Dass man sich, seine Familie und Freunde derzeit am besten durch "Social Distancing" vor dem Coronavirus schützt, dürfte mittlerweile jedem klar sein. Unterwegs hingegen können Schutzmasken und Handschuhe dabei helfen, das Virus nicht weiterzuverbreiten.

Glaubt man den Anbietern verschiedener Luftreinigergeräte, gibt es auch technische Lösungen, um die Luft in den eigenen vier Wänden "virusfrei" zu halten. Doch das Versprechen ist trügerisch und suggeriert falsche Sicherheit.

Filter und UV-Licht

"Bekämpfe das Coronavirus mit neuester Technologie", behaupten etwa die Macher des Hextio Black. Sie haben auf der Crowdfundingplattform Indiegogo damit begonnen, Geld für ihr Gerät zu sammeln (hier noch über das Web Archive abrufbar), das angeblich schon in Krankenhäusern in Wuhan eingesetzt werde und Viren schon beim ersten Luftdurchlauf eliminieren könne. Rund 8.000 Dollar waren dem Projekt schon zugesagt worden, ehe es Indiegogo nun unter Untersuchung gestellt und zumindest vorübergehend gesperrt hat.

LUFTQI 樂福氣

Ein anderer Anbieter namens Luft Qi erspart sich zwar den direkten Verweis auf Sars-CoV-2, gibt aber ebenfalls an, mit seinem Gerät unter anderem Viren abtöten zu können – und das sogar ohne Verwendung eines Hepa-Filters. Mittels UV-Lampe und eines einfachen Metallgitters will man den Erregern beikommen.

Gegenüber einem User auf der eigenen Facebook-Seite gibt man an, dass man die Zellwände von Bakterien und Viren so zerstören würde. Über 2.300 Interessenten haben dem Projekt bisher 400.000 Euro zugesagt. Zum Zeitpunkt der Texterstellung (18. März) war die Kampagne auf Indiegogo noch zugänglich und die finanzielle Unterstützung möglich.

Foto: Screenshot

Sowohl Black als auch Luft stehen beispielhaft für eine Reihe von Unternehmen, die versprechen, mit ihren Luftreinigungssystemen das Virus k. o. zu setzen. Doch diese Angaben, gern verbreitet auch in Werbung auf Google und in sozialen Netzwerken, sind irreführend.

Zu kurze Bestrahlungszeit

Im Falle von Luft liegt das schlicht an der Größe und der Funktionsweise des Geräts. Das Coronavirus soll sich tatsächlich durch ultraviolettes Licht zerstören lassen, weswegen laut "The Star" in Schanghai entsprechende Systeme im Rahmen der Reinigung von Bussen des Nahverkehrssystems getestet werden.

Der Haken ist jedoch, dass zur Eliminierung von vielen Viren eine flächendeckende Bestrahlung über viele Minuten notwendig ist, um eine effektive Desinfektion zu ermöglichen, schreibt Arthur Sowers, pensionierter Wissenschafter, der einst an der University of Illinois tätig war, an "Cape Gazette". Bei Luft hingegen passiert jeweils nur ein kleines Luftvolumen das Gerät in sehr kurzer Zeit.

Ebenso beruft sich Luft auf die Implementation eines "Nanoreaktors", der nach dem Prinzip der Photokatalyse funktioniert. Laut jüngeren Erkenntnissen gilt dieser Prozess aber noch nicht als ausreichend ausgereift für den alltäglichen Einsatz und ist daher weiterhin stark in Evaluierung.

Hepa-Filter sind zu grob

Bei filterbasierten Reinigungsgeräten liegt das Problem hingegen darin, dass das Virus selbst zu klein ist, um zuverlässig abgefangen zu werden. Hepa-Filter können Partikel bis zu 0,3 Mikrometer abfangen. Der Durchmesser von Sars-CoV-2 beträgt allerdings nur rund 0,1 Mikrometer, erklärt Erin Sorrell, Mikrobiologin vom Georgetown Center for Global Health Science and Security, gegenüber "Buzzfeed".

Daraus lässt sich schließen, dass selbst eine Kombination aus Hepa-Filter und UV-Licht keinen zuverlässigen Schutz bieten kann, da schlicht nicht gewährleistet ist, dass das Virus lange genug "gefangen" ist, um durch die Bestrahlung zerstört zu werden. Wie lange das Coronavirus damit behandelt werden müsste, um eliminiert zu werden, ist nicht bekannt, wenige Sekunden sind aber jedenfalls viel zu kurz.

Masken verhindern Tröpfcheninfektion

Mit dem Funktionsprinzip von Schutzmasken haben die Luftfilter nicht viel gemein. Die Masken, die dem Standard FFP2 oder FFP3 entsprechen, lassen Teilchen ab einer Größe von 0,6 Mikrometer nicht mehr passieren. Das soll die Verbreitung des Virus auf seinem Hauptinfektionsweg – Tröpfcheninfektion, etwa über Sprechen, Husten oder Niesen – unterbinden. Die dabei verbreiteten Tröpfchen überschreiten das Größenlimit und werden daher abgefangen. (gpi, 18.3.2020)