Der dieser Tage fast menschenleere Stephansplatz im Herzen Wiens.

Foto: imago images/viennaslide

Dienstagfrüh wurde der erste Todesfall einer an Covid-19 erkrankten unter 50-Jährigen öffentlich bekannt. Eine 48-Jährige wurde in ihrer Wohnung in Wien bereits Sonntagfrüh von Familienangehörigen aufgefunden. "Sie hatte zu diesem Zeitpunkt keine Atmung mehr gehabt", sagte Andreas Huber, Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt Wien, dem STANDARD.

Die Frau befand sich nach einem positiven Test auf das Coronavirus gemeinsam mit zwei weiteren Familienangehörigen in häuslicher Quarantäne. Weil die genaue Todesursache noch nicht feststeht, wird sie aktuell nicht als viertes österreichisches Coronavirus-Todesopfer geführt. Das Ergebnis der Obduktion soll am Mittwoch oder spätestens Donnerstag vorliegen.

Abgeklärt wird zudem, ob die 48-Jährige auch Vorerkrankungen hatte. Am Dienstag gab es informelle Auskünfte, wonach die Frau auch abseits des Coronavirus nicht ganz gesund gewesen sei. Huber sagte dazu: "Wenn sie eine Spitalversorgung notwendig gehabt hätte, wäre sie auch in einem Spital gewesen."

Personen, die auf Covid-19 getestet werden, bleiben grundsätzlich in häuslicher Quarantäne, sofern sie sich gut fühlen. Laut Andreas Huber fordert die Gesundheitsbehörde dann täglich ein Update über den Gesundheitszustand (Fieber, Husten etc.) an. Die Übermittlung dieser Daten passiert per App oder telefonisch. Betreut wird die Nummer, die nur an Covid-19-Patienten weitergegeben wird, von der Stadt Wien. "Wenn sich der Zustand verschlechtern sollte, werden Maßnahmen gesetzt", so ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Vulnerable Gruppen

Die bisherigen drei bestätigten Coronavirus-Todesfälle in Österreich waren über 65 Jahre alt und zählten somit zur Hochrisiko-Gruppe. Zudem litten sie an Vorerkrankungen. Zuletzt starb am Montag eine Bewohnerin eines Altersheims im steirischen Hartberg in einem Akutspital.

Laut Medizinern zählen Diabetiker, Personen mit Kurzatmigkeit, schwere Raucher oder auch schwer übergewichtige Personen zur vulnerablen Gruppe.

Laut Stadt Wien nahmen die Anrufe unter 1450 zur Abklärung bei Coronavirus-Verdacht samt Symptomen massiv zu: Alleine am Montag wurden fast 16.800 Anrufe registriert. Dem gegenüber wurde bekannt gegeben, dass der Ärztefunkdienst seit 28. Februar rund 1.700 Testungen insgesamt durch mobile Test-Teams durchgeführt hat.

Mit Stand 15 Uhr gab es am Dienstag in ganz Österreich 1.332 positive Tests, gab Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Nachmittag bekannt. Man konnte aber bisher vermeiden, dass viele ältere Menschen erkranken. Die meisten Erkrankten seien jünger als in Italien. Das gelte es zu bewahren. Es sei wichtig, dass sich die Österreicherinnen und Österreicher weiterhin an die Maßnahmen halten.

Auswirkungen noch offen

Eine weitere umfassende Verschärfung der Maßnahmen ist derzeit nicht geplant, sagten Anschober und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). Eine Nachjustierung sei freilich nicht ausgeschlossen. Die Ausgangsbeschränkungen seien bislang gut eingehalten worden. Ob sich die bisher getroffenen Maßnahmen auf die Zunahme der Covid-19-Fälle auswirken, könne man in acht bis zehn Tagen sehen. (David Krutzler, Oona Kroisleitner, 17.3.2020)