"Alive" fühlt sich Vincent Bueno, Song Contest gibt es trotzdem keinen.

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Wien – Der 65. Eurovision Song Contest (ESC) wird nicht heuer stattfinden. Nach eingehender Diskussion sei man zum Entschluss gekommen, dass aufgrund der Auswirkungen des Coronavirus in Europa der Bewerb nicht durchführbar ist. Diese "schwierige Entscheidung" hat die European Broadcasting Union (EBU) als Veranstalter am Mittwoch mitgeteilt. Für Österreich hätte Vincent Bueno teilgenommen.

"In den vergangenen Wochen haben wir verschiedene alternative Optionen durchgespielt, um am Eurovision Song Contest festhalten zu können", heißt es im offiziellen Statement auf der ESC-Website. Die "Unsicherheit" durch die Verbreitung von Covid-19 in Europa sowie damit verbundene Restriktionen auch im Ausrichterland Niederlande hätten letztlich zur Absage geführt. Der Gesangswettbewerb wäre von 12. bis 16. Mai in Rotterdam über die Bühne gegangen. Üblicherweise sind bei den beiden Semifinals sowie dem großen Finale mehrere tausend Besucher vor Ort.

Die Entscheidung nachvollziehen kann jedenfalls auch Bueno, der mit der selbstkomponierten Nummer "Alive" vom ORF ins Rennen geschickt worden wäre. "Natürlich berührt mich diese Nachricht sehr, aber Sicherheit hat immer Vorrang", betonte er in einem Statement gegenüber der APA. "Man kann das Glas halb voll oder halb leer sehen. Mein ganzes Team und ich haben zwar viel Leidenschaft, Zeit und Herzblut in den Song Contest gesteckt, aber jetzt kann ich in dieser für alle schwierigen Zeit zu 100 Prozent für meine Familie da sein, und meine Töchter müssen mich nicht ständig vermissen."

"Unendlich schade"

Auch ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner fand die Absage in einer ersten Reaktion "unendlich schade", allerdings sei es von der EBU die "einzig richtige Entscheidung". "Es geht hier immerhin um die Gesundheit der InterpretInnen und Delegationen aus 41 Ländern sowie der MitarbeiterInnen in Rotterdam – und die hat immer Priorität." Der Song Contest zeichne sich dadurch aus, "dass Tausende Menschen aus zahlreichen Nationen zwei Wochen lang in der Host-City ein völkerverbindendes Fest der Musik feiern – und genau das wäre im Moment nicht zu verantworten".

Wie es mit der 65. Ausgabe des Wettbewerbs nun weiter geht, soll sich in den kommenden Tagen und Wochen klären. Einerseits befindet sich die EBU nach wie vor in Gesprächen mit der Stadt Rotterdam, was eine Durchführung des ESC 2021 angeht. Andererseits bittet man auch um Geduld, während man sich den "Auswirkungen dieser beispiellosen Entscheidung" stellt. Eine Verschiebung auf einen späteren Termin in diesem Jahr wäre jedenfalls keine Option gewesen, da man auch in den kommenden Monaten noch mit Einschränkungen durch das Coronavirus rechnet.

Ebenso wenig machbar wäre ein Event ohne Publikum aufgrund der aktuellen Auflagen und Reisebeschränkungen. "Das einzigartige Format des Song Contest als internationales Liveevent bedeutet letztlich, dass es keine realistische Alternative dazu gibt. Deshalb haben wir keine andere Möglichkeit als die Show abzusagen." Ob die von den 41 teilnehmenden Ländern ausgewählten Künstler nun auch im kommenden Jahr dabei sein werden, könne derzeit noch nicht gesagt werden. Das werde zwischen der ESC-Reference-Group und den einzelnen Rundfunkanstalten entschieden. (APA, 18.3.20)