Die beiden Helfer.

Foto: Massimo Temporelli

Dem Erfindungsgeist der Ärzte und zweier Start-up-Gründer ist es zu verdanken, dass mindestens zehn schwerkranke Menschen in der Intensivstation des Spitals von Brescia weiter mit Luft versorgt werden. Die Ventile der Beatmungsgeräte waren knapp geworden, aber auf kommerziellem Wege nicht mehr zeitnah zu bekommen.

Also folgten Cristian Fracassi, Gründer des 3D-Druck-Start-ups Isinnova, und Alessandro Ramaioli, Technikchef des 3D-Druck-Start-ups, dem Aufruf. Fracassi brachte einen 3D-Drucker ins Krankenhaus. Weil der Hersteller der Beatmungsmaschinen, Intersurgical, die Modelldatei nicht bereitstellte, bauten sie es binnen weniger Stunden kurzerhand selber nach.

Angebliche Drohung

Das sorgte für viel öffentlichen Beifall für die Beteiligten. Allerdings kursierten schnell auch Berichte über eine Klagsdrohung von Intersurgical gegen die Helfer wegen einer Urheberrechtsverletzung. Teils wurde sogar behauptet, dass bereits eine Klage eingebracht worden wäre. Das zog schnell heftige Kritik an dem Unternehmen nach sich. Die Ereignisse haben sich aber so nicht zugetragen.

Gegenüber "The Verge" berichtet Ramaioli, der den Kontakt mit Intersurgical gesucht hat, vom Anruf. Die Person, die er erreicht hatte, sei nicht in der Lage gewesen, das 3D-Modell des Ventils bereitzustellen, da es sich um Firmeneigentum handle. Eine Drohung gab es aber nicht. Laut Massimo Temporelli, der die Helfer für das Spital engagiert hatte, erfolgte nur ein Hinweis, dass das Nachbauen technisch gesehen eigentlich nicht legal war. Aber auch er spricht nicht von einer Drohung. Ein früheres, missverstandenes oder falsch übersetztes Zitat von ihm dürfte Auslöser für die Falschnachrichten gewesen sein.

Ramaioli und Fracassi sind auch weiter in die Herstellung von Ersatzventilen involviert. Mittlerweile werden sie von einer weiteren Firma – Lonati – unterstützt, die über besseres Druck-Equipment verfügt.

Hersteller "enttäuscht" von Fake-News

Die Darstellung bestätigt auch Intersurgical selbst. Man schließt kategorisch aus, dass jemandem gedroht worden sei. Die italienische Abteilung des Konzerns tue ihr Bestes, um Ausrüstung bereitzustellen, und habe in vielen Fällen sogar das Ventil kostenlos bereitgestellt.

Auch der vielfach überlieferte Listenpreis von 10.000 Euro stimmt so nicht. Das Teil gehört zu einer Beatmungsmaske und kostet für sich allein nur wenige Euro. Es sei "sehr enttäuschend", dass in einem Klima wie diesem solche Falschmeldungen kursieren würden, so Intersurgical weiter. (gpi, 19.3.2020)