Kunst zur Corona-Krise: Lange, bevor das Coronavirus unser Leben radikal verändert hat, gestaltete die Künstlerin Anna Weninger im Rahmen ihrer Ausbildung diese aufwendig verzierte Mundschutzmaske. Damals, im Jahr 2013, war Weninger noch Studentin der Kunst- und Modeschule Herbststraße in Wien – und ein Mundschutz auf der Straße für viele ein etwas spleeniges Accessoire. Sieben Jahre später ist die medizinische Variante der Maske begehrte Mangelware, die dringend benötigt wird.

Foto: Anna Weninger

Wien – Corona-schulfrei bedeutet nicht Corona-Ferien. Es muss weiterhin gelernt werden. Nur eben zu Hause. Das Homeschooling, zu dem die Schülerinnen und Schüler seit Montag gezwungen sind, ist nicht nur eine technisch-logistische Herausforderung. Es geht auch darum, diese Form des Lernens zu lernen und selbst zu organisieren. Oberstufenschüler, vor allem in den Maturaklassen, sind da ganz besonders gefordert.

"Bei den Maturanten liegen die Nerven blank", erzählt Gabriele Sulzgruber-Schartl, die Direktorin der Kunst- und Modeschule Herbststraße in Wien, an der Schüler ab 14 und Studierende ab 18 verschiedene Fachbereiche besuchen: "Es geht allen darum, dass es im Herbst keine Probleme mit der Aufnahme an die Unis gibt. Sie wollen durch die Maturaverschiebung keine Verzögerung in ihrer Laufbahn haben." Bildungsminister Heinz Faßmann hat ja im STANDARD-Interview angekündigt, dass die heurige Matura frühestens ab 18. Mai stattfinden wird. Regulärer Starttermin wäre 5. Mai gewesen.

Sulzgruber-Schartl geht bereits jetzt von Ausnahmeregelungen für die Uniaufnahme aus. Sie selbst hat mit ihrem Lehrerteam die Schüler schon am Donnerstag auf die Einstellung des schulischen Unterrichts vorbereitet. Seit Montag ist die KunstModeDesign Herbststraße flächendeckend auf Online-Unterricht umgestellt.

Der Stundenplan ist aufrecht

"Der Stundenplan ist für alle komplett aufrecht", sagt die Direktorin und lobt: "Die Schüler, Schülerinnen und unsere Studierenden leisten derzeit einfach Großartiges." Ein hilfreiches Tool ist das digitale Klassenbuch "WebUntis", das auch als App verfügbar ist. Darin wird der Lehrstoff eingetragen, damit die Fernlehre auch dokumentiert ist. In den Unterrichtsstunden – ja, die gibt es unverändert – werden Arbeitsaufträge via Live-Chat vergeben. Umgekehrt sehen die Schüler, wann welche Lehrkraft für Fragen oder Feedback erreichbar ist. Die Bearbeitung des Unterrichtsmaterials "fließt in die Beurteilung mit ein und wird wie eine Mitarbeit oder Hausübung gezählt", betont Sulzgruber-Schartl. Es gibt Videokonferenzen und Online-Tutorials für den fachpraktischen Unterricht. Über ihren E-Mail-Verteiler kann die Schulleiterin mit allen 650 Schülern direkt kommunizieren.

Stellen Sie den Wecker!

Die Schüler wurden auch mit Tipps zur Selbstorganisation zu Hause versorgt. Lehrerin Lisa-Marie Hermann rät den Teenagern als Erstes unter dem Punkt "Aufstehen!": "Stellen Sie sich einen Wecker, stehen Sie wie an einem Schul-/Arbeitstag auf, behalten Sie Ihre gewohnte Routine bei." Und da der Schulweg ja entfällt, "gehen sich ohnehin ein paar Minuten Extra-Schlaf aus". Nach dem Blick in die Mailbox sollen die Schüler "je nach Stundenplan, an den Aufgaben und Inhalten arbeiten". Feste Arbeitszeiten, To-do-Listen, aber auch ein Pausenplan sollen beim Heimlernen helfen. Ein wichtiger Tipp noch: "So verlockend Couch und Bett auch erscheinen mögen" – produktiver Arbeitsplatz sind sie nicht.

Und damit nicht nur Geist und Gehirn weiter trainiert werden, bietet eine Lehrerin der Herbststraße auch dafür Abhilfe an. Sie hat einen Youtube-Kanal "Trendy Sandy" mit täglichen Workouts gestartet – nicht nur für Schülerinnen und Schüler im Social-Distancing-Modus zum Mitmachen. (Lisa Nimmervoll, 19.3.2020)