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Foto: reuters/segar

Es ist die größte Bombe, die die Football-Welt in der jüngeren Vergangenheit erlebt hat. Das schier Undenkbare ist eingetroffen: Tom Brady hat nach zwanzig Jahren, sechs Super Bowl-Siegen und drei MVP-Titeln die New England Patriots und seinen Head Coach Bill Belichick verlassen. Er sucht im zarten Alter von 42 Jahren noch einmal eine neue Herausforderung. Ab heute Mittwoch – wenn der Vertrag unterschrieben werden soll – wird Brady nunmehr für die Tampa Bay Buccaneers auflaufen und sich das mit rund 30 Millionen Dollar bezahlen lassen.

Bei den "Bucs" trifft er auf Head Coach Bruce Arians, ein echter Trainerfuchs, der sich in der Vergangenheit auch durch einen hervorragenden Umgang mit Veteranen-Quarterbacks wie etwa Peyton Manning einen Namen machen konnte. Wie genau Brady in die stark vertikale Offense Tampa Bays hineinpasst, kann man noch nicht abschätzen. Ebenso wenig wie er sich abseits der Patriots schlägt. Das Imperium aus New England hat seinen Darth Vader verloren – ob es damit auch untergeht? Es wird auf jeden Fall ein äußerst gewöhnungsbedürftiges Bild sein, das wir spätestens ab September zu sehen bekommen – wenn Brady in rot-schwarzem Trikot das Spielfeld betritt.

Der Bankraub

Montagabend kam es zu einem NFL-Bankraub auf hohem Niveau. Statt ordentlich Geld oder Diamanten wurde allerdings Wide-Receiver DeAndre Hopkins von Houston nach Arizona transferiert. Die Texans werden von Bill O’Brien in Personalunion geführt, der 50-Jährige ist dort nicht nur Head Coach, sondern auch General Manager. Warum das unüblich und äußerst unklug ist, hat er wieder einmal eindrucksvoll bewiesen. Hopkins gilt als Top-5-Receiver der Liga und auch als wichtigste Anspielstation für Franchise-Quarterback Deshaun Watson.

Dass O’Brien seinem Spielmacher den besten Passfänger und dazu noch einen Viertrunden-Pick im kommenden NFL Draft hergibt, nur um sich die Dienste des zweifellos talentierten, aber doch sehr teuren (18 Millionen Fixgehalt in den kommenden zwei Jahren) Runningbacks in Gestalt von David Johnson zu sichern, lässt Fans wie Experten weiterhin etwas ratlos zurück. O’Brien steht auf Laufspiel, soviel ist sicher. Obendrauf hat er immerhin noch einen Zweitrunden-Pick bekommen. Aber die Cardinals lachen sich richtig ins Fäustchen, Hopkins neben dem künftigen Hall-of-Famer Larrry Fitzgerald als Anspielstationen für den jungen Kyler Murray zu einem lächerlichen Preis ist der Coup des Jahres, wenn nicht schon jetzt des Jahrzehnts.

Das Karussell

Jährlich dreht sich das Quarterback-Karussell. Brady ist nur die Spitze des Eisbergs, dahinter bricht mit Philip Rivers gleich der nächste Veteran zu neuen Abenteuern auf. Der bisherige Spielmacher der Los Angeles Chargers wird im kommenden Jahr bei den Indianapolis Colts das Spiel anführen und soll für den nötigen Drive nach vorne sorgen. Die Colts zeigten sich generell aggressiv in den ersten Tagen der Free Agency, da man sich auch die Dienste von Defensive Tackle DeForest Buckner sicherte. Er kam im Tausch für einen Firstround-Pick von Super Bowl-Finalist San Francisco.

Ebenfalls einen neuen Quarterback haben die Carolina Panthers in Teddy Bridgewater gefunden. Der ehemalige Spielmacher der Minnesota Vikings gab nach schwerer Verletzung nach einem Zwischenstopp bei den Jets in den vergangenen zwei Jahren den Backup QB von Drew Brees bei den New Orleans Saints und sprang in dieser Saison auch für den Veteran ein, als dieser sich an der Hand verletzte. Teddy machte seine Sache so gut, dass sich die Panthers für ein Engagement entschieden. Damit bleibt Bridgewater in der Division. Das bedeutet auch, dass die Zeit von Cam Newton in North Carolina abgelaufen ist. Wo der ehemalige MVP unterkommt, steht noch nicht fest.

Alles beim Alten

Drew Brees bleibt wiederum zwei weitere Jahre bei den Saints und wird damit dort auch seine Karriere beenden. Fest steht auch, dass es jetzt zu zwei Duellen zwischen Brady und Brees kommt – spielen sie beide doch in der gleichen Division.

Ryan Tannehill bekam nach dem sensationellen Erreichen des AFC-Championship-Games von den Tennessee Titans weiterhin das Vertrauen und einen stattlichen Vierjahresvertrag über 118 Millionen Dollar. Dafür schaut Runningback Derrick Henry, der sehr viel größeren Anteil am Erfolg der Titans hatte, mehr oder weniger durch die Finger – er bekam keinen langfristigen Vertrag sondern "nur" den Franchise Tag und damit 12 Millionen Dollar.

Mit einem solchen Tag muss sich auch Dak Prescott abfinden. Nach langem Hin und Her kam kein neuer Vertrag zustande, Dallas Cowboys-Owner Jerry Jones wollte lieber Receiver Amari Cooper mit einem 100-Millionen Dollar-Vertrag ausstatten, als dem Mann der die Bälle auf ihn wirft, zu binden.

Viele Dinge sind darüber hinaus noch passiert. Wide Receiver Stefon Diggs spielt ab sofort bei den Buffalo Bills. Kirk Cousins verlängerte frühzeitig bei den Minnesota Vikings. Und Miami hat sich mit mehreren vielversprechenden Spielern verstärken können. Über all das und noch viel mehr, können wir ausführlich im Forum+ diskutieren. (Martin Senfter, 18.3.2020)