Es ist die Zeit der großen Aufgeregtheit. Wie wird sich die Pandemie entwickeln, was werden die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf unser Leben sein? Niemand kennt darauf verlässliche Antworten, und genau diese Unsicherheit nagt an vielen Nerven.

Dabei muss sich die Bevölkerung vor Augen führen, dass der aktuelle Krisenmodus bedeutet, dass die gesamte Politik auf Sicht agieren muss. Sprich: Die Entscheidungsträger werden Fehler machen, manchmal zu spät, manchmal zu früh agieren, manchmal zu aggressiv und manchmal zu wenig entschlossen.

In der Krise wird es jedenfalls auch massiv darum gehen, den richtigen Ton zu finden. Das heißt erstens, dass nicht jedes düstere Szenario sofort als Arbeitsbasis für die kommenden Monate angenommen werden darf. Katastrophen- und Weltuntergangsszenarien helfen niemandem, zumal sich die Lage aktuell täglich ändert. Das heißt aber auch, dass eine realistische Abschätzung der Gefahren stattfinden muss – und zwar auch abseits der Gesundheitspolitik, in der Wirtschaft.

Klar ist, dass sämtliche großen Volkswirtschaften in eine temporäre Rezession rutschen werden. Das Coronavirus wird eine Schneise der Verwüstung durch Arbeitsmarkt und Unternehmen ziehen. Das gilt auch für Österreich. Hier geht es aber dennoch darum, besonnen zu agieren und nicht panisch zu werden. Nationalbankgouverneur Robert Holzmann sagt in einem STANDARD-Interview, dass die Kräfte der Marktwirtschaft nun nicht ausgesetzt werden dürfen. Das ist schon was dran: Der Staat wird und kann nicht alle Unternehmen auffangen, auch in einer solchen Krise nicht, das wäre unleistbar. Fatal wäre in der Tat, Unternehmen Milliarden nachzuschmeißen, die auch ohne Corona auf dem Weg zur Pleite waren.

Das Coronavirus wird eine Schneise der Verwüstung durch Arbeitsmarkt und Unternehmen ziehen.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Andererseits aber muss mehr getan werden, um dort zu intervenieren, wo Hilfe möglich ist. Nach anfänglichem Zögern hat die Regierung in Österreich am Mittwoch nachgelegt und richtigerweise ein 38-Milliarden-Euro-Hilfspaket für die Wirtschaft angekündigt. Das ist gut, aber alle Umsatzverluste werden nicht aufgefangen werden können; jeder Arbeitsplatz ist nicht rettbar. Dafür gibt es Bereiche, bei denen nachgeschärft gehört: In der aktuellen Lage werden viele Österreicher ihre Kreditraten nicht bezahlen. Das betrifft Unternehmen wie Haushalte. Es kann nicht den Banken überlassen werden, sich das mit den Kunden einzeln auszumachen, das gehört geregelt und Rückzahlungen gestundet. Genauso wird es deutlich mehr Mittel für Kurzarbeit geben müssen. Das Modell ist gut, um Arbeitsplätze zu retten, wird aber kosten.

Wir dürfen allerdings nicht in einen Panikmodus verfallen: In den USA werden aktuell Cashzahlungen an alle Haushalte überlegt. Dort, wo das notwendig ist, weil plötzlich Menschen von einem Tag auf den anderen alle Einnahmen weggebrochen sind und es keine Absicherung gibt, ist das sicher ein Modell. In Österreich wären Selbstständige, die kein Arbeitslosengeld bekommen, so ein Fall. Einfach Geld an alle Haushalte unabhängig von jeder Bedürftigkeit zu verteilen ist aber weder sinnvoll noch leistbar.

Zumal diese Krise ein Marathon und kein Sprint wird: Auch die Ausgaben für Arbeitslosengeld werden in den kommenden Monaten steigen, ebenso staatliche Insolvenzhaftungen. Die Entscheidungsträger müssen jetzt ruhig diskutieren. Wir brauchen weniger Aufgeregtheit und einen langen Atem. (András Szigetvari, 19.3.2020)