zum Einstand als Schulleiterin bekommen. Seither "sammelt" sie die digitalen Tafeln. Zum fünfzigjährigen Bestand der Schule hat sie sich eine vom Schulamt gewünscht. Und das freie Budget der Schule hat sie gespart, um die Schule nach und nach damit auszustatten. Ein Smartboard koste sie immerhin 5.000 bis 6.000 Euro, sagt Fantl.

Im Rahmen der IT-Infrastrukturerhebung hat das Bildungsministerium 2016 die Ausstattung der Schulen mit interaktiven Whiteboards erhoben: Rund vierzig Prozent der Bundesschulen und rund dreißig Prozent der Pflichtschulen waren damals mit Whiteboards ausgestattet. Das Ministerium geht davon aus, dass die Zahl aktuell aber schon viel höher ist. Neue Daten dazu soll es noch heuer im Sommer geben.

Bessere digitale Kompetenz der Lehrer

So vollends begeistert von Smartboards wie die Lehrerinnen und Lehrer an der Volksschule Parsch ist Andreas Riepl nicht. Er ist Leiter des National Competence Center E-Education Austria und somit zuständig für die Einführung digitaler und informatischer Kompetenzen an Österreichs Schulen. Ein großer Teil seiner Arbeit ist auch die Fortbildung von Pädagogen. "Das Smartboard verbessert vor allem die digitale Kompetenz der Lehrer", sagt Riepl. "Aber es ist nicht die Rettung." Schließlich fokussiere sich mit dem Smartboard alles auf einen lehrerzentrierten Unterricht an der Tafel – eine eher antiquierte Unterrichtsform.

Kreide und Tafel schneller

Auch zwei Lehrerinnen an Neuen Mittelschulen in Salzburg und Oberösterreich berichten dem STANDARD vor allem von Problemen mit Smartboards. Die Einstellung dauere lange, oft funktioniere etwas nicht, und dann sei die halbe Unterrichtsstunde auch schon wieder vorbei, erzählen beide unabhängig voneinander. Da sei man mit Kreide und Tafel wesentlich schneller.

Direktorin Fantl kann die Kritik nachvollziehen. "An den Volksschulen funktioniert das besser. Die Lehrerinnen sind den ganzen Tag im selben Raum. Da wird das Smartboard in der Früh eingeschaltet und läuft den ganzen Vormittag." Die Kenntnisse verfestigten sich dadurch beim Lehrpersonal viel schneller.

Auch Riepl von E-Education Austria weiß, dass Smartboards vor allem an Volksschulen eingesetzt werden. "Das Gleiche gilt für Tablets", sagt er. In der Sekundarstufe zwei – also für Schüler ab 15 Jahren – spielten Smartboards überhaupt keine Rolle mehr. Besser seien Laptops für die Schülerinnen und Schüler, mit denen sie selbstständig an Aufgaben arbeiten können. (Lisa Kogelnik, 17.3.2020)