Luzern – Auf zwei Hauptrouten kommen Zugvögel aus ihren afrikanischen Brutgebieten zu uns nach Mittel- und Westeuropa zurück. Eine führt über die Meerenge von Gibraltar, die andere über den Nahen Osten und Osteuropa. Die Wahl der Strecke ist offenbar mit unterschiedlichem Timing verbunden, berichtet nun die Schweizerische Vogelwarte Sempach: Wer die Westroute nimmt, ist im Schnitt eine Woche früher da.

Annahmen mit Daten belegt

Für ihre Studie untersuchten die Wissenschafter die Zugwege von 23 europäischen Vogelarten. Sie stützten sich dabei auf die Daten von rund 600 mit Geolokatoren ausgerüsteten Vögeln. Die Auswertung zeigte dann, dass die Rückkehr aus den Winterquartieren zu den Brutplätzen nicht simultan erfolgt.

Mit der detaillierten Auswertung habe man bisherige Annahmen bestätigt, hieß es bei der Vogelwarte. Die Studie zeige, dass die verzögerte Ankunft der Ostzieher den späteren Frühlingsbeginn in Osteuropa widerspiegle, wo ein kontinentaleres Klima vorherrscht.

Die Ankunft der Vögel folge einer Art "grüner Welle" von Süden nach Norden. Die meisten Vogelarten in Westeuropa kommen auf der Westroute an, es gibt laut der Vogelwarte aber Ausnahmen, wie etwa der Neuntöter, die Klappergrasmücke oder der Sumpfrohrsänger. Auslöser für die Rückkehr sei eine innere Uhr, die sich an der Tageslänge orientiere.

Klimawandel könnte das System durcheinander bringen

Die Vogelwarte hält fest, dass diese Art der Forschung auch allfällige Effekte zeigen könne, wie der Klimawandel langfristig die Zugsysteme beeinflusst. Für das Überleben und den Fortpflanzungserfolg von Zugvögeln sei es wichtig, dass sie den Zeitpunkt ihrer Rückkehr auf die lokale Entwicklung der Vegetation abstimmen können.

Komme der Frühling sehr früh, riskierten die Zugvögel zu einem Zeitpunkt aus Afrika zurückzukehren, an dem die Vegetation bereits weit fortgeschritten ist und damit das spätere Nahrungsangebot für ihre Jungen, wie etwa Raupen, bereits wieder abnimmt. Besorgniserregend sei insbesondere die Geschwindigkeit, mit der sich die klimatischen Bedingungen verändern, weil nicht klar sei, ob die Vögel mit diesem Tempo Schritt halten können. (APA, red, 22. 3. 2020)