Hamsterkäufe gab es am Dienstag unter anderem in Kalifornien.

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Washington – Auf einer Skala von eins bis zehn würde US-Präsident Donald Trump seine Leistung im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 mit zehn bewerten – der Bestnote also. Das teilte er am Montagabend bei einer Pressekonferenz mit, bei der er auch auf die Kritik an seinem Krisenmanagement einging: Man habe es mit einem "unsichtbaren Feind" zu tun, von dem "vor einem Monat noch niemand geredet hat". Dieser sei "aus dem Nichts" gekommen.

Vor einem Monat, freilich, stand die Zahl der Infektionen in der chinesischen Provinz Hubei bei 70.548 Fällen, jene der Toten bei 1.770. Trump selbst wurde nachweislich bereits bei seinem Besuch beim Wirtschaftsforum in Davos vor knapp zwei Monaten dazu befragt. Damals sagte er, die Sache sei "völlig unter Kontrolle" – wie bei zahlreichen Gelegenheiten später auch, als er seinen Gegnern vorwarf, die Gefahren durch Covid-19 herunterzuspielen, um ihm so zu schaden.

Mittlerweile ist das offenkundig nicht mehr der Fall. die Infektionszahlen in den USA stehen bei offiziell ermittelten 5.243 Erkrankten und 94 Toten. Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt und sich das Virus mittlerweile in zahlreichen Bundesstaaten unkontrolliert und unbemerkt vermehrt. Zudem hat die Angst vor den Auswirkungen der Pandemie zu massiven Kursverlusten auch an der New Yorker Börse geführt. Vor allem auch deshalb ist Trump aufgeschreckt, er fürchtet um seine Wiederwahl im kommenden Herbst.

Die US-Regierung hat womöglich auch mit Blick darauf spät reagiert. Noch vor etwas mehr als einer Woche scherzte Trump, die Krise habe auch gute Seiten, die Menschen würden ihr Geld nun in den USA ausgeben. Erst kürzlich wurden nun erste Sperrbezirke eröffnet und in einigen Bundesstaaten und Gebieten die Schulen geschlossen, am Freitag rief er den nationalen Notstand aus. Die Einreise aus Europa wurde gestoppt, von Covid-19 spricht der US-Präsident als "chinesischem Virus". Berichte, wonach Trump versucht habe, sich um eine Milliarde Euro exklusiv einen in Europa entwickelten möglichen Impfstoff zu sichern, hat er selbst mittlerweile dementiert. Die Firma hatte das Angebot zuvor auch zurückgewiesen.

Langsame Reaktion

Am Montagabend sprach Trump die Empfehlung aus, auf Reisen, Bar- und Restaurantbesuche zu verzichten und Gruppen mit mehr als fünf bis zehn Menschen zu meiden. Mehrere Großveranstaltungen wurden abgesagt, außerdem Vorwahlen zur US-Präsidentenwahl, zuletzt die für Dienstag geplante in Ohio. Anderswo wird aber weiter gewählt: In Arizona, Florida und Illinois entscheiden Demokratinnen und Demokraten am Dienstag zwischen den beiden Bewerbern Joe Biden und Bernie Sanders. Beide haben Trump massiv für seine langsame Reaktion kritisiert – aber auch dafür, dass er jahrelang Gelder der Gesundheitsbehörden gestutzt und eine speziellen Anti-Seuchen-Stelle geschlossen hat.

Wegen möglicher Restaurant-, Betriebs- und Werkschließungen bangen zudem viele US-Amerikanerinnen und -Amerikaner um ihr Auslangen. Der Kongress hat daher vor wenigen Tagen ein von beiden Parteien getragenes Hilfspaket geschnürt, Trump hat angekündigt, noch nachbessern zu wollen. Auch soll es Geld für Tests und die medizinische Betreuung geben. Ersteres wurde kürzlich bereits zu einem unentgeltlichen Angebot umgewandelt. Vorerst kam es aus Sorge vor den Entwicklungen der nächsten Wochen in zahlreichen Bundesstaaten zu Hamsterkäufen. Entsprechende Berichte gab es unter anderem aus New York, aber auch aus Kalifornien. Beide Bundesstaaten, die durch ihre Großstädte als besonders gefährdet gelten, haben bereits zahlreiche Corona-Fälle registriert. (mesc, 17.3.2020)